Herzinfarkt-Patienten, die sich häufig ärgern oder gestresst sind, haben eine schlechtere Prognose. Das sind die Ergebnisse einer 10-Jahres-Studie des Instituts für Klinische Physiologie in Pisa (Italien), die auf dem Europäischen Kardiologenkongress (ESC) in Paris vorgestellt wurde. Negative Emotionen wie Feindseligkeit, Wut, Depressionen, Angst und soziale Isolation sind Herz schädigend, während positive Gefühle wie Phantasie, Mitgefühl und spirituelle Interessen das Herz schützen, berichten die Studienautoren.
Ärger und Stress begünstigen Rezidiv
Die Studie mit 228 Teilnehmern aus 13 italienischen Herzstationen, die zwischen 1990 und 1995 einen Herzinfarkt erlitten hatten, untersuchte den Einfluss von Verhaltensmustern auf die Prognose von Infarkt-Patienten. Die Patienten wurden zunächst einem Persönlichkeitstest (Cattells Sixteen Personality Factors Questionnaire and Psy Inventory) unterzogen und dann 10 Jahre lang beobachtet. In dieser Zeit gab es 51 kardiale Ereignisse wie einen neuerlichen Herzinfarkt. Mithilfe eines statistischen Analyseverfahrens (Cox Modell) untersuchten die Studienautoren, welche Faktoren (z.B. Alter, Geschlecht, psychische Faktoren, klinische Daten etc.) eine Vorhersage dieser Ereignisse ermöglichten. Die Ergebnisse zeigten, dass das in besonders hohem Ausmaß auf Ärger und Stress bezogene Störungen zutraf. Patienten mit einem hohen Niveau von Ärger und Wut hatten ein 2,3-fach höheres Risiko als Patienten die sich wenig ärgerten. Bei Menschen mit einem hohen Stressniveau betrug das Risiko das 1,9-fache gegenüber jenen mit wenig Stress.
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Während unter den Patienten, die sich wenig ärgerten, 78,5 % in 10 Jahren keinen weiteren Herzinfarkt hatten, waren es unter denen mit einem hohen Wut- und Ärgerniveau nur 57,4 %.
Psychologische Intervention als 3. Standbein neben körperlicher und medikamentöser Therapie
"Diese Zusammenhänge sind bedeutsam für Patienten nach einem akuten Herzinfarkt mit ihrer speziellen Verletzlichkeit und ihrem erhöhten Risiko. Die gute Nachricht ist, dass diese Patienten die Chance haben, ihr Verhalten zu ändern", so Studienleiter Dr. Franco Bonaguidi. "Das ist ein günstiger Zeitpunkt für psychologische Interventionen und Verhaltenstherapie, wenn Patienten dies brauchen.” Diese Ergebnisse, so die Studienautoren, legen die Notwendigkeit eines multidimensionalen therapeutischen Zugangs nahe, der neben körperlicher und medikamentöser Therapie auch eine psychotherapeutische Behandlung einschließt. Diese sollte nicht nur übertriebene Wut und Ärger behandeln, sondern auch tiefer liegenden Schmerz, der sich häufig in Wut und Ärger ausdrückt.
Pressemitteilung idw, 31.8.2011