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DOI: 10.1055/s-0031-1300584
Ethische Spannungsfelder in der Therapie am Lebensende
Publication History
Publication Date:
06 February 2012 (online)
Zur Analyse der ethischen Spannungsfelder in der Therapie am Lebensende bietet es sich an, Unterscheidungen einzuführen. Ethische Spannungsfelder können sich auf verschiedenen Ebenen ergeben. Zunächst auf der normativen Ebene: Welche Norm oder welche Normen sind die angemessenen bei Therapien am Lebensende? Danach stellt sich die Frage, welche Spannungsfelder sich ergeben, wenn man nach bestimmten Normen handeln will. Jenseits der eigentlichen normativen Fragen ergeben sich Schwierigkeiten bei der Umsetzung, also moralpragmatische Probleme. Die erste These lautet: Bei Therapien am Lebensende ergeben sich zwar Spannungsfelder auf der normativen Ebene, jedoch deutlich mehr auf der moralpragmatischen Ebene.
Auf der moralpragmatischen Ebene ist noch einmal zu unterscheiden zwischen Problemen von genuin handlungstheoretischer Natur, die zu lösen selbst unter besten Bedingungen schwierig sein dürfte. Daneben existieren Probleme, die einzig den äußeren Bedingungen zuzuschreiben sind und die keine eigentlich ethischen Probleme sind, sondern auf mangelnde Ausbildung, finanzielle und psychologische Umstände zurückzuführen sind. Die zweite These lautet: Auf der moralpragmatischen Ebene dominiert ein ernsthaftes ethisches Problem, und zwar die Entscheidung zwischen kurativer oder palliativer Vorgehensweise unter prognostischer Unsicherheit. Die anderen, und zwar sehr bedeutsamen Probleme sind keine eigentlich ethischen Probleme, sondern der Ausbildung, der Vergütung und psychologischen Umständen geschuldet.