Pneumologie 2012; 66(01): 28-38
DOI: 10.1055/s-0031-1291530
Übersicht
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Bronchiolitis

Teil 1 – Anatomische Grundlagen, Klassifikation, klinische Präsentation und BildgebungBronchiolitisPart 1 – Anatomic Features, Classification, Clinical Presentation and Imaging
C. Kroegel
1   Medizinische Klinik I, Abt. Pneumologie & Allergologie, Friedrich-Schiller-Universität Jena
,
P. Haidl
2   Fachkrankenhaus Kloster Grafschaft GmbH, Abteilung Pneumologie II, Schmallenberg
,
M. Kohlhäufl
3   Klinik Schillerhöhe, Zentrum für Pneumologie und Thoraxchirurgie, Akademisches Lehrkrankenhaus der Universität Tübingen
,
T. Voshaar*
4   Medizinische Klinik III, Schwerpunkt Pneumologie, Allergologie, Zentrum für Schlaf- und Beatmungsmedizin; Interdisziplinäres Lungenzentrum; Stiftung Krankenhaus Bethanien für die Grafschaft Moers
› Author Affiliations
Further Information

Korrespondenzadresse

Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. Claus Kroegel
Medizinische Klinik I,
Abt. Pneumologie & Allergologie
Friedrich-Schiller-Universität
Erlanger Allee 101,
07740 Jena

Publication History

eingereicht 12 May 2011

akzeptiert nach Revision 16 November 2011

Publication Date:
16 January 2012 (online)

 

Zusammenfassung

Der Terminus „Bronchiolitis“ ist ein Sammelbegriff für ein breites Spektrum von Erkrankungen der kleinen Atemwege unterschiedlicher Ätiologie, Histopathologie, Klinik und Prognose. Aufgrund dieser Variabilität sowie der unspezifischen Symptome und Befunde ist eine bronchioläre Erkrankung oft nicht unmittelbar ersichtlich. Anamnese (Rauchgewohnheiten, chronische Erkrankungen wie z. B. Kollagenosen, Inhalation von Irritantien und bestimmten Medikamenten oder vorausgegangene Transplantation), Klinik (Husten, Dyspnoe), körperlicher Befund (systemische oder pulmonale Infektion, Obstruktion, Überblähung), Röntgenthoraxübersicht und Lungenfunktion können zwar auf die Beteiligung der kleinen Atemwege hinweisen, sind jedoch wenig spezifisch und selten diagnostisch. Dagegen bietet das hoch-auflösende CT (HRCT) der Lunge drei distinkte Kriterien mit diagnostischer und differenzialdiagnostischer Bedeutung: (1) das Blütenzweigzeichen (Tree-in-Bud), (2) zentrilobulär lokalisierte Noduli und (3) ein Mosaik-Muster (deutlicher erkennbar im exspiratorischen CT). Die Übersicht fasst die Grundlagen, die Klassifikation, die Bildgebung und die klinische Präsentation der Erkrankungen der kleinen Atemwege zusammen.


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Abstract

The term “bronchiolitis” refers to a broad spectrum of common conditions related to the small airways associated with a miscellaneous aetiology, histology, clinical features and course. Due to their variability, bronchiolar disorders are generally difficult to diagnose. History (smoking, collagen vascular disease, inhalational injury, medication usage, and organ transplant) may point towards a bronchiolar process. In addition, signs of systemic and pulmonary infection and evidence of air trapping may provide diagnostic hints. Although clinical presentation, physical examination, pulmonary function tests (obstructive ventilatory defect), and plain chest radiographs may demonstrate abnormalities suggesting small airways involvement, they are often non-specific and rarely diagnostic. In contrast, the high-resolution CT (HR-CT) scanning of the chest provides three distinct HR-CT patterns that assist in the diagnosis and differential diagnosis of bronchiolar conditions: (i) a tree-in-bud pattern, (ii) ill-defined centrilobular ground-glass nodules, and (iii) a mosaic attenuation pattern (best visible on expiratory images). The present paper summarises the current knowledge, the classification, imaging, and the clinical presentation of bronchiolar disorders.


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Abkürzungen

ABPA: Allergische bronchopulmonale Aspergillose
BO: Bronchiolitis obliterans
BOOP: Bronchiolitis obliterans organisierende Pneumonie
CF: Cystische Fibrose
EAA: Exogen-allergische Alveolitis (Hypersensitivitätspneumonitis)
DAB: Diffuse Aspirationsbronchiolitis
DIPNECH: Diffuse idiopathische pulmonale neuroendokrine Zellhyperplasie
HRCT: Hoch-auflösendes CT
HTLV-1: Humaner T-lymphotropischer Virus Typ I
OP: Organisierende Pneumonie
PLCH: Pulmonale Langerhans-Zell-Histiozytose
RB: Respiratorische Bronchiolitis
RB-ILD: Respiratorische Bronchiolitis-interstitielle Lungenerkrankung

Einleitung

Der Begriff „Bronchiolitis“ bezeichnet ein Spektrum von Erkrankungen unterschiedlichster Ätiologie und Histopathologie mit variablem klinischem Verlauf und Prognose [1] [2] [3]. Sie gehen entweder mit einer Entzündung oder einer Obliteration der kleinen, luftführenden Atemwege (Bronchioli) sowie den angrenzenden Geweben einher ([Abb. 1]). Der Begriff wurde bereits Anfang des 20. Jahrhunderts von Wilhelm Lange an zwei Fällen mit Bronchiolitis obliterans organisierender Pneumonie (BOOP) geprägt. Aufgrund unzureichender diagnostischer Methoden galten die kleinen Atemwege lange als eine „silent zone“ der Lunge [4], die sich einer klinischen Bewertung entzogen. Erst mit den Möglichkeiten der modernen Bildgebung werden die bronchiolären Erkrankungen als Lokalisation für die Manifestation bronchopulmonaler Erkrankungen wahrgenommen und in zunehmendem Umfang diagnostiziert. Die Übersicht erläutert die anatomischen Grundlagen, die Klassifikation, Bildgebung und die klinische Präsentation der mit den kleinen Atemwegen assoziierten Erkrankungen.

