Raucher haben ein hohes Risiko, ein Emphysem oder interstitielle Lungenveränderungen
zu entwickeln. Zusammenhänge dieser Befunde mit der Lungenkapazität in Abhängigkeit
vom Rauchen beleuchtet eine Kohortenstudie, deren Ergebnisse G. R. Washko et al. vorgestellt
haben.
N Engl J Med 2011; 364: 897-906
Die Arbeitsgruppe nutzte Ergebnisse aus einer Kohortenstudie mit insgesamt 2508 ehemaligen
und aktuellen Rauchern. Von 2416 von ihnen lagen hochauflösende Computertomografien
(HRCT) vor. 1002 der Teilnehmer hatten den GOLD-Kriterien zufolge eine chronisch obstruktive
Lungenerkrankung (COPD), 194 (9 %) wiesen im HRCT interstitielle Lungenveränderungen
auf. Solche HRCT-Befunde waren assoziiert mit einer statistisch signifikant reduzierten
totalen Lungenkapazität von -0,444 l (p < 0,001), gleichzeitig aber auch mit einem
geringeren Ausmaß des Emphysems im Vergleich zu Teilnehmern ohne interstitielle Veränderungen.
Bei einem lungenadaptierten Grenzwert von -950 HU lag der Emphysemanteil bei interstitiellen
Veränderungen um 3 % unter dem von Rauchern ohne solche Befunde, bei einem Grenzwert
von -910 HU um 10 % darunter (jeweils p < 0,001).
Weniger Emphysem - mehr Kapazitätsverlust
Raucher mit interstitiellen Lungenveränderungen wiesen mehr als doppelt so häufig
ein restriktives Lungendefizit auf (definiert als eine Lungenkapazität von weniger
als 80 % des anzunehmenden Werts) als Raucher ohne solche Veränderungen (Odds Ratio
[OR] 2,3; 95 %-Konfidenzintervall [KI] 1,4-3,7; p < 0,001). Gleichzeitig war die Wahrscheinlichkeit
für ein geringeres Ausmaß der COPD bei Vorhandensein von interstitiellen Lungenveränderungen
hoch (OR 0,53; 95 %-KI 0,37-0,76; p < 0,001). Der Effekt der inter-stitiellen Veränderungen
auf die Lungenkapazität und die Ausprägung des Emphysems war dabei abhängig vom COPD-Stadium.
Interstitielle Lungenveränderungen zeigten eine Dosisabhängigkeit vom Tabakkonsum:
Je größer die Tabakexposition der Studienteilnehmer war, umso häufiger waren interstitielle
Lungenveränderungen zu finden. Auch das aktuelle Rauchen war positiv mit diesen Veränderungen
im HRCT assoziiert. Longitudinalstudien müssen zeigen, ob Patienten mit interstitiellen
Lungenveränderungen und den assoziierten Einschränkungen des Lungenvolumens stabil
sind oder ob die Veränderungen progredieren und sich unter Umständen zu einer klinisch
relevanten interstitiellen Lungenerkrankung weiterentwickeln.
Interstitielle Lungenveränderungen sind bei Rauchern nicht selten - in dieser Stu-die
war ein Raucher von 12 betroffen. Dabei gehen diese Befunde mit einer verringerten
Lungenkapazität einher, aber auch mit einem geringeren Ausmaß der Emphysembildung.
Friederike Klein, München
Eine aktuelle Studie untersuchte, wie häufig bei Rauchern interstitielle Lungenveränderungen
auftreten.
(Bild: creativ collection)