Pneumologie 2011; 65(09): 524
DOI: 10.1055/s-0031-1283319
Pneumo-Fokus
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Lunge und Psyche - COPD und Depression gehen oft Hand in Hand

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Publication Date:
06 September 2011 (online)

 
 

    Patienten mit COPD leiden deutlich häufiger an einer Depression als Personen ohne diese Erkrankung. Die ätiologischen Zusammenhänge sind dabei weitgehend unklar. N. A. Hanania et al. haben sich näher mit dieser Thematik befasst.
    Am J Respir Crit Care Med 2011; 183: 604-611

    Die Autoren untersuchten in einer großen Kohorte prospektiv die Prävalenz der Depression bei COPD-Patienten sowie die Ein-flussgrößen. Die Untersuchung basiert auf den Ergebnissen der nicht interventionellen 3-Jahres-Studie ECLIPSE. Ausgewertet wur-den die Daten von 2118 COPD-Patienten sowie von 335 Rauchern und 243 Nichtrauchern ohne COPD. In diesen 3 Gruppen litten jeweils 26, 12 und 7 % an einer Depression. In der COPD-Gruppe fanden sich deutlich höhere Prävalenzen der Depression bei Frauen (p < 0,001), aktiven Rauchern (p = 0,012), Patienten unter 60 Jahren (p < 0,001) und Patienten mit schwerer COPD (GOLD III und IV, p < 0,003). Bei COPD-Patienten statistisch signifikant mit Depression assoziierte Faktoren waren: vermehrte Ermüdbarkeit, schlechte Lebensqualität, kardiovaskuläre Krankheitsanamnese und verstärkte Dyspnoe, Husten und kürzliche Exazerbationen oder Krankenhausaufenthalte. Dagegen hatten physiologische Marker, z. B. Lungenfunktion oder Gehstrecke, und biologische Messgrößen, wie Entzündungsparameter, kaum einen Einfluss.

    Fazit

    Die Studie ergab, dass klinische und bio-logische Messgrößen mit der Depression bei COPD-Patienten weniger assoziiert sind als die Erkrankungssymptome und die gesundheitsbezogene Lebensqualität.

    Hintergrund

    Depression ist eine der häufigen, aber vielfach unerkannten und entsprechend unbehandelten Komorbiditäten von COPD-Patienten. Es gibt Hinweise auf eine Prävalenz im Bereich von 10-42 %, also weit über der in der Normalbevölkerung. Oftmals ist die Erkrankung auch stärker ausgeprägt. Hinzu kommt, dass die COPD in Verbindung mit einer Depression einen schlechteren Verlauf nimmt als ohne diese Begleiterkrankung: Exazerbationen treten häufiger auf, und die Patienten nehmen die Dienste des Gesundheitssystems häufiger in Anspruch - es gibt sogar Hinweise auf eine erhöhte Mortalität.

    Martin Bischoff, Planegg


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