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DOI: 10.1055/s-0031-1292608
Lungenerkrankungen - Bietet erhöhtes Serumbilirubin Schutz?
Publikationsverlauf
Publikationsdatum:
24. Oktober 2011 (online)
Zwischen der Serumkonzentration des Bilirubins und dem Risiko für respiratorische Erkrankungen wird ein inverser Zusammenhang vermutet, doch lagen zu diesem Aspekt bisher keine aussagekräftigen epidemiologischen Studien vor. Diese Lücke haben L. J. Horsfall et al. vom University College London nun geschlossen.
JAMA 2011; 305: 691-697
Um zu klären, welchen Einfluss der Serumbilirubin-Wert auf das Risiko hat, an COPD bzw. Lungenkrebs zu erkranken, nutzten die Autoren der Longitudinalstudie ein englisches Datenregister (The Health Improvement Network). Im Beobachtungszeitraum von 10 Jahren wurde neben den COPD- und Lungenkrebsinzidenzen auch die Gesamtmortalität erfasst. Bei allen insgesamt 504 206 erwachsenen Probanden lagen die Bilirubinwerte zu Studienbeginn im Normbereich. Patienten mit krankhaft erhöhten Werten oder genetisch bedingten Bilirubinveränderungen (z. B. Crigler-Najjar-Syndrom) wurden zur Studie nicht zugelassen.
Im Beobachtungszeitraum erkrankten 5863 Patienten an einer COPD, bei 1341 trat ein Lungenkarzinom auf. Insgesamt wurden 23 103 Todesfälle registriert. Bei allen 3 Aspekten zeigte sich eine deutliche inverse Korrelation zwischen Bilirubinwert im Serum und dem entsprechenden Risiko. Nach statistischer Angleichung der gängigen Zusatzrisiken (z. B. Gewicht, Nikotinabusus und sozialer Status) ergab sich: Mit jedem Anstieg des Bilirubins im Serum um 0,1 mg/dl verminderte sich die Neuerkrankungsrate (Inzidenz) für Lungenkarzinome im Beobachtungszeitraum für Männer um 8 % und für Frauen um 11 %. Bei der COPD führte die gleiche Veränderung zu einer geschlechtsunabhängigen Inzidenzabnahme um 6 %. Ein Anstieg des Bilirubins in gleicher Größenordnung reduzierte die Mortalität um 3 %, ebenfalls unabhängig vom Geschlecht.
Der inverse Zusammenhang zwischen dem Serumbilirubin-Spiegel und dem Risiko respiratorischer Erkrankungen wurde mit dieser Studie erstmalig epidemiologisch gesichert und eröffnet eine interessante therapeutische Perspektive. Die Autoren weisen darauf hin, dass medikamentöse Konzepte zur Verfügung stehen, mit denen sich der Serumbilirubin-Spiegel artifiziell anheben lässt - eine solche Intervention könnte genutzt werden, um bei entsprechenden Patienten die Risikoausprägung zu minimieren.
Bilirubin wirkt aufgrund seiner chemischen Eigenschaften antioxidativ und zytoprotektiv. Auch die im Bilirubinstoffwechsel involvierte Hämoxygenase hat einen antioxidativen Effekt. Bisherige Studien weisen darauf hin, dass dies günstige respiratorische Folgen hat. Hieraus abgeleitet wurde die Hypothese, dass ein leicht erhöhter Bilirubinwert, über die vermehrte oxidative Potenz, das respiratorische Erkrankungsrisiko vermindern könnte.
Dr. Horst Gross, Berlin
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