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DOI: 10.1055/s-0031-1291917
MRT-Bildgebung von Orbitaerkrankungen im Kindesalter
MR Imaging of Orbital Disorders in Paediatric PatientsPublication History
Publication Date:
26 September 2011 (online)
- Einleitung
- Der Bulbus
- Der Nervus opticus
- Zystische Veränderungen
- Vaskuläre Veränderungen
- Neoplasien
- Entzündliche Veränderungen
- Zusammenfassung
- Erratum: Reiss-Zimmermann M, Sorge I, SterkerI, Hirsch W. MRT-Bildgebung von Orbitaerkrankungen im Kindesalter.Fortschr Röntgenstr 2011; 183(09): 781-787
Einleitung
Orbitaerkrankungen im Kindesalter sind selten und unterscheiden sich von denen im Erwachsenenalter. Trotz enger anatomischer Verhältnisse gibt es zudem eine Vielzahl unterschiedlicher orbitaler Pathologien. Die meisten Orbitatumoren sind benigne, aber auch ohne Infiltration der Umgebung kann ebenso wie bei malignen Erkrankungen Visus und Leben des Kindes durch ein rasches Tumorwachstum bedroht sein. Zu den häufigsten benignen Er-krankungen zählen Dermoidzysten und das kapilläre Hämangiom (Sterker I, Frerich B. Klin Monbl Augenheilkd 2006; 223: 59–67). Das Rhabdomyosarkom stellt den häufigsten malignen Tumor dar (Castillo BV, Jr., Kaufman L. Pediatr Clin North Am 2003; 50: 149–172). Die Ein-teilung der Orbita in anatomisch-funktionelle Kompartimente erleichtert die Differenzialdiagnostik pathologischer Veränderungen, da sich Tumoren häufig einzelnen Kompartimenten zuordnen lassen und diese Grenzen erst relativ spät durchbrechen.
Augenveränderungen im Kindesalter sind bisher selten eine Indikation für MRT-Untersuchungen, da der weitaus größte Teil der Erkrankungen durch klinische Untersuchung und Sonografie ausreichend abgeklärt werden kann. So sind die häufigsten MRT-Indikationen einerseits Erkrankungen des Retrobulbärraums und andererseits bei diffusen Erkrankungen die exakte Darstellung der Ausdehnungslokalisation.
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Der Bulbus
Das Retinoblastom (Abb. [ 1 ], [ 2 ]) ist der häufigste maligne Tumor der Retina. Bei 90% der Kinder tritt es vor dem 5. Lebensjahr auf und ist in der Regel dorsal des Bulbusäquators gelegen. Ein bilateraler Tumor ist möglich, ebenso ein trilokuläres Auftreten mit tumoröser Beteiligung der Glandula pinealis. Das trilokuläre Retinoblastom weist dabei auf die entwicklungsgeschichtliche Verwandtschaft der Pinealisdrüse mit dem Auge hin ("drittes Auge"). Durch intratumorale Melaninanteile stellt sich die Raumforderung in der MRT meist T2w hypointens und in den T1w Aufnahmen hyperintens bis intermediär dar, wodurch die Abgrenzung zum Glaskörper mitunter schwierig sein kann. Es können Verkalkungen vorliegen (CT-Indikation). Zudem weist der Tumor ein deutliches KM-Enhancement auf, im Gegensatz zur wichtigsten und manchmal sehr schwierigen Differenzialdiagnose: dem Morbus Coats (Abb. [ 3 ]). Dieser ist durch abnorme teleangiektatische retinale Gefäße gekennzeichnet, wodurch es zu einer zunehmenden Lipidablagerung mit möglicher Retinaablösung kommt. 90% der Fälle sind unilateral und betreffen zumeist Knaben im Alter von 10 Jahren (Kandpal H, Vashisht S, Sharma R et al. Indian J Ophthalmol 2006; 54: 227–236). Die Lipidablagerungen stellen sich in beiden Wichtungen hyperintens dar und die abgehobene Retina kann aufgrund der abnormalen retinalen Gefäße ein diskretes Enhancement aufweisen. Eine weitere Differenzialdiagnose zum Retinoblastom stellt der persistierende hyperplastische primäre Glaskörper (PHPV) dar, welcher jedoch nur selten eine Indikation zur Schnittbildgebung ist.
Seltene intraokuläre Tumoren sind das Medulloepitheliom (Abb. [ 4 ]), welches im Ciliarkörper gelegen ist, und noch seltener das Uveamelanom (Abb. [ 5 ]), welches ebenso im vorderen Augenabschnitt lokalisiert ist und in Analogie zu anderen Melanomen eine Signalminderung in den T2w Bildern aufweist.
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Der Nervus opticus
Die häufigste angeborene Fehlbildung im Bereich des Sehnervs ist das Kolobom des Sehnervs (Abb. [ 6 ]) mit auffälliger ektatischer Erweiterung der Sehnervenhüllen. Hingegen verlangen begleitende Fehlbildungen und Fehllage des N. opticus nach einer hochauflösenden MR-Bildgebung. Das im Kindesalter im Rahmen einer Neurofibromatose auftretende Opticusgliom (Abb. [ 7 ]) überwiegt zahlenmäßig alle Tumoren der Orbitaregion. Es findet sich eine meist deutlich KM aufnehmende Auftreibung des Sehnervs, die auch durch das Foramen n. optici hindurch bis zum Chiasma nachweisbar sein kann. Opticusgliome können prinzipiell auch isoliert außerhalb der Neurofibromatose vorkommen. Optikusscheidenmeningeome und Metastasen treten gewöhnlich erst im Erwachsenenalter auf.