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Abb. 1 Schematische Darstellung der anatomischen Verhältnisse des sekundären Lobulus (A) mit Lokalisation und zentrilobulären Noduli (B) und dem Tree-in-Bud-Zeichen (C).

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Anatomische Definition der Bronchiolen

Das Teilungsmuster der Atemwege folgt einer asymmetrischen Dichotomie, sodass aus jedem Bronchus zwei Tochterbronchi unterschiedlicher Länge hervorgehen ([Abb. 2]). Dabei wird das Lumen zwischen Trachea und terminalen Bronchioli (Durchmesser von ca. 0,5 mm) auf ein 30stel vermindert [4]. Nach morphologischen Kriterien gelten alle knorpelfreien distalen Atemwege als Bronchiolen, was nach der 6. bis 20. Aufteilung erfolgt. Allerdings findet sich keine genaue Unterscheidung zwischen Bronchi und Bronchiolen, da in einigen peripheren Atemwegen von < 1 mm Durchmesser vereinzelt noch kleine Knorpel nachgewiesen werden können [8]. Trotzdem ist aufgrund der morphologischen und funktionellen Systematik eine Unterscheidung von großen und kleinen (< 2 mm) Atemwegen sinnvoll [5].

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Abb. 2 Aufbau der Atemwege mit Bronchien, Bronchioli und Alveolen (mod. nach [4]).

Die Bronchiolen werden in terminale (membranöse) Bronchiolen und respiratorische Bronchiolen unterteilt [6]. Die Bronchioli terminalis sind die periphersten, noch luftleitenden Atemwege und bestehen aus einer fibromuskulären Wand ohne Alveolen zwischen der 6. und 20. Generation [4] [5]. Ihre Zahl wird auf 25 000 bis 65 000 geschätzt [7] [8]. Die terminalen Bronchioli haben eine Länge von 0,8 – 2,5 mm und einen relativ gleichmäßigen luminalen Durchmesser von 0,6 mm.

Distal der terminalen Bronchioli schließen sich die respiratorischen Bronchioli mit oder ohne alveolarisierten Wänden an, mit denen sich die funktionellen Eigenschaften von der Luftleitung zum Gasaustausch (Gasaustauschzone der Lunge, Acinus) ändern. Der Bronchiolus respiratorius führt zum pulmonalen Acinus, der seinerseits mehrere, über Ductuli alveolares miteinander in Verbindung stehende Sacculi alveolares enthält [9]. Im Eintrittsgebiet des zentrilobulären Bronchiolus in den Lobulus hat er einen Durchmesser von ca. 1 mm und eine Wanddicke von < 100 µm und damit eine Größe, die unterhalb der räumlichen Auflösung des HRCT liegt [4].

Der sekundäre Lobulus ist der kleinste von einem Bindegewebsseptum umgebene Abschnitt der Lunge und besteht aus ca. 10 (3 – 24) Acini mit jeweils einem Durchmesser von 0,6 – 1,0 cm [4] [8] [10]. Er ist im Querdurchmesser zwischen 1 – 2,5 cm groß, hat eine polygonale Form und wird von den interlobulären Septen umgeben. In diesen verlaufen die drainierenden Venen und Lymphwege [10]. Die terminalen Bronchiolen mit den begleitenden Lymphgefäßen und terminalen Ästen der Lungenarterien befinden sich im Zentrum, wo sie in die Azini münden. Diese wiederum umfassen die respiratorischen Bronchiolen, Alveolargänge und -säcke. Etwa 400 Alveolen bilden einen Azinus.

Im Gegensatz zur Trachea und den Bronchien (Durchmesser < 10 mm) mit dem typischen respiratorischen Epithel (Flimmer-, Becher-, Bürsten- und Basalzellen sowie seromuköse und endokrine Drüsenzellen) besitzen die Bronchioli (Durchmesser < 1 mm) ein einschichtiges prismatisches Epithel, das von Flimmer- und Clarazellen durchsetzt ist [2] [3] [8]. Das subepitheliale Bindegewebe enthält netzförmig und zirkulär angeordnete glatte Muskelzellen (Tunica muscularis), die relativ zu den großen Atemwegen einen größeren Anteil der Atemwegswand repräsentieren. Die Bronchioli respiratori werden von einem kubischen Epithel ausgekleidet, das anstelle der Gl. bronchiales vereinzelte Becherzellen enthält. Bronchien und Bronchioli werden vom sog. Bronchus-assoziierten lymphatischen Gewebe (BALT) umgeben, das sich in Form follikulär angeordneter, zellreicher Areale darstellt und für die immunologische Verarbeitung von inhalierten Luftbestandteilen von Bedeutung ist.


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Anatomische Zuordnung im HRCT

Die Zuordnung fokaler Lungenläsionen zu anatomischen Kompartimenten der Lunge bildet die Grundlage für die diagnostische Bewertung einer HRCT. Der limitierende Faktor für die Darstellung der Lungenanatomie ist die begrenzte räumliche Auflösung der HRCT von 300 µm bis 500 µm. Diese ermöglicht eine Darstellung bronchialer, vaskulärer oder lymphatischer Leitstrukturen bis auf die Ebene des sekundären Lobulus. Luftgefüllte Atemwege sind unter optimalen Bedingungen bis zur 8. Generation, also bis auf das Niveau der subsegmentalen Bronchien oder Bronchiolen abgrenzbar, denn die Wandstärke dieser Bronchiolen entspricht mit 0,3 mm der Grenze des Auflösungsvermögens der HRCT. Sowohl die Läppchenbronchiolen als auch die intralobulären terminalen und respiratorischen Bronchiolen sind normalerweise ebenso wie die Alveolarsepten (Alveolarwanddicke 0,01 mm) nicht erkennbar. Somit verläuft die Grenze der Darstellbarkeit von Atemwegen (Bronchien und Bronchiolen) etwa auf der halben Distanz zwischen Hilus und Pleura ([Abb. 3]). Die begleitenden Pulmonalarterienäste sind beim Gesunden bis etwa 1 cm vor der Pleuragrenze entsprechend der 16. Generation abgrenzbar [4] [10].

