Z Orthop Unfall 2011; 149(04): 374
DOI: 10.1055/s-0031-1286553
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Kreuzbandruptur – Doppelt hält nicht besser!

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Publication Date:
15 August 2011 (online)

 
 

Die vorliegende Studie vergleicht das klinische Ergebnis von Single-bundle- gegenüber Double-bundle-Rekonstruktion des HKB bei gleichzeitiger Wiederherstellung der posterolateralen Strukturen in einem 2- bis 6-jährigem Nachuntersuchungszeitraum.
Comparison of Single-Bundle versus Double-Bundle Posterior Cruciate Ligament Reconstruction Over a 2- to 6-Year Follow-Up. AM J Sports Med 2011; 39: 481–489

Einleitung

Es gibt wenige klinische Studien, die Single-Bundle (SB)- mit der Double-Bundle (DB)-Technik mit gleichzeitiger Rekonstruktion der posterolateralen Strukturen bei hinterer Kreuzbandruptur vergleichen. Die meisten Studien, ob biomechanisch oder klinisch, verglichen die SB- mit der DB-Rekonstruktion des hinteren Kreuzbandes (HKB) ohne die posterolateralen Strukturen zu stabilisieren, hierbei zeigte sich kein Verfahren dem anderen signifikant überlegen [1]. Die Hypothese dieser Studie war, dass die DB-Technik mit Rekonstruktion der posterolateralen Strukturen (Außenband/Politeussehne) der SB-Technik hinsichtlich den klinischen Scores und der Stabilität überlegen ist.


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Studiendesign

Die Studie schloss 42 Patienten mit HKB-Ruptur ein, davon wurden 23 in transtibialer SB-Technik mit Achillessehnentransplantat und 19 in DB-Technik mittels Tibialis-posterior-Sehnentransplantat versorgt. In beiden Gruppen wurde in gleicher Sitzung die posterolaterale Instabilität durch die Rekonstruktion des Außenbands und der Popliteussehne behandelt. Es wurde die a-p-Translation im seitlichen Röntgenbild mit 15 kPa Kraftapplikation auf die Tibia von ventral gemessen. Des Weiteren erfolgten a-p-Röntgenaufnahmen mit 15 kPa Varusstress. Zudem wurden die klinischen Scores (Lysholm und IKDC) in einem Nachuntersuchungszeitraum von 2 Jahren erhoben.

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Bild: Schünke M et al. Prometheus. Allgemeine Anatomie und Bewegungsapparat. (Grafik: M. Voll Stuttgart: Thieme, 2004)

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Ergebnisse

Es gab keinen signifikanten Unterschied zwischen der SB- und der DB-Rekonstruktion in der posterioren Translation im Telos-Stress Röntgen (4,2 ± 1,7 vs. 3,9 ± 1,6 mm; p = 0,628). In Bezug auf die posterolaterale Rotationsinstabilität gab es keinen signifikanten Unterschied zwischen den beiden Gruppen (5,3° ± 2,7° vs. 5,1° ± 2,4° bei 30° Flexion [p = 0,800]; 6,7° ± 2,7° vs. 6,7° ± 2,4° bei 90° Flexion [p = 0,917]) ebenso in den Varus-Stress Röntgenaufnahmen (1,2 ± 1,2 vs. 1,3 ± 1,4 mm; p = 0,722). Der Lysholm-Knie-Score war in der Single-bundle. Gruppe 85,7 ± 7,6 und 87,7 ± 7,3 in der Double-bundle-Gruppe, und zeigte so ebenfalls keine Signifikanz (p = 0,392). Auch die Ergebnisse des IKDC-Scores zeigten keine signifikanten Unterschiede zwischen den Gruppen (p = 0,969).

Kommentar

In dieser Kohorten-Studie (Level 3 of evidence) konnte gezeigt werden, dass es keine signifikanten Unterschiede zwischen SB- und DB-Rekonstruktion des HKB bei gleichzeitiger anatomischer Rekonstruktion der posterolateralen Strukturen des Knies gab. Dies gilt sowohl für die klinischen Scores (Lysholm und IKDC) als auch für die radiologischen Ergebnisse bez. der posterlateralen Stabilität. Die Ergebnisse gleichen anderen Studien [2], [3], in denen ebenfalls keine signifikant besseren Ergebnisse der DB- gegenüber SB-Technik erzielt wurden, wenn auch in diesen Studien keine gleichzeitige Rekonstruktion der posterolateralen Strukturen und eine andere OP-Technik (Tibial-inlay-Technik) angewandt wurde.

Die vorliegende Studie hat jedoch einige Limitierungen: Einerseits wurden in den beiden Vergleichsgruppen nicht die gleichen Transplantate verwandt (SB-Achillessehne, DB-Tibialis-posterior-Sehne), andererseits sind die gewählten Gruppengrößen hinsichtlich ihrer statistischen Aussagekraft zu klein. Eine weitere Fehlerquelle besteht außerdem darin, dass in der seitlichen Aufnahme, die als Referenz für die a-p-Translation verwandt wurde, die Rotation der Tibia nicht immer exakt gleich ist und somit eine große Varianz auftritt. Es scheint jedoch – wie auch in der vorderen Kreuzbandchirurgie – der Trend von der DB-Technik zurück zur SB-Techink zu bestehen.

Dr. med. Marco Ezechieli

Dr. med. Marco Ezechieli
Orthopädische Klinik der Medizinischen Hochschule Hannover im Annastift
E-Mail:
marco.ezechieli@ddh-gruppe.de


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  • Literatur

  • 1 Wang CJ, Weng LH, Hsu CC, Chan YS. Arthroscopic single- versus double-bundle posterior cruciate ligament reconstructions using hamstring autograft. Injury. 2004; 35: 1293-1299
  • 2 Bergfeld JA, Graham SM, Parker RD, Valdevit AD, Kambic HE. A bio- mechanical comparison of posterior cruciate ligament reconstruc- tions using single- and double-bundle tibial inlay techniques. Am J Sports Med. 2005; 33: 976-981
  • 3 Markolf KL, Feeley BT, Jackson SR, McAllister DR. Biomechanical studies of double-bundle posterior cruciate ligament reconstructions. J Bone Joint Surg Am. 2006; 88: 1788-1794

  • Literatur

  • 1 Wang CJ, Weng LH, Hsu CC, Chan YS. Arthroscopic single- versus double-bundle posterior cruciate ligament reconstructions using hamstring autograft. Injury. 2004; 35: 1293-1299
  • 2 Bergfeld JA, Graham SM, Parker RD, Valdevit AD, Kambic HE. A bio- mechanical comparison of posterior cruciate ligament reconstruc- tions using single- and double-bundle tibial inlay techniques. Am J Sports Med. 2005; 33: 976-981
  • 3 Markolf KL, Feeley BT, Jackson SR, McAllister DR. Biomechanical studies of double-bundle posterior cruciate ligament reconstructions. J Bone Joint Surg Am. 2006; 88: 1788-1794

 
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Bild: Schünke M et al. Prometheus. Allgemeine Anatomie und Bewegungsapparat. (Grafik: M. Voll Stuttgart: Thieme, 2004)