Der Klinikarzt 2011; 40(08): 372
DOI: 10.1055/s-0031-1286563
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Akute myeloische Leukämie – Verlängertes leukämiefreies Überleben

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Publikationsdatum:
22. August 2011 (online)

 
 

    Patienten mit akuter myeloischer Leukämie (AML) haben nach zunächst erfolgreicher Behandlung ein hohes Rezidivrisiko. Das gilt auch für Patienten, die unter einer Induktionstherapie bereits eine erste komplette Remission erreichen konnten. Innovative Konzepte eines immunstimulatorischen Vorgehens zeigen aber neue Perspektiven auf. So lässt sich das leukämiefreie Überleben (LFS = leukemia free survival) bei einem großen Teil der Patienten durch den kombinierten Einsatz von Histamindihydrochlorid (HDC; Ceplene®) und Interleukin-2 (IL-2) signifikant verlängern.

    Bereits in der Vergangenheit hatte man große Hoffnungen in die Gabe des T-Zell-Wachstumsfaktors IL-2 als Erhaltungstherapie nach erfolgreicher Remission bei AML gehegt, erklärte Prof. Kristoffer Hellstrand, Göteborg (Schweden). Diese wurden jedoch in 6 großen Studien mit mehr als 1400 Patienten enttäuscht. Hellstrand erklärte diesen Rückschlag mit der fortwährenden Inaktivierung der Immunzellen infolge der Bildung hochreaktiver Sauerstoffradikale (ROS) durch myeloische Zellen. Folgerichtig, so der Experte, erschien es sinnvoll, die Immunstimulation durch einen Schutz vor den freien Radikalen zu ergänzen. Als geeignete Substanz hierfür erwies sich das synthetische Histamin-Derivat HDC.

    Die Wirksamkeit des kombinierten, immunstimulatorischen und Immunzell-protektiven Vorgehens konnte in einer randomisierten Phase-III-Studie gezeigt werden, berichtete Prof. Hervé Dombret, Paris (Frankreich). Eingeschlossen in die prospektive Vergleichsstudie waren 320 AML-Patienten, von denen 261 in erster Remission (CR1) und 59 in erneuter Remission waren. Über einen Zeitraum von 18 Monaten erhielten die Patienten entweder HDC plus IL-2 in bis zu 10 Zyklen je 3 Wochen oder keinerlei Erhaltungstherapie, wie es dem derzeitigen Behandlungsstandard entspricht. Alle Patienten wurden 18 weitere Monate nachbeobachtet.

    Bei den kombiniert behandelten CR1-Patienten stieg die mediane Dauer des leukämiefreien Überlebens auf 450 Tage gegenüber 261 Tagen bei den Unbehandelten. Der Anteil der CR1-Patienten, die 3 Jahre lang leukämiefrei blieben, stieg indes von 26 auf 40 %, so Dombret. Dabei profitierten alle Subtypen nach FAB-Klassifikation mit Ausnahme von FAB/M2 AML von der kombinierten Behandlung. Ohne Berücksichtigung dieser Subgruppe stieg der Anteil der leukämiefreien Patienten am Ende der dreijährigen Beobachtungszeit somit von 23 auf 52 %.

    Martin Wiehl, Königstein-Falkenstein

    Quelle: MEDA-Satellitensymposium "Immunotherapy in AML – an Update" am 9. Juni 2011 im Rahmen des EHA 2011 in London. Veranstalter: MEDA


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