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DOI: 10.1055/s-0031-1291995
Einteilung von Azetabulumfrakturen – Schwierig, schwierig, schwierig …
Publikationsverlauf
Publikationsdatum:
07. Oktober 2011 (online)
Kann man durch Training und Verwendung von Algorithmen zur Frakturmustererfassung die Einteilung der Azetabulumfrakturen von Chirurgen in der Weiterbildung verbessern? Dieser Frage wollten Ly et al. in ihrer Studie nachgehen.
The Use of an Algorithm for Classifying Acetabular Fractures: A Role for Resident Education? Clin Orthop Relat Res. 2011; 469(8): 2371–2376.
Einleitung
Die Azetabulumfraktur und deren Einteilung nach Letournel und Judet anhand konventioneller Röntgenbilder des Beckens (AP-, Obturator- und Ala-Aufnahme) werden als diagnostische Herausforderung für diejenigen mit weniger Erfahrung in der Behandlung dieser Verletzungen beschrieben. Die Wichtigkeit der korrekten Einordnung des Frakturmusters für die richtige Wahl des OP-Zugangs und der osteosynthetischen Versorgungsstrategie wird betont. Im Weiteren soll der Frage nachgegangen werden, ob ein gezieltes Training mit standardisiertem Vorgehen zur Frakturmustererkennung eine Verbesserung der Einteilungen leisten kann.
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Material und Methoden
Im Rahmen einer Multicenterstudie nahmen 46 Ärzte in der Weiterbildung für Orthopädie und Unfallchirurgie aus 5 Kliniken teil. Der Ausbildungsstand war unterschiedlich. In 15 klinischen Fällen mit Azetabulumfrakturen sollte anhand der 3 Standardröntgenebenen in 2 Durchgängen die Zuordnung der Frakturtypen erfolgen. Im ersten Durchgang wurden die Untersucher lediglich mit dem "Alltagswissen" zu Azetabulumfrakturen und durch eine schematische Darstellung der 10 Frakturtypen nach Letournel und Judet unterstützt. Im Verlauf nach 3 Wochen sollte eine erneute Bearbeitung der Röntgenbilder anhand eines standardisierten Vorgehens mittels Flussdiagramm erfolgen, welches im Wesentlichen eine Hilfestellung bei der korrekten Verbindung von Röntgenanatomie und Klassifikationsterminologie darstellte. Aus den Ergebnissen der Untersuchung sollte erarbeitet werden, ob das standardisierte Vorgehen und der Ausbildungstand Einfluss auf das korrekte Zuordnungsvermögen der Frakturtypen bei den Studienteilnehmern hatte.


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Ergebnisse und Diskussion
Im ersten Durchgang wurden 50 % der durch die Teilnehmer zuzuordnenden Frakturtypen richtig vorgenommen. Mit dem standardisierten Algorithmus verbesserten sich die korrekt erkannten Frakturmuster auf 58 %. Ein signifikanter Unterschied zwischen der korrekten Erkennung der Frakturtypen und dem Ausbildungsstand der Assistenten zeigte sich nicht. Die Einteilung der Azetabulumfrakturen nach Letournel und Judet anhand der 3 Standardröntgenebenen bleibt insbesondere für den weniger Erfahrenen weiterhin eine Herausforderung. Der Vorteil der 3-dimensionalen Frakturdarstellung für Klassifikation und perioperative Planung wird mit Literaturangaben unterstützt.
Dr. med. Albrecht Dietze
Chirurgische Klinik und Poliklinik der Universität Rostock, Abt. für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie
E-Mail: albrecht.dietze@gmx.de
Algorithmus hin, CT- und/oder konventionelle Röntgendiagnostik her, die richtige Einteilung der Azetabulumfrakturen nach Letournel und Judet und die darauf aufbauenden Entscheidungen bleiben schwierig. Der wesentliche Vorteil für die Teilnehmer der vorgestellten Untersuchung war am ehesten die systematische Auseinandersetzung mit der Azetabulumfraktur und ihren verschiedenen Frakturtypen. In ähnlicher Weise bleibt es jedem Leser überlassen, sich die relativ übersichtliche Arbeit bei Interesse vorzunehmen. Für den unerfahrenen "Analytiker" der Azetabulumfraktur bleibt zumindest der Trost, dass Schwierigkeiten bei der genauen Frakturmusterzuordnung im klinischen Alltag eher häufiger als die Ausnahme sind.
Dr. med. Albrecht Dietze
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