Pneumologie 2012; 66(01): 5
DOI: 10.1055/s-0032-1304128
Pneumo-Fokus
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Lungenkrebs - Niedrig-Dosis-CT-Screening kann Sterblichkeit reduzieren

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Publication Date:
20 January 2012 (online)

 

    Frühe Lungenkrebsstadien können mittels Niedrig-Dosis-Computertomografie festgestellt werden. Inwieweit durch das Screening die Mortalitätsrate durch Bronchialkarzinome gesenkt werden kann, hat ein Forscherteam vom National Cancer Institut in den USA nun untersucht.
    N Engl J Med 2011: 365: 395-409

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    Nach Angaben des Zentrums für Krebsregisterdaten am Robert-Koch-Institut erkranken jährlich rund 50 000 Menschen in Deutschland an einem Bronchialkarzinom. Dabei sind Männer deutlich häufiger betroffen als Frauen. (Bild: Oliver Knieps/Thieme Verlagsgruppe)

    Insgesamt wurden 53 454 Personen zwischen 55 und 74 Jahren in die Studie aufgenommen, die einen Zigarettenkonsum von mindestens 30 Packungsjahren aufwiesen oder innerhalb der vorangegangenen 15 Jahre mit dem Rauchen aufgehört hatten. Sie unterzogen sich randomisiert jeweils 3 jährlichen Niedrig-Dosis-CT- (n = 26 722) oder Röntgen-Thorax-Untersuchungen (n = 26 732). Alle CT-Aufnahmen erfolgten mit mindestens einem 4-Kanal-Gerät und einer durchschnittlichen effektiven Strahlendosis von 1,5 m Sv. Nicht kalzifizierte Herde ? 4 mm sowie Adenopathien und Pleuraergüsse wurden in CT-Aufnahmen als positiver Befund gewertet.

    Der Vitalstatus war zu 97 % (CT-Gruppe) bzw. 96 % (Röntgen-Gruppe) bekannt, und die mediane Nachbeobachtungszeit betrug 6,5 Jahre. Die Teilnehmer nahmen zu 95 bzw. 93 % alle 3 jährlichen Untersuchungstermine wahr.

    Während die Gesamtrate positiver Screening-Befunde im CT-Arm 24,2 % erreichte, betrug sie im Vergleichsarm 6,9 %. Die Falsch-Positiv-Raten beider Methoden lagen dicht beieinander (CT: 96,4 %, Röntgen: 94,5 %). Insgesamt sind im CT-Arm 1060 und im Vergleichsarm 941 Lungenkrebsfälle diagnostiziert worden. Bezogen auf 100 000 Personenjahre kam es in der CT-Gruppe zu 247 und in der Röntgen- Gruppe zu 309 Todesfällen. Daraus ergibt sich eine relative lungenkrebsbedingte Mortalität von 20 % (p = 0,004). Bei den Todesfällen jeglicher Ursache war im Vergleich zum Röntgen-Thorax die Rate im CT-Arm um 6,9 % reduziert (p = 0,02).

    Fazit

    Die Multicenterstudie zeigt, dass das CT-Screening die Mortalitätsrate durch Lungenkrebs deutlich senken kann. Neben der hohen Falsch-Positiv-Rate sind mögliche Überdiagnosen Kritikpunkte dieses Screenings. Doch die Zahl diagnostizierter Lungenkrebsfälle in beiden Studienarmen spricht nach Ansicht der Autoren dafür, dass das Ausmaß von Überdiagnosen durch die CT-Untersuchungen nicht groß sei. Vor allem mit molekularen Markern könnten zukünftig Personen identifiziert werden, die besonders vom Niedrig-Dosis-CT-Screening profitieren.

    Siehe auch Vogelmeier C, Worth H, Pfeifer M. Gemeinsame Stellungnahme der DGP und der Deutschen Röntgengesellschaft zur Lungenkrebsfrüherkennung mit Niedrigdosis-CT. Pneumologie 2011; 65: 5-6

    Matthias Manych, Berlin


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    Nach Angaben des Zentrums für Krebsregisterdaten am Robert-Koch-Institut erkranken jährlich rund 50 000 Menschen in Deutschland an einem Bronchialkarzinom. Dabei sind Männer deutlich häufiger betroffen als Frauen. (Bild: Oliver Knieps/Thieme Verlagsgruppe)