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Abb. 3a Visualisierung von Atemwegen (offener Pfeil) und Gefäßen (Pfeilspitzen) mittels HRCT. b Die Atemwege (schematisch grau-weiß) lassen sich im blau markierten Bereich darstellen. Sie sind hier zur Verdeutlichung schematisch grau-weiß hervorgehoben. Die Grenze der Darstellbarkeit von Bronchien bzw. Bronchiolen entspricht etwa der halben Distanz zwischen Hilus und Pleura. Gefäße können im rötlich markierten Areal visualisiert werden. Beispiele sind hier rot hervorgehoben.

Die septalen Grenzen des sekundären Lobulus sind beim Gesunden nicht erkennbar. Im Rahmen eines pathologischen Prozesses nimmt ihre Breite durch Zellinfiltration und Ödem zu, sodass polygonale Muster im HRCT sichtbar werden.

Das Air trapping (s. unten) lässt sich anhand paariger Inspirations-/Exspirations-Aufnahmen am besten darstellen. Dazu werden zusätzlich zu den üblichen HR-Aufnahmen in Inspiration einzelne repräsentative Schnitte (Mittel- und Unterfelder) in vollständiger Exspiration angefertigt. Dieses Exspirations-HRCT gibt die Lokalisation der Atemwegsobstruktion auf lobulärer Ebene an und verbindet so anatomische mit physiologischen Informationen [9]. Zu berücksichtigen ist, dass ein subsegmentales „air trapping“ auch unter physiologischen Bedingungen in geringem Umfang (< 10 % der Querschnittsfläche) auftreten kann, allerdings bei bronchiolären Erkrankungen deutlicher zur Darstellung kommt. Daher ist neben dem Nachweis eines Mosaik-Musters vor allem die räumliche Ausdehnung für die Diagnose von Bedeutung.


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Ätiologie

Die Ursachen einer Bronchiolitis sind sehr unterschiedlich ([Tab. 1]) und reichen von

Tab. 1

Klinische Formen der Bronchiolitis und assoziierte Ätiologie (mod. nach [1] [2] [4] [11]).

Klinische Formen der Bronchiolitis

Auslöser/assoziierte Erkrankung

Inhalationsbronchiolitis


exogen-allergische Alveolitis

  • Irritantien

  • toxische Gase

  • Reizgase und Mineralstaub

  • flüchtige Chemikalien

  • organische Stäube

infektiöse und post-infektiöse Bronchiolitis

  • Viren (z. B. RSV)

  • atypische Bakterien

  • Mykobakterien

Bronchiolitis obliterans organisierende Pneumonie (sekundärer BOOP)

  • Medikamente

  • Infektionen

  • inhalative Noxen

Kollagenose-assoziierte Bronchiolitis

Sekundärer BOOP

  • rheumatoide Arthritis

  • Sjögren-Syndrom

  • Sklerodermie

mit einer entzündlichen Darmerkrankung assoziierte Bronchiolitis

  • Colitis ulcerosa

Bronchiolitis obliterans-Syndrom, (Posttransplantationsbronchiolitis)

  • Herz-Lungen- und Lungen-Tx

  • Knochenmarktransplantation

paraneoplastische mit Pemphigus assoziierte Bronchiolitis

  • Pemphigus

neuroendokrine Zellhyperplasie mit bronchiolärer Fibrose

  • neuroendokrine Zellhyperplasie

diffuse Panbronchiolitis

  • hereditäre/ethnische Faktoren

kryptogene Bronchiolitis obliterans (COB) (idiopathische BOOP)

  • idiopathisch

mit der jeweiligen Erkrankung assoziierte Bronchiolitis

  • lysinurische Proteinintoleranz

  • familiäre Form der Immundefizienz

  • Ataxie-Teleangiektasie

  • IgA-Nephropathie

  • Chemikalien oder organischen Stäuben oder Noxen,

  • Rauchen,

  • Infektionen,

  • Medikamenten,

  • Kollagenosen bis hin zu

  • Formen ohne erkennbare Ätiologie (idiopathisch) [1] [2].


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Klassifikation

Die größte Schwierigkeit beim Verständnis der Erkrankungen der kleinen Atemwege bildet die Einteilung. Die Ursachen hierfür sind vielfältig. So wird der Terminus „Bronchiolitis“ aus pathologischer, physiologischer sowie klinischer Perspektive jeweils unterschiedlich definiert und betont dabei entweder morphologische oder funktionelle Aspekte. Kompliziert wird der Begriff ferner durch die inzwischen etablierte Zuordnung des Terminus zu bestimmten definierten Erkrankungen, wie beispielsweise der obliterativen Bronchiolitis (Bronchiolitis obliterans) [4] bei chronischer Abstoßung nach LTx. Außerdem wird eine klinische Einteilung durch die lose Assoziation zwischen Auslöser, radiologischem und histologischem Befund erschwert. Eine der überschaubarsten histopathologischen Einteilungen wurde von Myers und Colby vorgeschlagen [11]. Viele andere lehnen sich mehr oder weniger eng an diese Klassifikation an [1] [4], ohne dabei eine befriedigende umfassende Einteilung der Bronchiolitiden zu erzielen.

Um ein möglichst umfassendes Verständnis für die Erkrankungen der kleinen Atemwege zu erlangen, muss aus den o. g. Gründen die Definition der Bronchiolitis unterschiedliche Ordnungskriterien berücksichtigen [12]. Dabei lässt sich eine Parallele zu der gültigen Klassifikation der interstitiellen Lungenerkrankungen erkennen, bei denen die klinische Erkrankung mit unterschiedlichen histologischen Formen kombiniert wird.

  1. Klinisch-ätiologische Klassifikation. Die klinisch-ätiologische Klassifikation berücksichtigt die Ursachen bzw. die klinischen Bedingungen, unter denen sich eine Bronchiolitis entwickelt. Sie basiert auf der nachgewiesenen bzw. vermuteten Ätiologie oder einer bestehenden Grunderkrankung ([Tab. 1]). [Abb. 4] stellt die vielfältigen Überschneidungen zwischen verschiedenen Erkrankungen und histologischen Subtypen schematisch dar.

