Der Klinikarzt 2011; 40(12): 590
DOI: 10.1055/s-0031-1299640
Forum der Industrie
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

First-Line-Therapie des fortgeschrittenen NSCLC – Bevacizumab plus Cisplatin/Gemcitabin in der INNOVATIONS-Studie hoch wirksam

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Publikationsdatum:
27. Dezember 2011 (online)

 

Patienten mit fortgeschrittenem NSCLC, die für eine platinhaltige Chemotherapie in Frage kommen, profitieren vom zusätzlichen Einsatz des VEGF-Antikörpers Bevacizumab (Avastin®). Mit der Kombination Bevacizumab plus Cisplatin/Gemcitabin erreichten Patienten ohne nachgewiesene EGFR-Mutation ein medianes Gesamtüberleben von 18 Monaten [ 1 ].

Die aktuelle S3-Leitlinie empfiehlt für die First-Line-Therapie den Einsatz des VEGF-Antikörpers Bevacizumab in Kombination mit einer platinbasierten Chemotherapie bei Patienten mit Nicht-Plattenepithelkarzinom im Stadium IIIB/IV und gutem Allgemeinzustand (ECOG-Performance-Status 0 oder 1) [ 2 ]. Die in deutschen Zentren durch die ABC-Studiengruppe durchgeführte randomisierte Phase-II-Studie INNOVATIONS untersuchte den innovativen Ansatz einer chemotherapiefreien Kombination aus Bevacizumab plus dem EGFR-Tyrosinkinase-Inhibitor Erlotinib in einem unselektionierten Patientenkollektiv mit neu diagnostiziertem, nichtsquamösen NSCLC im Stadium IIIB/IV.

Im Kontrollarm wurde Bevacizumab mit der in Europa bevorzugt eingesetzten Dublette Cisplatin/Gemcitabin kombiniert. Der primäre Studienendpunkt war das progressionsfreie Überleben (progression free survival, PFS). Zu den sekundären Studienendpunkten zählten unter anderem das Gesamtüberleben (overall survival, OS), die Ansprechrate (response rate, RR) sowie das PFS und das OS in Abhängigkeit vom EGFR-Mutationsstatus [ 1 ].

Wirksamkeit von Bevacizumab plus Cisplatin/Gemcitabin bestätigt

Das im experimentellen Arm der INNOVATIONS-Studie untersuchte chemotherapiefreie First-Line-Schema hatte bei den unselektionierten Patienten keine Vorteile. Jedoch wurde deutlich, dass die Cisplatin-Dublette in Kombination mit Bevacizumab hoch wirksam ist: Die Auswertung des unselektionierten Gesamtkollektivs ergab für den chemotherapiehaltigen Arm (n = 113) ein medianes PFS von 7,7 Monaten und ein medianes OS von 16,3 Monaten [ 1 ]. Damit bestätigt INNOVATIONS die Ergebnisse vorangegangener Studien, die die Wirksamkeit von Bevacizumab plus Cisplatin-Dublette untersuchten: Ein medianes PFS von 6,7 Monaten und ein medianes OS von 13,6 Monaten wurde in der zulassungsrelevanten Phase-III-Studie AVAiL beobachtet [ 3 ]. Und in der Phase- IV-Studie SAiL demonstrierten die Daten aus der klinischen Praxis für das etablierte Bevacizumab-Schema eine mediane Zeit bis zur Tumorprogression (TTP) von 7,8 Monaten sowie ein medianes OS von 14,7 Monaten [ 4 ].


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Patienten ohne nachgewiesene EGFR-Mutation profitieren besonders

Von insgesamt 161 der eingeschlossenen 224 Patienten war der EGFR-Mutationsstatus bekannt, weshalb auch untersucht werden konnte, welchen Einfluss dieser auf das eingesetzte Therapieregime hatte. Besonders hervorzuheben ist, dass Patienten ohne nachgewiesene EGFR-Mutation noch stärker von der Bevacizumab-Zytostatika-Kombination profitierten als das unselektionierte Gesamtkollektiv: Sie erreichten ein medianes PFS von 8,4 Monaten (95 %-Konfidenzintervall (KI): 6,7–9,7 Monate) und ein medianes OS von 18,0 Monaten (95 %-KI: 12,0 Monate – nicht erreicht).

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(Bild: Thieme Verlagsgruppe, Oliver Knieps)

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VEGF-Antikörper verbessert Ansprechen auf Chemotherapie

Bereits die zulassungsrelevanten Phase-III-Studien zeigten, dass der VEGF-Antikörper das Therapieansprechen auf eine platinhaltige Chemotherapie signifikant verbesserte. In der E4599-Studie [ 5 ] erhöhte Bevacizumab den Prozentsatz an Patienten, die mit einem kompletten oder partiellen Ansprechen reagierten, von 15 % unter einer Carboplatin/Paclitaxel-Therapie auf 35 % sowie von 22 % unter einer Cisplatin/Gemcitabin-Therapie auf 35–38 % in der AVAiL-Studie [ 3 ]. Auch diese Zahlen wurden in der INNOVATIONS-Studie bestätigt. Die Ansprechrate lag im Gesamtkollektiv bei 37 % und bei der Subgruppe der Patienten ohne EGFR-Mutation bei 41 % [ 1 ].

Fazit: Die Ergebnisse der INNOVATIONS-Studie zeigen, dass Patienten mit fortgeschrittenem NSCLC ohne EGFR-Mutation von der in Europa häufig eingesetzten Cisplatin-Gemcitabin-haltigen Chemotherapie in Kombination mit dem VEGF-Antikörper Bevacizumab deutlich profitieren und ein ausgesprochen gutes medianes Gesamtüberleben von 18 Monaten erreichen können.

Quelle: Pressemeldung Roche Pharma AG, Grenzach-Wyhlen


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  • Literatur

  • 1 Thomas M et al. J Clin Oncol 2011; 29 (Suppl. 15s) Abstract 7504
  • 2 Goeckenjan G et al. Pneumologie 2010; 64: S23-S155
  • 3 Reck M et al. Ann Oncol 2010; 21: 1804-1809
  • 4 Crinò L et al. Lancet Oncol 2010; 11: 733-740
  • 5 Sandler A et al. N Engl J Med 2006; 355: 2542-2550

  • Literatur

  • 1 Thomas M et al. J Clin Oncol 2011; 29 (Suppl. 15s) Abstract 7504
  • 2 Goeckenjan G et al. Pneumologie 2010; 64: S23-S155
  • 3 Reck M et al. Ann Oncol 2010; 21: 1804-1809
  • 4 Crinò L et al. Lancet Oncol 2010; 11: 733-740
  • 5 Sandler A et al. N Engl J Med 2006; 355: 2542-2550

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(Bild: Thieme Verlagsgruppe, Oliver Knieps)