Der Klinikarzt 2011; 40(09): 426
DOI: 10.1055/s-0031-1291887
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Strategien zur Prognoseverbesserung – Vorhofflimmern: Risikofaktor und Risikomarker

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Publication Date:
23 September 2011 (online)

 
 

Vorhofflimmern ist sowohl ein kardialer Risikofaktor als auch ein Marker für kardiale Erkrankungen. Zwischen beiden gibt es eine bidirektionale Interaktion. Daraus folgt, dass Vorhofflimmern möglichst frühzeitig beseitigt werden sollte, um Komplikationen zu verhindern, und dass kardiovaskuläre Erkrankungen bei Patienten mit Vorhofflimmern sehr intensiv behandelt werden müssen.

Lang bestehendes Vorhofflimmern in ESC-Guidlines aufgenommen

In der letzten Überarbeitung der ESC-Guidelines von 2010 wurde den 3 bisherigen Formen von Vorhofflimmern (paroxysmal, persistent, permanent) noch eine vierte hinzugefügt, wie Prof. Paulus Kirchhof, Münster und Birmingham, ausführte: Das lange bestehende (> 1 Jahr) persistente Vorhofflimmern [1].

Ohne Intervention werden fast alle Patienten irgendwann bei der permanenten Form ankommen, so Kirchhof. Nur 2,5 % der Patienten behalten über Dekaden ein paroxysmales Vorhofflimmern bei [2].

Vorhofflimmern verdoppelt das Mortalitätsrisiko, verfünffacht das Schlaganfallrisiko und steigert das Hospitalisierungsrisiko um das 2–3-fache. Schlaganfälle, die durch ein Vorhofflimmern verur-sacht werden, sind überdurchschnittlich schwerwiegend. Mit MRT-Untersuchungen wurden aber bei 1 von 3 Patienten mit Vorhofflimmern sogenannte "white matter lesions" entdeckt, die darauf hinweisen, dass auch kleine unbemerkte Mikroinfarkte auftreten. Sie können das Risiko für eine Demenzentwicklung steigern.


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Frühzeitig Sinusrhythmus wieder herstellen

Zu den Strategien, das Risiko von Patienten mit Vorhofflimmern zu vermindern, gehört zum einen die Antikoagulation zur Schlaganfallprävention, deren Nutzen-Risiko-Relation sich inzwischen durch neue Substanzen verbessert hat. Zum anderen geht es darum, die Frequenz zu senken, um Flimmerrezidive zu vermeiden. Da strukturelle Schäden am Myokard früh auftreten und sich progredient weiter entwickeln, wenn die Arrhythmie fortbesteht, sollte außerdem möglichst frühzeitig versucht werden, den Sinusrhythmus wieder herzustellen – sei es durch Medikamente, Kardioversion oder Katheterablation. Das neue Antiarrhythmikum Dronedaron (Multaq®) zeichnet sich dadurch aus, dass es sowohl Frequenz- als auch Rhythmuskontrolle ermöglicht, betonte Prof. Stuart Conolly, Hamilton/Canada. In der ATHENA-Studie hat Dronedaron add-on zur Standardtherapie das Risiko für Hospitalisierung aus kardiovaskulärer Ursache und Tod im Vergleich zu Placebo signifikant um 24 %, das Risiko für kardiovaskulären Tod allein um 29 % vermindert [3].


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Auch begleitende Herz-Kreislauferkrankungen behandeln

Wie Conolly hervorhob, ist Dronedaron nur bei Patienten mit nicht permanentem Vorhofflimmern indiziert. Deshalb muss unter der Therapie regelmäßig kontrolliert werden, ob sich nicht eine permenante Form entwickelt hat.

Patienten mit Vorhofflimmern sterben häufiger an einer koronaren Herzkrankheit oder einer Herzinsuffizienz als Patienten ohne Flimmern. Deshalb verlangt die Existenz eines Vorhofflimmerns auch, begleitende Herz-Kreislauferkrankungen besonders intensiv zu behandeln.

Dr. med. Angelika Bischoff

Quelle: Satellitensymposium "Re-thinking atrial fibrillation management", ESC-Kongress, Paris, 29. August 2011. Veranstalter: Sanofi-Aventis Deutschland GmbH


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