  2. Klassifikation nach primärer oder sekundärer Bronchiolitis. Neben dieser Klassifikation lässt sich die Bronchiolitis nach der fehlenden oder bestehenden Assoziation mit anderen Erkrankungen differenzieren ([Tab. 2]). Erkrankungen der Lunge können sich dabei ausschließlich in den Bronchioli manifestieren (primäre Bronchiolitis) ([Abb. 5]). Kommt es zu einer Bronchiolitis entweder in Verbindung mit anderen pulmonalen ([Abb. 6]) bzw. extrapulmonalen Krankheiten ([Abb. 7]), spricht man von einer sekundären Bronchiolitis. Sie kann darüber hinaus die einzige Manifestation einer Lungenerkrankung darstellen [1] [13].

  3. Histologische Klassifikation. Auf histopathologischer Ebene lassen sich mehrere Entzündungsmuster differenzieren ([Tab. 3]). Die histologischen Befunde korrelieren in gewissem Umfang mit den radiologischen Veränderungen und lassen gelegentlich den natürlichen Verlauf und die Wirkung einer Therapie voraussagen. Sie sind jedoch unspezifisch, da eine definierte Bronchiolitis bei sehr unterschiedlichen Ursachen vorkommen kann [1] [2] [3] [8] [14]. Umgekehrt verursacht eine definierte Ätiologie unterschiedliche histologische Muster ([Abb. 4]).

  4. Radiologische Klassifikation. Die radiologische Klassifikation erfolgt nach den Befunden der Thorax-HRCT. Diese erlaubt eine Differenzierung von direkten und indirekten Zeichen, die auf definierte pathogenetische Prozesse der Bronchiolitis zurückgehen, die wiederum orientierende diagnostische Hinweise auf das Vorliegen einer der Ursachen ermöglichen kann ([Tab. 4]).

  5. Klassifikation nach dem Krankheitsbeginn und -verlauf. Auch Beginn und Verlauf bronchiolärer Erkrankungen lassen eine Differenzierung zu ([Tab. 5]).

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Abb. 4 Schematische Darstellung verschiedener histologischer Subtypen der Bronchiolitiden sowie der damit assoziierten Erkrankungen. Die in den Kästen stehenden Krankheiten kommen mit den jeweils benannten unterschiedlichen histologischen Subtypen vor.
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Abb. 5 Röntgen-Thorax-Übersicht (a) und CT-Sagitalschnitt (b) eines 31-jährigen Patienten mit akuter Infektionserkrankung auf dem Boden einer Mykoplasmen-Bronchiolitis mit diffus verteilten, zentrilobulären Noduli.
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Abb. 6 Sekundäre Bronchiolitis mit zentrilobulären Noduli und Tree-in-Bud-Zeichen (Pfeilspitze) bei pulmonalen Bronchiektasen im rechten dorsalen Unterlappen bei einer 44-jährigen Patientin.
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Abb. 7 Sekundäre Bronchiolitis mit Mosaik-Muster bei einer 51-jährigen Patientin mit systemisch-progressiver Sklerose.
Tab. 2

Klassifikation der bronchiolären Erkrankungen nach der Beteiligung des Interstitiums und der Assoziation mit anderen Erkrankungen (mod. nach [2]).

Bronchiolitis als isolierte pulmonale Manifestation
(ohne Beteiligung des Interstitiums bzw. Alveolen)
(primäre Bronchiolitis)

  • konstriktive Bronchiolitis (obliterative Bronchiolitis, Bronchiolitis obliterans)

  • akute Bronchiolitis

  • diffuse Panbronchiolitis

  • respiratorische Bronchiolitis-interstitielle Lungenerkrankung (RB-ILD) (Raucherbronchiolitis)

  • Mineralstaub-assoziierte Bronchiolitis (Mineralstaubbronchiolitis)

  • follikuläre Bronchiolitis

  • andere primäre bronchioläre Erkrankungen (diffuse Aspirationsbronchiolitis, lymphozytische Bronchiolitis)

Bronchiolitis neben anderen pulmonalen (interstitielle und bronchiale) Manifestationen
(primäre Bronchiolitis)

  1. Mit Beteiligung der großen Atemwege

    • COPD

    • Asthma

    • Bronchi-/Bronchioloektasen

  2. Mit Beteiligung des Interstitiums bzw. Alveolen

    • exogen-allergische Alveolitis/Pneumonitis

    • respiratorische Bronchiolitis-assoziierte Lungenerkrankung (RB-ILD)

    • desquamative interstitielle Pneumonitis (DIP)

    • kryptogene organisierende Pneumonie (COP bzw. idiopathische BOOP) oder proliferative Bronchiolitis)

Bronchiolitis bei extrapulmonalen Erkrankungen
(sekundäre Bronchiolitis)

  • Kollagenosen (RA, Sklerodermie)

  • paraneoplastischer Pemphigus

  • entzündliche Darmerkrankungen (Colitis ulcerosa, M. Crohn)

  • neuroendokrine Zellhyperplasie

  • progressive zerebelläre Ataxie (Teleangiektasie-Ataxie-Syndrom, Louis-Bar-Syndrom)

Tab. 3

Klassifikation der Bronchiolitis nach dem histopathologischen Muster (nach [1] [2] [5] [14]).

Histologische Klassifikation

Subtypen

Assoziierte Ätiologie bzw. Erkrankungen

Zelluläre Bronchiolitis

  • akute und chronische Bronchiolitis

  • chronische Bronchiolitis mit oder ohne Fibrose

Infekte, Tuberkulose, Asthma, Kollagenosen, Colitis, EAA, Vaskulitiden, inhalative Noxen, Aspiration

  • follikuläre Bronchiolitis

  • diffuse Panbronchiolitis

rheumatoide Arthritis, Sjögren-Syndrom, Immundefekte, Bronchiektasen

Konstriktive Bronchiolitis

Post-LTx (BOS), Post-KM-Tx, Kollagenosen (RA), inhalative Noxen, Colitis und Bronchiektasen, Asthma, zystische Fibrose

Respiratorische Bronchiolitis

  • membranöse Bronchiolitis

  • respiratorische Bronchiolitis

Rauchen-assoziierte Erkrankung, DIP, pulmonale Langerhans-Zell-Histiozytose (PLCH), respiratorische Bronchiolitis mit interstitieller Lungenerkrankung (RB-ILD)

