Der Klinikarzt 2011; 40(12): 594
DOI: 10.1055/s-0031-1299646
Forum der Industrie
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Kapillarmikroskopie des Nagelfalzes – Frühdiagnostik der systemischen Sklerose

Further Information

Publication History

Publication Date:
27 December 2011 (online)

 

Die systemische Sklerose (SSc) zählt mit einer Prävalenz von etwa 5–20/100 000 Einwohnern zu den seltenen Erkrankungen und sie betrifft vorwiegend Frauen. Entzündungsvorgänge, Autoimmunität, krankhafte Veränderungen an den Kapillaren und Fibrose sind für die progressive Erkrankung charakteristisch. Auch Organe, insbesondere die Lunge, das Herz, die Niere und ganz besonders der Gastrointestinaltrakt können vom Krankheitsgeschehen betroffen sein. Zusätzlich treten Gelenksymptome auf. Frühsymptom der systemischen Sklerodermie ist meist das Raynaud-Syndrom mit perivaskulär lokalisierten Entzündungsinfiltraten und mikroangiopathischen Veränderungen. Das sekundäre Raynaud-Phänomen sollte frühzeitig von der primären, idiopathischen Form ohne Kapillarveränderungen abgegrenzt werden, erklärt Professor Maurizio Cutolo, Genua. Mit der Kapillarmikroskopie des Nagelfalzes hat man ein sicheres, nicht invasives Verfahren gefunden, mit dem man bereits frühzeitige Umgestaltungen an kleinsten Gefäßen verfolgen kann. So können morphologische Veränderungen bereits in frühen Krankheitsphasen festgestellt werden, wenn es zu Endothelschädigungen in den Kapillaren kommt, auch weitere Abweichungen vom Normalbefund können im Verlauf der Erkrankung durch Folgeuntersuchungen entdeckt werden. Bei Patienten mit SSc können dabei sämtliche Veränderungen der Gefäße, wie Kapillarektasien mit und ohne Blutungen, Abnahme der Kapillardichte bis hin zum vollständigen Gefäßverlust, unvollständige Gefäßneubildung und atypische Kapillaren nachgewiesen werden. Diese Veränderungen lassen sich semiquantitativ beschreiben und auswerten. Damit lässt sich nicht nur das sekundäre Raynaud-Syndrom diagnostizieren, sondern es findet sich auch ein Zusammenhang zwischen bestimmten Gefäßmustern, den klinischen Symptomen, Schweregrad der Erkrankung und Laborbefunden.

Prädiktiver Wert der Kapillarmikroskopie

Bei vielen Patienten mit sekundärem Raynaud-Syndrom im Rahmen der systemischen Sklerodermie finden sich Nekrosen oder digitale Ulzera, schmerzhafte nekrotische Läsionen, die in der Regel an den distalen Enden von Fingern und Zehen entstehen. 58 % der Patienten mit systemischer Sklerose entwickeln im Laufe ihrer Erkrankungen diese schwer heilbaren Wunden. In Untersuchungen an 71 Patienten, bei denen jeweils ein umschriebenes Feld des Nagelfalzes von 8 Fingern ausgewertet wurde, hat Doktor Vanessa Smith, Gent, einen einfachen prognostischen Index entwickelt, mit dem sich das Risiko für die Entwicklung dieser äußerst schmerzhaften und schwer heilenden Geschwüre voraussagen lässt. Dadurch könnte eine früh einsetzende Therapie, zum Beispiel mit dem Endothelin-Rezeptor-Antagonisten Bosentan (Tracleer®), eingeleitet werden. Damit können die Betroffenen besser vor den negativen Folgen wie Schmerzen, Einschränkung der Handfunktion und Komplikationen geschützt werden.

Richard Kessing, Zeiskam

Quelle: 1. Deutsches Experten-Forum Kapillarmikrosktopie 26. November 2011 in Bad Nauheim, veranstaltet vom Rheumazentrum Gießen/Bad Nauheim und unterstützt durch Actelion Pharmaceuticals Deutschland


#
#