Subscribe to RSS
DOI: 10.1055/s-0031-1299634
Manuelle Lymphdrainage zur Therapie im ödematösen Stadium der systemischen Sklerose
Publication History
Publication Date:
22 December 2011 (online)
Referat zur Arbeit von Maddali Bong S, Del Rosso A, Passalacqua M, Miccio S, Matucci Cerinic M. Manual Lymph Drainage Improving Upper Extremity Edema and Hand Function in Patients With Systemic Sclerosis in Edematous. Arthritis Care & Research 2011, 63 ( 8) 1134–1141
Eine Studie aus Italien hat die Wirksamkeit von manueller Lymphdrainage auf die Handfunktion von Patienten im ödematösen Stadium der systemischen Sklerose untersucht. 35 Patienten mit ödematös geschwollenen Händen wurden in die Studie aufgenommen, 20 Patienten wurden 5 Wochen, einmal pro Woche, mit manueller Lymphdrainage nach Vodder behandelt, 15 Patienten wurden auf eine Warteliste gesetzt und dienten als Kontrolle.
Vor, unmittelbar nach und 9 Wochen nach Beginn der Therapie wurden folgende Ergebnisparameter erhoben: volumetrische Bestimmung des Handvolumens und der Hand Mobility in Scleroderma (HAMIS) Test. Außerdem wurden mithilfe von 4 visuellen Analogskalen (VAS; 0–10) die Wahrnehmung der Handschwellung, die Schmerzintensität und der Einfluss von Schwellung und Schmerzen auf die Aktivitäten des täglichen Lebens erfasst. Die Lebensqualität bzw. das Ausmaß von Behinderung wurde mit dem körperlichen und dem mentalen Summenscore des SF-36 bzw. mit dem Health Assessment Questionnaire (HAQ) bestimmt.
Das Handvolumen verminderte sich nach Lymphdrainage von 340 ± 59,5 cm³ vor Therapie auf 310,7 ± 51,8 cm3 unmittelbar nach Therapie und auf 316,6 ± 61,8 9 Wochen nach Therapiebeginn. In der Vergleichsgruppe fand sich eine geringe Zunahme des Handvolumens bei den Kontrolluntersuchungen (vor Studien¬beginn: 343,7 ± 51,3 cm³; nach 4 Wochen: 345,3 ± 46.6 cm³, nach 9 Wochen; 350,2 ± 46,9 cm³. In der Interventionsgruppe wurde eine signifikante Verbesserung im HAMIS-Test, und in den 4 visuellen Analogskalen nach Therapieabschluss und bei der Kontrolluntersuchung 4 Wochen später beobachtet. Die Handschmerzen verminderten sich von 3,78 ± 2,6 vor Therapie auf 1,52 ± 2,07 nach 5 Wochen bzw. auf 1,84 ± 2,29 9 Wochen nach Studienbeginn. Der HAQ war nach Lymphdrainage von 1,56 ± 2,6 auf 0,88 ± 0,7 Punkte reduziert. Körperlicher und mentaler Summenscore des SF-36 verbesserten sich signifikant am Ende der Therapie, der körperliche Summen¬score war auch noch 9 Wochen nach Studienbeginn signifikant erhöht.
Die Autoren schließen aus dieser Untersuchung, dass manuelle Lymphdrainage Handödem, Handfunktion und Lebensqualität von Patienten mit systemischer Sklerose verbessern kann.
K. Ammer, Wien, Österreich
Manuelle Lymphdrainage und Bindegewebsmassagen zählen zu den empfohlenen physikalischen Therapiemodalitäten bei systemischer Sklerose [ 1 ], [ 2 ], auch wenn die Evidenz der Wirksamkeit bislang anekdotisch war [ 3 ]. Die vorliegende Studie einer Autorengruppe aus ¬Italien versucht den Nachweis der Wirksamkeit aufgrund einer kontrollierten Studie zu verbessern. Die Autoren haben nicht nur die italienische Fassung des HAMIS evaluiert [ 4 ], sondern auch versucht, die Wirksamkeit der Bindegewebsmassage [ 5 ] und von individuell ¬gestalteten physikalisch-rehabilitativen Maßnahmen für Patienten [ 6 ] mit systemischer Sklerose nachzuweisen.
Allerdings bleibt die klinische Bedeutung der Veränderung der Ergebnisparameter der vorliegenden Studie unklar. So ist es methodisch fraglich, ob ein Volumensunterschied von 30 cm³ = 30 ml zuverlässig mit der Volumetrie gemessen werden kann. Taylor und Mitarbeiter gaben als kleinsten entdeckbaren Unterschied für die Wasser-Verdrängungs-Volumetrie einen Wert von 150 ml an [ 7 ]. Die Veränderung des HAQ war zwar deutlich größer als der kleinste klinisch bedeutsame Unterschied dieses Ergebnismaßes, die Verbesserung war jedoch 4 Wochen nach der beobachteten Verbesserung nicht mehr nachweisbar. Die Schmerzreduktion war kleiner als 2 Punkte an der VAS, und damit geringer als der kleinste klinisch bedeutsame Unterschied. Die Veränderungen im SF-36 waren gering und jedenfalls kleiner als sie für klinisch relevante Veränderungen gefordert sind [ 8 ].
-
Literatur
- 1 Werner GT, Lohmann J. Möglichkeiten der physikalischen Therapie bei der progressiven systemischen Sklerodermie. Phys. Rehab KurMed 1991; 1: 46-51
- 2 Schöps P, Senn E. Physiotherapeutische Möglichkeiten bei der Sklerodermie. Akt. Rheumatol 1996; 21: 209-212
- 3 Genth E. Evidenz-basierte Therapie der systemischen Sklerose. Z Rheumatol 2001; 60: 464-468
- 4 Del Rosso A, Maddali Bongi S, Sigismondi F, Miniati I, Bandinelli F, Matucci-Cerinic M. The Italian version of the Hand Mobility in Scleroderma (HAMIS) test: evidence for its validity and reliability. Clin Exp Rheumatol 2010; 28 (Suppl. 62) S42-S47
- 5 Maddali Bongi S, Del Rosso A, Galluccio F, Sigismondi F, Minati I, Confort ML, Nacci, Matucci Cerinic M. Efficacy of connective tissue massage and McMennel joint manipulation in the rehabilitative treatment of hands in systematic sclerosis. Clin Rheumatol 2009; 28: 1167-1173
- 6 Maddali Bongi S, Del Rosso A, Galluccio F, Tai G, Sigismondi F, Passalacqua M, Landi G, Baccini M, Conforti ML, Miniati I, Matucci-Cerinic M. Efficacy of a tailored rehabilita¬tion program for systemic sclerosis. Clin Exp Rheumatol 2009; 27 (Suppl. 54) S44-S50
- 7 Taylor R, Jayasinghe UW, Koelmeyer L, Ung O, Boyages J. Reliability and validity of arm volume measurements for assessment of lymphedema. Phys Ther. 2006; 86: 205-214
- 8 Busija L, Osborne RH, Nilsdotter A, Buchbinder R, Roos EM. Magnitude and meaningfulness of change in SF-36 scores in four types of orthopedic surgery. Health and Quality of Life Outcomes 2008; 6: 55