Bronchiolitis obliterans mit intraluminalen Polypen

DAD, Aspirationspneumonie, EAA, Kollagenosen, Colitis, BOOP, COP

Mineralstaub-assoziierte Bronchiolitis

Asbestose, Silikose, andere Pneumokoniosen

Peribronchioläre Metaplasie (Lambertose)

EAA, Fibrose, Bronchiektasen, idiopathisch

Asthma-assoziierte Bronchiolitis

Asthma, allergische Diathese

COPD/Emphysem-assoziierte Bronchiolitis

chronisches Rauchen, Verbrennungsgase

BOS, Bronchiolitis obliterans-Syndrom; COP, kryptogene organisierende Pneumonie; DIP, desquamative interstitielle Pneumonitis; EAA, exogen-allergische Alveolitis, KM-Tx, Knochenmarkstransplantation; LTx, Lungentransplantation; RB-ILD, respiratorische Bronchiolitis-interstitielle Lungenerkrankung

Tab. 4

Direkte und indirekte Zeichen bzw. Muster bei Bronchiolitis, die zugrunde liegende Pathogenese sowie die assoziierten Erkrankungen.

Direkte HRCT-Muster/Zeichen

Indirekte HRCT-Muster/Zeichen

Pathologische Bezeichnung

exsudative (intraluminale) Bronchiolitis

konstruktive (obliterative) Bronchiolitis

HRCT-Veränderungen

  • zentrilobuläre Noduli

  • verzweigte, lineare Verdichtungen (Tree-in-Bud-Muster) sowie gelegentlich

  • zusätzlich Bronchioloektasen möglich

  • mosaikartige Verteilung von Bereichen verminderter Dichte und Perfusion sowie Bereichen erhöhter Dichte und Perfusion (Mosaik-Trübung bzw. Mosaik-Muster), ggf. Headcheese-Zeichen (s. u.)

Pathogenese

  • Verdickung der Bronchiolarwand

  • peribronchioläre Verdickung

  • Mukusfüllung und Verlegung des bronchiolären Lumens

  • bronchioläre Dilatation

  • partielle oder komplette Obstruktion der kleinen Atemwege mit

  • fokaler Hypoxämie der unterventilierten Lungenabschnitte,

  • Reflex-Vasokonstriktion und

  • fokale Lufteinschlüsse (Air trapping)

Assoziierte Entitäten

  • subakute Gas/Toxin-Exposition

  • chronische Infektion (AIDS, Mykobakteriosen)

  • postinfektiös (viral, bakteriell)

  • abklingende Entzündung nach Gas/Toxin-Inhalation (Chlor, NH3 usw.)

  • Kollagenosen (rheumatoide Arthritis)

  • Transplantation (chronische Abstoßung)

  • medikamenteninduziert (D-Penicillamin und Gold)

  • entzündliche Darmerkrankung (Colitis ulcerosa, M. Crohn)

  • diffuse idiopathische pulmonale neuroendokrine Zellhyperplasie (DIPNECH)

  • allergisches Asthma

  • extrinsisch-allergische Alveolitis

  • Rauchen/COPD[1]

  • idiopathisch

1 Eine Bronchiolitis in Verbindung mit COPD gehört zu den häufigsten Bronchiolitiden und wird als chronisch obstruktive Bronchiolitis oder RB bzw. RB-ILD bezeichnet [15,16,17].


Tab. 5

Mit einer zellulären Bronchiolitis assoziierte klinische Situationen bzw. Erkrankungen.

Akut

Akute und chronisch

Chronisch

  • Infektionen (bakteriell/viral)

  • akute Gas/Toxin-Exposition

  • akute Aspiration

  • Wegener's Granulomatose

  • idiopathisch

  • Infektionen (bakteriell/viral)

  • distal von Bronchiektasen

  • entzündliche Darmerkrankung

  • Kollagenosen

  • diffuse Panbronchiolitis

  • subakute Aspiration

  • Transplantatabstoßung

  • Wegener's Granulomatose

  • Tuberkulose

  • idiopathisch

  • distal manifeste Bronchiektasen

  • Vaskulitiden/Kollagenosen

  • entzündliche Darmerkrankung

  • allergisches Asthma

  • exogen-allergische Alveolitis (EAA)

  • Transplantatabstoßung

  • lymphoproliferative Erkrankung

  • diffuse Panbronchiolitis

  • respiratorische Bronchiolitis

  • chronische Aspiration

  • Tuberkulose

  • idiopathisch


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Anamnese

Eine für die Bronchiolitis relevante Anamnese umfasst neben Beginn und Dauer der Symptome ([Tab. 5]) und einer möglicherweise bestehenden Grunderkrankung (immunologisch-hypererge Erkrankungen, Kollagenosen) vor allem auch Fragen nach der Exposition gegenüber inhalativen Noxen (toxische Gase, Mineralstaub, organische Stäube, Rauchen), Infektionen des Respirationstraktes, Medikamenteneinnahme (D-Penicillamin, Gold, Sirolimus) ([Abb. 8]) und Transplantation [11] [18] ([Tab. 1]). Aber auch der ethnische Hintergrund (Japan, China, Korea) ebenso wie hereditäre Erkrankungen (zystische Fibrose, dyskinetisches Ziliensyndrom) können ein Hinweis auf Vorliegen einer bronchiolären Erkrankung sein [19] [20]. Bei älteren, bettlägerigen Patienten oder bei oropharyngealer Dysphagie sollte an eine chronisch diffuse Aspirationsbronchiolitis (DAB) gedacht werden [21]. Eine akute diffuse (Pan-)Bronchiolitis tritt auch bei vollkommen gesunden, nicht-asiatischen Personen z. B. im Rahmen eines Infektes auf ([Abb. 4]). Schließlich sollte bei bestehender Immunsuppression an die Möglichkeit einer Virus- oder Pn. jiroveci-assoziierten Bronchiolitis gedacht werden.

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Abb. 8 CT-Thorax eines 77-jährigen Patienten mit diffus verteilten, flauen zentrilobulären Noduli im Sinne einer Sirolimus-assoziierten Bronchiolitis nach Nieren-Tx.

