Eine optimale Diabetestherapie berücksichtigt neben der Stoffwechsellage ganz besonders
die Lebenssituation des Patienten. Bei älteren Diabetikern erschweren Polymedikationen
oder Komorbiditäten, wie beispielsweise die eingeschränkte Nierenfunktion, viele Behandlungsoptionen.
Prof. Blüher, Leipzig, stellte anlässlich der 5. Herbsttagung der Deutschen Diabetes-Gesellschaft
wirksame Therapiestrategien für Patienten jenseits des 75. Lebensjahres bzw. mit chronischer
Niereninsuffizienz zur Diskussion.
Das Risiko von Hypoglykämien steigt durch eine normnahe Glukoseeinstellung und gilt
es in der Diabetestherapie zu vermeiden, da dadurch nicht nur die Lebensqualität der
Betroffenen eingeschränkt wird, sondern auch das Risiko von Mortalität und Infarktrate
massiv ansteigt. Besonders im hohen Lebensalter ist es wichtig, Typ-2-Diabetiker vor
den gravierenden Risiken einer Hypoglykämie zu schützen. Die Gruppe der DPP-4-Inhibitoren
gehört zu den Antidiabetika, die kein intrinsisches Hypoglykämierisiko aufweisen und
darüber hinaus als außerordentlich gut verträglich gelten.
Studienlage und positive CHMP-Beurteilung belegt Nutzen
In einer Metaanalyse zum DPP-4-Hemmer Vildagliptin wurden die Daten bei Patienten
über 75 Jahren hinsichtlich Wirksamkeit und Nebenwirkungen analysiert und mit denen
jüngerer Patienten verglichen. Dabei wurden hinsichtlich der Effektivität von Vildagliptin
(Galvus®) 7 Studien, in der Kombination mit Metformin 3 Studien und hinsichtlich der
-Sicherheit des Arzneimittelregimes insgesamt 38 Studien ausgewertet.
Die Studiendaten zeigten, dass eine Vildagliptin-Therapie den Blutzucker deutlich
stärker senkt als andere DPP-4-Inhibitoren. Zudem wurde gezeigt, dass gerade bei Patienten
über 75 Jahren eine Therapie mit Vildagliptin besonders wirksam und sicher ist, auch
für Patienten mit leicht eingeschränkter Nierenfunktion (GFR [MDRD] 50–80 ml/min/1,73
m2). Aufgrund der positiven Analysedaten wurde bei Vildagliptin, als einzigem Vertreter
der Substanzklasse der DPP-4-Hemmer, der Warnhinweis für Patienten über 75 Jahre aus
der Fachinformation gestrichen. Vildagliptin ist demnach der einzige DPP-4-Hemmer,
der nachgewiesenermaßen sicher und wirksam bei geriatrischen Typ-2-Diabetikern eingesetzt
werden kann.
(Foto: Thieme Verlagsgruppe, Fotograf: Thomas Möller)
In einer randomisierten, Placebo kontrollierten, doppelblinden Multicenter-Studie
über 24 Wochen wurde die Sicherheit und Verträglichkeit von Vildagliptin (50 mg täglich)
bei 294 Patienten mit mäßiger Nierenschädigung (glomeruläre Filtrationsrate [GFR]
≥ 30 bis <50 ml/min/1,73 m2) und 221 Patienten mit schwerer Nierenschädigung (GFR <30 ml/min/1,73 m2) untersucht. Die Ergebnisse belegten für Vildagliptin nicht nur die effektive Senkung
von Nüchternblut-zucker, postprandialem Blutzucker und HbA1c, sondern darüber hinaus eine Sicherheit auf Placeboniveau.
Auf Grundlage dieser positiven Studiendaten empfahl der Ausschuss für Humanarzneimittel
(CHMP) der europäischen Zulassungsbehörde EMA die Zulassung des Arzneimittels zur
Behandlung von Typ-2-Diabetikern mit mäßiger oder schwerer Nierenschädigung in einer
Dosierung von 50 mg täglich.
Richard Kessing, Zeiskam
Quelle: "Nutzen von Vildagliptin bei älteren Patienten und Patienten mit Niereninsuffizienz"
Meet-the-Expert anlässlich der 5. Herbsttagung der Deutschen Diabetes Gesellschaft
(DDG) Berlin 2011. Veranstalter: Novartis Pharma GmbH