Z Orthop Unfall 2011; 149(06): 617
DOI: 10.1055/s-0031-1299615
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Knieendoprothesen – Hilft die Computernavigation?

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Publication History

Publication Date:
20 December 2011 (online)

 
 

Inwieweit die präzisere Positionierung von Knieendoprothesen mit der späteren Funktion zusammenhängt, das will diese Studie prüfen.
Computernavigation vs. Conventional Total Knee Arthroplasty Five-Year Functional Results of a Prospective Randomized Trial. J Arthroplasty 2011; Sep 27. [Epub ahead of print]

Einleitung

Die Implantation von Knieendoprothesen mithilfe der Computernavigation ist ein technisch etabliertes Verfahren, das auch in Deutschland weitverbreitet ist. Die Ergebnisse mehrerer Studien haben gezeigt, dass die Positionierung der Prothesenkomponenten mit Verwendung der Computernavigation präziser und reproduzierbarer durchzuführen ist. Unklar dagegen ist, inwieweit diese höhere Genauigkeit funktionell von Bedeutung ist. Die Autoren präsentieren eine prospektiv randomisierte Studie, in der die klinischen Ergebnisse der computernavigierten und konventionellen Implantation von Knieendoprothesen nach 5 Jahren verglichen werden.


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Studiendesign

Anhand des Perth CT Knee Protocol wurde direkt postoperativ und 5 Jahre nach stattgehabter Implantation die Ausrichtung der Prothesenkomponenten bestimmt. Eine Grundvoraussetzung für die Studie waren statistisch signifikant schlechtere Resultate in der Gruppe, die konventionell operiert wurde. In regelmäßigen Untersuchungen nach 3, 6, 12, 24 und 60 Monaten wurden der Knee Society Score, WOMAC und der SF-36 bestimmt.


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Ergebnisse

Von den ursprünglich eingeschlossenen 71 konnten 46 Patienten (Computernavigation: n = 24; konventionell: n = 22) nach 5 Jahren nachuntersucht werden. Sowohl direkt postoperativ als auch nach 5 Jahren zeigte sich eine genauere Positionierung der Prothesenkomponenten in Gruppe der mithilfe der Computernavigation operierten Patienten. Revisionsoperationen waren bei keinem Patienten durchgeführt worden.

Bei der Auswertung der verwendeten Scores zeigte sich kein Unterschied zwischen den beiden Gruppen. Auch zwischen den erhobenen Werten nach 2 und 5 Jahren zeigten sich keine signifikanten Unterschiede. Aufgrund der relativ geringen Gruppengrößen erweiterten die Autoren die Studie um nicht randomisierte Patienten (Computernavigation: n = 100; konventionell: n = 70), die im selben Zeitraum mit beiden Methoden operiert wurden. Auch in dieser Population zeigten sich jedoch keine Unterschiede in den verwendeten Scores.

Kommentar

Die Wiederherstellung der anatomischen Beinachse im Rahmen der Implantation von Knieendoprothesen ermöglicht eine optimale Belastungsverteilung, die für die Standzeit der Prothese von Bedeutung ist und damit das postoperative Ergebnis determiniert. Darüber hinaus ist das Ergebnis von Knieendoprothesen jedoch multifaktoriell beeinflusst, was dazu führt, dass auch bei nicht optimaler Achswiederherstellung gute klinische Ergebnisse vorliegen können. Zusammengefasst war es den Autoren der vorliegenden Studie nicht möglich, einen Effekt der genaueren Implantation mithilfe der Computernavigation auf das klinische Ergebnis nach 5 Jahren nachzuweisen. Die Aussagekraft der Studie ist klar durch die niedrige Fallzahl der untersuchten Population limitiert. Längerfristige Ergebnisse sind abzuwarten, bevor ein positiver Effekt der Computernavigation auf das klinische Ergebnis ausgeschlossen werden kann.

PD Dr. med. Michael Frink

PD Dr. med. Michael Frink
Unfallchirurgische Klinik/Orthopädische
Klinik im Annastift
Medizinische Hochschule Hannover
E-Mail:
michael.frink@ddh-gruppe.de


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