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Symptome

Die klinischen Beschwerden von Patienten mit bronchiolären Erkrankungen sind unspezifisch und lassen sich nicht von nicht-bronchiolitischen Erkrankungen unterscheiden. Sie variieren zwischen einem sehr langsamen Beginn mit (meist unproduktivem) Husten und (Belastungs-)Dyspnoe bis hin zu einer akuten fulminanten Erkrankung ([Tab. 5]). Eine akute Manifestation spricht für eine Infektion, eine inhalative oder medikamentöse Ursache, während ein subakuter und schleichender Beginn an eine organisierende Pneumonie bzw. atypische Mykobakteriose denken lässt ([Tab. 5]). Husten mit voluminösem Auswurf wird vor allem bei infektiöser Bronchiolitis und DPB beobachtet.


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Körperlicher Untersuchungsbefund

Der klinische Untersuchungsbefund ist ebenfalls unspezifisch [2]. Gelegentlich findet sich ein vergrößerter anterior-posteriorer Thoraxdurchmesser und ein hypersonorer Klopfschall im Sinne einer Lungenüberblähung (Air trapping). Die Auskultation kann unauffällig sein oder unterschiedliche Befunde ergeben (verlängerte Exspiration, exspiratorisches Giemen oder mittel- bis grobblasige feuchte Nebengeräusche), die wiederum auf eine jeweils zugrunde liegende obstruktive oder infektiöse Erkrankung hindeuten. Ein verlängertes Exspirum in Verbindung mit exspiratorischem Giemen und abgeschwächtem Atemgeräusch spricht eher für eine infektiöse oder konstriktive Bronchiolitis als eine exogen-allergische Alveolitis oder kryptogene organisierende Pneumonie (COP). Mittel- bis grobblasige feuchte RGs deuten auf das Vorliegen von Bronchiolo- bzw. Bronchiektasen hin. Das sog. inspiratorische Juchzen (inspiratory squeaks) entsteht bei der inspiratorischen Öffnung der entzündlich veränderten Bronchioli. Es findet sich bevorzugt bei der EAA (20 – 30 % der Patienten).


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Laborparameter

Spezifische Laborparameter für die Bronchiolitis sind nicht verfügbar. Blutbild, Entzündungsparameter sind in der Regel wenig nützlich und können allenfalls auf eine bestehende Infektion hindeuten. Eine Eosinophilie könnte auf eine eosinophile Bronchiolitis hinweisen (z. B. HES, Asthma). Bei V. a. Bronchiolitis obliterans-Syndrom lässt sich die entzündliche Aktivität anhand des exspiratorischen Stickstoffmonoxids (eNO) ermitteln [2] [3] [16] [20].


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Lungenfunktion

Die Lungenfunktion kann sehr unterschiedliche Veränderungen zeigen, wobei die obstruktive Ventilationsstörung dominiert. Ein unauffälliger Befund oder eine gemischte obstruktiv/restriktive Ventilationsstörung können jedoch ebenfalls vorkommen (BOS). Akute infektiöse Bronchiolitiden gehen vor allem mit einer obstruktiven Ventilationsstörung bevorzugt der kleinen Atemwege (Air trapping, Überblähung) einher [22]. Eine auf Bronchodilatatoren wenig reversible Obstruktion findet sich vor allem bei follikulärer, konstriktiver Bronchiolitis oder diffuser Panbronchiolitis (DPB). In Verbindung mit einer reduzierten Diffusionskapazität wird eine obstruktive Ventilationsstörung auch bei Patienten mit konstriktiver Bronchiolitis beobachtet. Dagegen dominiert bei exogen-allergischer Alveolitis (EAA), respiratorischer Bronchiolitis (RB), respiratorischer Bronchiolitis-interstitielle Lungenerkrankung (RB-ILD) und organisierender Pneumonie (OP) eine restriktive oder gemischte obstruktiv/restriktive Ventilationsstörung [16] [17] [23]. Blutgasparameter zeigen je nach zugrunde liegender Ursache keine oder eine leichte Hypoxämie [24]. Bei infektiösen oder toxischen Bronchiolitiden kann eine schwere Hypoxämie auftreten.


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Röntgen-Thoraxübersicht

Eine Röntgen-Thorax-Übersicht ist meist unauffällig. Gelegentlich ergeben sich unspezifische Veränderungen einschließlich einer variablen Überblähung. Selten sind ein noduläres bzw. retikonoduläres Zeichnungsmuster ([Abb. 4]) oder verdickte Atemwegswände zu erkennen [25] [26]. Bei Vorliegen eines BOOP finden sich lateral betonte, fleckförmige alveolär bis konsolidierende Verschattungen.


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Hochauflösende Computertomografie (HRCT)

Normale Bronchioli lassen sich im HRCT aufgrund der geringen Wanddicke (~ 0,1 mm) nicht darstellen [2] [4]. Erst die bronchiolitische Reaktion unter Beteiligung von entzündlichen und mesenchymalen Zellen macht die Bronchioli in den peripheren Lungenabschnitten sichtbar [27] [28] [29]. Gelegentlich lassen sich im CT aufgrund der verbreiterten interlobulären Septen oder Mosaikperfusion die sekundären Lobuli erkennen ([Abb. 9])

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Abb. 9 Sekundäre Lobuli im linken dorsalen Unterlappen (Pfeilspitzen).

Der HRCT-Befund zeigt definierte Muster ([Tab. 4]), die für eine diagnostische Eingrenzung der in Frage kommenden Erkrankungen von Bedeutung sein können. Die mit bronchiolären Erkrankungen assoziierten Veränderungen lassen sich in

  • direkte und

  • indirekte Zeichen

unterteilen ([Abb. 10]).

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Abb. 10 Computertomografische Bewertung der direkten und indirekten Zeichen eines Bronchiolitis. Das Mosaik-Muster lässt sich im exspiratorischen CT deutlicher darstellen als im Inspirations-CT.

Eine alternative Klassifikation unterscheidet neben Tree-in-Bud/zentrilobulären Noduli (direkte Zeichen) und Mosaik-Muster (indirekte Zeichen) noch eine dritte Gruppe von CT-Mustern [30] [31]. Diese definiert Veränderungen, die als Milchglastrübung und/oder alveoläre Konsolidierung imponiert gegenüberstellt. ([Tab. 6]). Zusätzlich werden Erkrankungen definiert, bei denen die einzelnen Muster kombiniert auftreten.

