Psychiatr Prax 2012; 39(01): 47
DOI: 10.1055/s-0031-1301135
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Praxisleitlinien Rehabilitation für Menschen mit psychischen Störungen

Contributor(s):
Katarina Stengler
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Publication Date:
13 January 2012 (online)

 
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Wolfgang Weig hat mit seiner langjährigen Erfahrung als Leiter eines Rehabilitationszentrums für psychisch Kranke sowie seiner hochengagierten Arbeit als Vorsitzender der Bundesarbeitsgemeinschaft RPK (bis 2010) und Leiter des DGPPN-Referats "Rehabilitation" (bis 2009) bereits in zahlreichen Zeitschriftenartikeln und Büchern Grundzüge der Psychiatrischen Rehabilitation in Deutschland beschrieben. In dem vorliegenden Praxisleitfaden sichtete nun mit den Herausgebern D. Jäckel, H. Hoffmann und W. Weig eine internationale Expertengruppe deutschsprachiger Länder die aktuelle Forschungsliteratur und die Erkenntnisse aus der Praxis mit dem Ergebnis einer umfassenden systematischen Darstellung von rehabilitationswissenschaftlichen Grundlagen bis hin zu praxisrelevanten Interventionen und Methoden der Psychiatrischen Rehabilitation. Es ist gelungen, eine großzügige und umfassende Orientierungshilfe für Themen des Rehabilitationsprozesses von Menschen mit psychischen Problemen vorzulegen, die sich gleichermaßen an Professionelle wie auch an Betroffene und deren Angehörige richtet.

Zu Beginn des Buches wird in einem "Allgemeinen Teil" auf grundsätzliche Aspekte wie Indikation, Zielstellung, Ökonomie sowie rechtliche und organisatorische Schwerpunkte in der Rehabilitation von Menschen mit psychischen Störungen hingewiesen, die in dem zweiten Teil "Rehabilitationswissenschaftliche Grundlagen" weiterführend und vertiefend beschrieben werden. Gleich am Anfang wird auf die Schwierigkeit der Einbettung rehabilitativer Ansätze in ein psychiatrisches Gesamtversorgungskonzept hingewiesen, wenn nämlich die historische Entwicklung von der "Anstaltspsychiatrie" zu Beginn des 19. Jahrhunderts über die Psychiatriereform in den 70er-Jahren bis hin zur Empfehlungsvereinbarung über Rehabilitationseinrichtungen für psychisch Kranke 1986 skizziert wird. In den nachfolgenden Kapiteln wird die Rehabilitation als Querschnittsbereich der Versorgung definiert und in diesem Zusammenhang Classification of Functioning, Disability and Health, WHO, 2002) eingeführt. Empowerment- und Recovery-Ansätze, die die Autonomie, Selbsthilfepotenziale und Gesundheitsressourcen der Betroffenen anerkennen und stärken, rangieren hierbei als oberste Prinzipien professionellen Handelns.

Übersichtlich und gut strukturiert wird dem interessierten Leser schließlich im Abschnitt "Rehabilitationsdiagnostik und -planung" die konkrete Vorgehensweise psychiatrisch-psychologischer Diagnostik in der Rehabilitation aufgezeigt, wobei auch sozialmedizinische Grundlagen Erwähnung finden. Hilfreich und unmittelbar für den praktischen Transfer nutzbar, sind tabellarische Anhänge bzw. zusätzlich gekennzeichnete und hervorgehobene Empfehlungen für die Praxis.

Im dritten und letzten Abschnitt des Leitfadens mit dem Titel "Rehabilitationsprozess, Verfahren und Interventionen" werden einerseits die idealtypischen Phasen des Rehabilitationsprozesses im Einzelnen und gut nachvollziehbar dargestellt, andererseits wird auch auf Hürden und Schwierigkeiten in der Versorgungsrealität hingewiesen. Die einzelnen Interventionen von der Psychopharmakotherapie bis hin zu psychotherapeutischen und bewältigungsorientierten Verfahren werden umfangreich, aber auch in kurzen, z. T. tabellarischen Zusammenfassungen inklusive verfügbarer und publizierter Manuale beschrieben. Abschließend findet der Leser in einem umfangreichen und sorgfältig aktualisierten Literaturverzeichnis eine Vielzahl an Hinweisen zu weiterführender Literatur.

Insgesamt liegt mit diesem Buch ein gut strukturierter, wissenschaftlich fundierter und gleichzeitig praktisch orientierter Leitfaden zur Rehabilitation von psychisch kranken Menschen vor.

Katarina Stengler, Leipzig
E-Mail: katarina.stengler@medizin.unileipzig.de