Ein bildmorphologisches Korrelat der Neuritis n. optici (Abb. [ 8 ]), die im Rahmen einer multiplen Sklerose zunehmend häufiger auch im Kindesalter gesehen wird, ist die ödematöse Verschwellung des Sehnervs, der sich dann gegen den umgebenden Liquor nicht mehr signalarm abgrenzen lässt, sowie die KM-Aufnahme im Nervus opticus selber.
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Zystische Veränderungen
Dermoide (Abb. [ 9 ]) und epidermale Zysten (Abb. [ 10 ]) sind typische dysembryonale Fehlbildungen der Gesichts- und Kalottenregion und zumeist am lateralen Augenwinkel lokalisiert (Castillo M, Mukherji SK, Wagle NS. Neuroimaging Clin N Am 2000; 10: 95–116). Während sich epidermale Zyste als rein zystische Läsionen darstellen und somit ein erhöhtes Signal auf diffusionsgewichteten Bildern zeigen, können Dermoide auch andere Gewebebestandteile, wie Talgdrüsen oder Fett, aufweisen.
Mukozelen (Abb. [ 11 ]) in der Orbita können durch embryologisch versprengte Schleimhaut vorkommen, aber auch durch Sinus-Mukozelen entstehen, welche in die Orbita einbrechen. Orbitale Mukozelen sind insgesamt selten, da die Entwicklung der Stirnhöhlen meist erst im frühen Erwachsenenalter abgeschlossen ist.
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Vaskuläre Veränderungen
Das kapilläre Hämangiom (Abb. [ 12 ]) ist der häufigste vaskuläre Tumor und meist schon kongenital oder kurz nach der Geburt vorhanden (Plesner-Rasmussen HJ, Marushak D, Goldschmidt E. Acta Ophthalmol (Copenh) 1983; 61: 645–654). Sie gehen, wie andere av-Angiodysplasien, überwiegend vom Extrakonalraum aus und weisen eine kräftige KM-Aufnahme auf, bei heterogener Signalgebung in der Nativdiagnostik. Ausschließlich bildgebend ist eine Differenzierung zwischen den verschiedenen Angiodysplasien, aber auch zu anderen hypervaskularisierten Tumoren wie dem odontogenen Myxom (Abb. [ 13 ]) nicht möglich.
Im Gegensatz dazu weist das Lymphangiom (Abb. [ 14 ]) nur ein geringes (bis kein) Enhancement im Randbereich und in den Septen auf mit dazwischen gelegenen zystischen Strukturen.
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Neoplasien
Das Rhabdomyosarkom (Abb. [ 15 ]) ist die häufigste orbitale Neoplasie im Kindesalter (Altersgipfel: 8–9 Jahre) und weist häufig eine rasch progrediente Proptosis auf (Barnes PD, Robson CD, Robertson RL et al. Neuroimaging Clin N Am 1996; 6: 179–198). Sie geht im Regelfall von mesenchymalen Zellen des Retrobulbärraums aus, kann den Intra- und Extrakonalraum betreffen, zu einer Infiltration der angrenzenden Knochenstrukturen führen und nach intrakraniell infiltrieren.
Lymphome können unilateral oder bilateral auftreten, alle Kompartimente betreffen und sowohl als Primärbefund als auch im Rahmen einer systemischen Erkrankungen auftreten. Bei insgesamt sehr geringer Inzidenz ist am häufigsten die Beteiligung der Tränendrüse mit resultierender Lidschwellung beschrieben (Valvassori GE, Sabnis SS, Mafee RF et al. Radiol Clin North Am 1999; 37: 135–150).
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Entzündliche Veränderungen
Entzündliche Erkrankungen bei Kindern sind ganz überwiegend von den Nasennebenhöhlen permeativ fortgeleitet. Zu unterscheiden sind vor allem die klinischen Stadien der präseptalen und orbitalen Entzündungen (Abb. [ 16 ]), die keiner operativen Therapie bedürfen, von abszedierenden Veränderungen (Abb. [ 17 ]), die sich ganz überwiegend subperiostal manifestieren.
Eine weitere Form stellt die idiopathische orbitale Entzündung (Abb. [ 18 ]) dar, welche mit einer großen Anzahl von unterschiedlichen Entitäten assoziiert ist, die alle eine entzündliche Infiltration des intraorbitalen Fettgewebes unklarer Ätiologie gemein haben. Eine dieser Entitäten ist die Myositis (Abb. [ 19 ]) eines Augenmuskels – dies ist zwar selten im Kindes- und Jugendalter, kann aber dann wegen der isolierten Zuordnung des Befunds zu einem Muskel sicher differenziert werden.
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Zusammenfassung
Aufgrund der Seltenheit von Orbitaerkrankungen im Kindesalter ist deren Kenntnis für eine effiziente Diagnostik und erfolgreiche Therapie sowohl für den Erhalt des Visus als auch des Lebens der Kinder von entscheidender Bedeutung. Vor allem Ultraschall und MRT können in Kombination mit der klinischen Untersuchung in den meisten Fällen die korrekte Diagnose stellen. Die Aufgabe der MRT ist vor allem die Beurteilung der exakten Ausdehnung von Tumoren und Entzündungen.
Reiss-Zimmermann M, Sorge I, Sterker I, Hirsch W, Leipzig
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Erratum: Reiss-Zimmermann M, Sorge I, SterkerI, Hirsch W. MRT-Bildgebung von Orbitaerkrankungen im Kindesalter.Fortschr Röntgenstr 2011; 183(09): 781-787
Fig. 3a-c was unintentionally published without permission of the copyright owner and without indication of the original source. The correct source of Fig. 3a-c is as follows: Müller-Forell W. Imaging of Orbital and Visual Pathway Pathology. Berlin & Heidelberg: Springer-Verlag GmbH, 2002.The article was changed on May 11, 2016.
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