Tab. 6

Klassifikation der Bronchiolitiden auf dem Boden von 4 HRCT-Mustern (mod. nach [30] [31]).

HRCT-Muster

Erkrankungen

Tree-in-Bud-Zeichen/zentrilobuläre Noduli

  • Infektionen (bakteriell/viral)

  • akute Gas/Toxin- Exposition

  • akute Aspiration

  • RB-ILD

Milchglastrübung/alveoläre Konsolidierungen

  • BOOP/COP

  • RB-ILD

  • EAA

Mosaik-Muster

  • Bronchiolitis obliterans

Gemischtes Muster

  • Bronchiectasis, bronchopulmonale Infektionen (z. B. durch Mycoplasma pneumoniae)

  • Aspiration

  • BO

  • Kollagenosen (z. B. rheumatoide Arthritis)

Direkte Zeichen. Zu den direkten Zeichen gehören

  • das sog. Tree-in-Bud-Muster sowie

  • zentrilobuläre Noduli.

Das Tree-in-Bud-Muster (Tree-in-Bud-Zeichen, Baumknospen- oder Blütenzweig-Zeichen) beruht auf einer Verdickung der bronchiolären Wand, Füllung des bronchiolären Lumens und anliegender Alveolen durch visköses Exsudat (z. B. bei infektiöser Bronchiolitis). Man spricht in diesem Zusammenhang auch von einer exsudativen (intraluminalen) Bronchiolitis ([Tab. 4]). Im HRCT imponiert es entweder als pleuranahe V- oder Y-förmige Aufzweigung in Verbindung mit einer Ansammlung scharf abgegrenzter zentrilobulärer Verdichtungen, die an einen Blütenzweig erinnern [2] [25] [32] ([Abb. 11]). Diese sind gehäuft mit einer proximalen Atemwegsentzündung einschließlich der verbreiterten Bronchialwände und/oder Bronchiektasen assoziiert ([Tab. 7]).

Tab. 7

Differenzialdiagnostische Bedeutung des Tree-in-Bud-Musters in der HRCT.

Im Vordergrund stehend/regelmäßig nachweisbar

Diskret ausgebildet/unregelmäßig nachweisbar

  • akute infektiöse Bronchiolitis

  • Aspirationspneumonie und

  • Bronchopneumonie

  • Asthma

  • bakterielle Infektionen (M. tuberculosis, atypische Mykobakterien)

  • Bronchiektasen (idiopathisch und mit bekannter Ursache, z. B. zystische Fibrose)

  • bronchopulmonale Aspergillose

  • COPD

  • diffuse Panbronchiolitis

  • follikuläre Bronchiolitis

  • Pneumocystis-jiroveci-Pneumonie

  • respiratorische Bronchiolitis mit interstitieller Lungenerkrankung (RB-ILD)

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Abb. 11 Schematische und CT-Darstellung der direkten bzw. indirekten Zeichen bei Bronchiolitis.

Die scharf abgegrenzten Veränderungen des Tree-in-Bud-Zeichens lassen sich durch bronchioläre Mukusausgüsse (z. B. im Rahmen von Infektionen) variabler Ausdehnung bis in die angrenzenden peribronchiolären Alveolen erklären. Alternativ manifestieren sich die direkten Veränderungen primär in Verbindung mit entzündlichen Veränderungen im zentrilobulären peribronchiolären oder perivaskulären Raum ohne Mukusimpaktion. Diese Prozesse imponieren im HRCT als unscharf definierte, wenige Millimeter große, flaue Noduli ohne Verzweigung oder Tree-in-Bud-Konfiguration [7] [27] [32]. Charakteristisches Beispiel hierfür sind die bei einer exogen-allergischen Alveolitis zu beobachtenden unscharf begrenzten, flau-verwaschenen Noduli. Unabhängig vom Typ und von der Ätiologie sind diese flauen, unscharf begrenzten zentrilobulären Noduli ebenso wie die Tree-in-Bud-Veränderungen etwa 5 bis 10 mm von der pleuralen bzw. septalen Oberfläche entfernt. Je nach Ätiologie kommen beide Formen entweder fokal oder diffus vor [2] [6] [27] [32].

Indirekte Zeichen. Indirekte Veränderungen resultieren aus einer obstruktiven Erkrankung der kleinen Atemwege (konstriktive, obliterative oder cicatriciale bzw. narbige Bronchiolitis), die entweder alleine oder in Verbindung mit den direkten Zeichen bronchiolärer Erkrankungen auftreten kann ([Abb. 10] und [Abb. 11]). Sie gehen auf die Kombination von dichteren neben weniger dichten Lungenarealen zurück, was als Mosaik-Muster imponiert und sich vor allem in Exspiration darstellen lässt (Exspirations-HRCT, s. oben). Es handelt sich dabei um eine flächenhafte oder umschriebene subsegmentale Parenchymüberblähung einzelner oder mehrerer sekundären Lobuli. Ursache hierfür ist eine pathologische Stenosierung der Bronchioli [2] [9]. Die inhalierte Luft gelangt zwar während der Inspiration entweder direkt über das Bronchioluslumen oder indirekt über die interalveolären Kohn-Poren oder Lambert-Kanäle (Verbindungen zwischen den präterminalen Bronchiolen und Alveolen) in die Alveolarräume, kann diese infolge der bronchiolären Obstruktion jedoch nicht in gleichem Umfang verlassen (Air trapping). Die nebeneinander vorkommenden Bereiche unterschiedlicher Lungendichte gehen auf Perfusionsunterschiede zurück, die ihrerseits auf einer hypoxischen Vasokonstriktion beruhen. Eine mosaikartige Perfusion ist allerdings unspezifisch und kann bei unterschiedlichen pulmonalen und kardiovaskulären Erkrankungen beobachtet werden ([Tab. 5]).

