Pneumologie 2011; 65(11): 646
DOI: 10.1055/s-0031-1292628
Pneumo-Fokus
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Kompetenznetzwerk CAPNETZ - Antibiotikaresistenz bei Pneumokokken ohne Fitnessverlust

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Publication Date:
14 November 2011 (online)

 
 

Vermehrte Antibiotikaresistenzen sind häufig mit einem Verlust der biologischen Fitness der entsprechenden Erreger verbunden. Trotz dieser Erkenntnis breiten sich multiresistente Klone weiter aus. Daher wurden nun klinische Isolate von Patienten mit ambulant erworbener Pneumonie (CAP) mit und ohne Verwandtschaft zu internationalen Klonen untersucht und hinsichtlich biologischer Fitness miteinander verglichen.

Die Majorität der weltweit isolierten multiresistenten Pneumokokken gehört zu einer kleinen Zahl sogenannter internationaler Pneumokokken-Klone, die durch das Pneumococcal Molecular Epidemiology Network (PMEN) taxonomiert wurden. Die 154 in dieser Studie untersuchten Isolate stammen von Patienten mit CAP und wurden vom Kompetenznetzwerk für ambulant erworbene Pneumonie (CAPNETZ) zwischen 2002 und 2006 gesammelt. Um die Klon-Verwandtschaft zu definieren wurde der Genotyp durch die multilocus sequence typing Methode bestimmt. Grundlage der Bestimmung biologischer Fitness war die Analyse von Wachstumskurven und die Berechnung der maximalen Wachstumsrate.

46 (30 %) Isolate zeigten eine nahe Verwandtschaft zu den o. g. internationalen Klonen. Der Anteil multiresistenter Isolate war in dieser Gruppe dabei deutlich höher (13 vs. 3%, P = 0,023). 80 % der resistenten Streptococcus pneumoniae konnten insgesamt 9 Klonen zugeordnet werden. Der Vergleich der maximalen Wachstumsrate zeigte, dass klonverwandte Pneumokokken eine vergleichbare biologische Fitness wie nicht verwandte Pneumokokken aufweisen und diese teilweise sogar übertreffen (1,48 ± 0,73 vs. 1,18 ± 0,54, P = 0,015). Bei Betrachtung von klinischen Daten und Outcome-Parametern konnte kein Unterschied zwischen beiden Gruppen gefunden werden.

Zurzeit stellt die Impfung mit der 13-valenten Konjugatvakzine einen sehr effektiven Weg zur Reduktion resistenter Pneumokokken dar. Da ein Großteil der PMEN-Klone den Vakzinserotypen zugeordnet ist, kann die Ausbreitung dieser Klone durch Herdenprotektionseffekte unterbrochen werden. Der zunehmende Austausch durch nicht im Impfstoff enthaltene Serotypen bedeutet jedoch, dass auch in Zukunft die Surveillance resistenter Stämme von großer Bedeutung sein wird und dass die Entwicklung neuer Impfstoffe mit breiterer Serotypabdeckung nötig ist, um die Resistenzausbreitung zu reduzieren.

Fazit

Der Erfolg der PMEN-Klone basiert auf der Kombination von Antibiotikaresistenz und biologischer Fitness. Der Gewinn an Resistenzen bedeutet per se keinen Wachstumsnachteil für global erfolgreiche Pneumokokken, sodass eine Reduktion des Selektionsdruckes durch die Reduktion des Antibiotikaverbrauchs nicht immer zu einer Reduktion der Resistenzrate führen muß.

Prof. Mathias W. Pletz, Jena
Daniel Rudolf, Hannover


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  • Literatur

  • 1 Rudolf D, Michaylov N, van der Linden M et al. International pneumococcal clones match or exceed the fitness of other strains despite the accumulation of antibiotic resistance.. Antimicrob Agents Chemother 2011; 55: 4915-4917
  • 2 Pletz MV, Welte T, Ott SR et al. Advances in the prevention, management, and treatment of community-acquired pneumonia.. F1000 Med Rep 2010; 22: 2-53

  • Literatur

  • 1 Rudolf D, Michaylov N, van der Linden M et al. International pneumococcal clones match or exceed the fitness of other strains despite the accumulation of antibiotic resistance.. Antimicrob Agents Chemother 2011; 55: 4915-4917
  • 2 Pletz MV, Welte T, Ott SR et al. Advances in the prevention, management, and treatment of community-acquired pneumonia.. F1000 Med Rep 2010; 22: 2-53