Pneumologie 2011; 65(09): 519
DOI: 10.1055/s-0031-1283316
Pneumo-Fokus
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Angiologie - Obstruktive Schlafapnoe lässt Aortenaneurysmen schneller wachsen

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Publication Date:
06 September 2011 (online)

 
 

Nicht einmal jeder Zweite überlebt die Ruptur eines abdominellen Aortenaneurysmas. Die Wahrscheinlichkeit für eine Ruptur hängt vom Durchmesser der Gefäßaussackung und ihrer Expansionsgeschwindigkeit ab. Eine obstruktive Schlafapnoe hat sich in einer klinischen Studie von R. H. Mason et al. als Risikofaktor für ein rasches Aneurysmawachstum erwiesen.
Am J Respir Crit Care Med 2011; 183: 668-674

Zur Mitwirkung an der Studie erklärten sich 127 Patienten bereit, die wegen eines abdominellen Aortenaneurysmas an einem klinischen Beobachtungsprogramm teilnahmen. Sie wurden einer Polysomnografie unterzogen, bei welcher der Sauerstoffentsättigungs-Index (ODI) und der Apnoe/Hypopnoe-Index (AHI) ausgewertet wurden. Das Wachstum des Aneurysmas wurde retrospektiv anhand vorhandener Ultraschallbefunde erfasst.

Hohe Prävalenz

Die obstruktive Schlafapnoe zeigte in diesem Kollektiv mit einem mittleren Alter von 67,9 Jahren eine außerordentlich hohe Prävalenz: Bei 40,5 bzw. 41,5 % der Patienten fand sich ein ODI oder AHI > 10. Die mediane jährliche Wachstumsgeschwindigkeit des Aneurysmas war gemäß univariater Analyse bei Patienten mit einem ODI > 30 mit 2,9 mm/Jahr deutlich höher als bei Patienten mit einem ODI zwischen 0 und 5 (1,2 mm/Jahr) oder bei Patienten mit einem ODI zwischen 6 und 15 (1,3 mm/Jahr, jeweils p < 0,05). Auch nach Kontrolle für kardiovaskuläre Risikofaktoren und Medikationen in der multivariaten Analyse erwies sich ein ODI > 30 als unabhängiger Risikofaktor für das Aneurysmawachstum. Beim AHI wurde nur in der multivariaten Analyse eine ähnliche signifikante Assoziation deutlich.

Hintergrund

Eine Schlafapnoe ist assoziiert mit der Entwicklung einer Atherosklerose und ihrer Komplikationen. Warum eine Schlafapnoe die Aortenwand überstrapaziert, könnte auf mehrerlei Weise erklärt werden. Z. B. können am Ende von Apnoephasen aufgrund des massiven sympathikotonen Stimulus Blutdruckanstiege von bis zu 80 mmHg stattfinden. Wiederholte Blutdruckschwankungen in diesem Ausmaß dehnen nicht nur die Wand des Aneurysmas, sondern verursachen exzessive Scherkräfte in allen Gefäßregionen, die von Atherosklerose betroffen sind. Dazu kommt, dass der Blutdruck bei Patienten mit obstruktiver Schlafapnoe auch während des Tages oft erhöht ist.

Fazit

Die obstruktive Schlafapnoe ist ein Risikofaktor für das Wachstum von Aortenaneurysmen. Man nimmt an, dass dahinter massive nächtliche Blutdruckschwankungen stecken. Da die CPAP-Therapie (Continuous Positive Airway Pressure) das Blutdruckprofil glättet, könnte sie auch das Aneurysmenwachstum bremsen. Dies sollte in einer randomisierten, kontrollierten klinischen Studie geprüft werden, so die Autoren.

Martin Bischoff, Planegg


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