Finden sich drei unterschiedliche Lungendichten nebeneinander ([1] normale Dichte, [2] erhöhte Dichte bzw. Milchglastrübung, [3] geringere Dichte bzw. Mosaikperfusion), spricht man vom sog. Headcheese-Zeichen. Dieses Bild spricht für eine gemischt obstruktive, infiltrative Erkrankung und legt vor allem eine EAA nahe. Nur selten tritt das Headcheese-Zeichen auch bei der respiratorischen Bronchiolitis, follikulären Bronchiolitis oder viralen Bronchiolitis auf. [2] [16] [32].

Der Prototyp des Mosaik-Musters ist die konstriktive oder obliterative Bronchiolitis (BO). Da diese mit einer diffusen konzentrischen Verengung bzw. Obliteration der Bronchioli durch submuköse und/oder peribronchiale Fibrose einhergeht [2], fehlen direkte CT-Zeichen einer bronchiolären und peribronchiolären Entzündung (zentrilobuläre Noduli) charakteristischerweise. Gelegentlich lassen sich im HRCT sekundäre Lobuli durch verbreiterte interlobuläre Septen oder ein unterschiedliches lobäres Perfusionsmuster abgrenzen ([Abb. 9]).


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Zusammenfassung und Schlussfolgerungen

Die Bronchiolitis ist eine nicht-spezifische Entzündung der respiratorischen Bronchioli und der peribronchiolären alveolären Areale, der verschiedenste Ursachen, klinische Manifestationen und pathogenetische Mechanismen zugrunde liegen. Bronchiolitiden lassen sich histopathologisch in definierte Kategorien (Bronchiolitis obliterans, follikuläre, zelluläre, respiratorische Bronchiolitis usw.) unterteilen. Ein definiertes histologisches Muster kann sich jedoch radiologisch und klinisch unterschiedlich manifestieren. Umgekehrt verursacht eine definierte Ätiologie unterschiedliche histologische Muster. Bronchiolitiden treten im Sinne einer sekundären Manifestation bei einer bestehenden Erkrankung auf. Seltener kommen sie als isolierte Manifestation vor. Hinweise auf eine Bronchiolitis finden sich im HRCT anhand charakteristischer Veränderungen (zentrilobuläre Noduli, Tree-in-Bud, Mosaik-Muster). Bronchiolitische Veränderungen (zentrilobuläre Noduli, Tree-in-Bud, Mosaik-Muster) kommen bei verschiedenen histologischen Typen der Bronchioliten vor. Schließlich können verschiedene Ursachen einer Bronchiolitis eine ähnliche histopathologische Veränderung hervorrufen.


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Interessenkonflikt

Die Autoren sind Mitglieder der DESA (Deutsche Expertengruppe Small airways) ebenso wie Dr. Dr. Joachim Körner, Manuela Kulle, Dr. Detlef Nachtigall, Dr. Astrid Riebeling und Prof. Dr. Andreas Schmitt, alle Mitarbeiter der Fa. Chiesi Hamburg.
C. Kroegel, P. Haidl, M. Kohlhäufl und T. Voshaar haben Vortragshonorare von diversen Herstellern von Inhalationssystemen erhalten.

* für die DESA
DESA (Deutsche Expertengruppe Small Airways) sind Dr. Peter Haidl, Prof. Dr. Martin Kohlhäufl, Dr. Dr. Joachim Körner, Prof. Dr. Dr. Claus Kroegel, Manuela Kulle, Dr. Detlef Nachtigall, Dr. Astrid Riebeling, Prof. Dr. Andreas Schmitt, Prof. Dr. Thomas Voshaar.



Korrespondenzadresse

Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. Claus Kroegel
Medizinische Klinik I,
Abt. Pneumologie & Allergologie
Friedrich-Schiller-Universität
Erlanger Allee 101,
07740 Jena


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Abb. 1 Schematische Darstellung der anatomischen Verhältnisse des sekundären Lobulus (A) mit Lokalisation und zentrilobulären Noduli (B) und dem Tree-in-Bud-Zeichen (C).
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Abb. 2 Aufbau der Atemwege mit Bronchien, Bronchioli und Alveolen (mod. nach [4]).
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Abb. 3a Visualisierung von Atemwegen (offener Pfeil) und Gefäßen (Pfeilspitzen) mittels HRCT. b Die Atemwege (schematisch grau-weiß) lassen sich im blau markierten Bereich darstellen. Sie sind hier zur Verdeutlichung schematisch grau-weiß hervorgehoben. Die Grenze der Darstellbarkeit von Bronchien bzw. Bronchiolen entspricht etwa der halben Distanz zwischen Hilus und Pleura. Gefäße können im rötlich markierten Areal visualisiert werden. Beispiele sind hier rot hervorgehoben.
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Abb. 4 Schematische Darstellung verschiedener histologischer Subtypen der Bronchiolitiden sowie der damit assoziierten Erkrankungen. Die in den Kästen stehenden Krankheiten kommen mit den jeweils benannten unterschiedlichen histologischen Subtypen vor.
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Abb. 5 Röntgen-Thorax-Übersicht (a) und CT-Sagitalschnitt (b) eines 31-jährigen Patienten mit akuter Infektionserkrankung auf dem Boden einer Mykoplasmen-Bronchiolitis mit diffus verteilten, zentrilobulären Noduli.
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Abb. 6 Sekundäre Bronchiolitis mit zentrilobulären Noduli und Tree-in-Bud-Zeichen (Pfeilspitze) bei pulmonalen Bronchiektasen im rechten dorsalen Unterlappen bei einer 44-jährigen Patientin.
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Abb. 7 Sekundäre Bronchiolitis mit Mosaik-Muster bei einer 51-jährigen Patientin mit systemisch-progressiver Sklerose.
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Abb. 8 CT-Thorax eines 77-jährigen Patienten mit diffus verteilten, flauen zentrilobulären Noduli im Sinne einer Sirolimus-assoziierten Bronchiolitis nach Nieren-Tx.
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Abb. 9 Sekundäre Lobuli im linken dorsalen Unterlappen (Pfeilspitzen).
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Abb. 10 Computertomografische Bewertung der direkten und indirekten Zeichen eines Bronchiolitis. Das Mosaik-Muster lässt sich im exspiratorischen CT deutlicher darstellen als im Inspirations-CT.
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Abb. 11 Schematische und CT-Darstellung der direkten bzw. indirekten Zeichen bei Bronchiolitis.