Pneumologie 2012; 66(02): 55
DOI: 10.1055/s-0032-1304135
Pneumo-Fokus
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Dysfunktionale Atmung - Wiedererlernen der physiologischen Atmung

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Publication Date:
15 February 2012 (online)

 

Etwa ein Drittel aller Patienten, bei denen ein Asthma diagnostiziert wird, haben tatsächlich eine andere Erkrankung, die den Atmembeschwerden zu Grunde liegt. Ungefähr 10 % leiden an einer "dysfunktionaler Atmung". Ein umfassendes Atemtraining ist geeignet, die Symptome zu lindern und die Lebensqualität der Patienten zu verbessern. C. Hagman et al. haben den Langzeiteffekt eines Trainings zum Wiedererlernen des physiologischen Atmens nun untersucht. Respir Med 2011; 105: 1153-1159

An der schwedischen Studie nahmen 25 Patienten mit dysfunktionaler Atmung und fehlender Asthmadiagnose sowie als Kontrollgruppe ebenfalls 25 Patienten mit gut kontrolliertem Asthma bronchiale ohne Symptome einer dysfunktionalen Atmung teil. Die Diagnose "dysfunktionale Atmung" setzte sich zusammen aus dominanter Thorakalatmung in Ruhe und mindestens 5 von 10 Symptomen der Kriterienliste zur dysfunktionalen Atmung: schwieriges Einatmen, tiefes Einatmen unmöglich, erhöhte Atemfrequenz (> 16/ min), häufiges Seufzen und Gähnen, häufiges Räuspern, schmerzende Muskeln und Gelenke im oberen Brustkorb, trockner Husten, Engegefühl in der Brust, Globus pharyngeus, vergangene oder aktuelle Stresseffekte. Zusätzlich wurde das physische und psychische Befinden der Teilnehmer erfragt, u. a. mit dem SF-36-Fragebogen sowie dem Fragebogen zum Kohärenzgefühl und Hyperventilationssyndrom. Auch die Zahl der Notfallaufnahmen ging in Studie mit ein. Die Daten wurden zu Studienbeginn und nach 5 Jahren erhoben.

Effektive Phsyiotherapie

Das Training zur Wiedererlangung des physiologischen Atmens unter Anleitung eines Physiotherapeuten bestand aus 1-4 individuellen Sitzungen mit einem zeitlichen Abstand von 1-3 Monaten. Sie beinhalteten Aufklärung und Ratschläge zum Atmen sowie Übungen zur physiologischen Zwerchfellatmung in verschiedenen Positionen. Die Atemübungen sollten dann selbstständig in verschiedenen Alltagssituationen ausgeführt werden. Die Patienten der Kontrollgruppe erhielten kein Atemtraining.

In der Studiengruppe konnten Daten von 22 und in der Kontrollgruppe von 23 Patienten ausgewertet werden. Für Studienpatienten verbesserte sich die Lebensqualität von 43 auf 47 (nach der Summenskala zur körperlichen Gesundheit: SF-36; p = 0,03). Deutlicher fielen bei ihnen die Symptomreduktionen entsprechend der Kriterienliste aus: 6,9 zu Studienbeginn, 2,7 nach 5 Jahren (p < 0,001). Die Patienten waren durch ihre Atmungsstörung im Alltag und bei sportlichen Übungen weniger beeinträchtigt (p < 0,001), sie fehlten weniger häufig bei der Arbeit (p = 0,02) und die Atmung wurde weniger stark durch Stress beeinflusst (p = 0,03). Die Zahl der notfallbedingten Krankenhausaufnahmen sank von 18 auf 2 (p = 0,02). Bei den Asthmapatienten hatten sich nach 5 Jahren Gesundheit und körperliche Schmerzen verschlechtert.


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Fazit

Werden Patienten mit dysfunktionaler Atmung beraten und für das Wiedererlernen der physiologischen Atmung angeleitet, profitieren sie davon auch 5 Jahre nach dem Training. Sowohl mit validierten als auch speziell für diese Studie konzipierten Instrumenten konnten deutliche Verbesserungen festgestellt werden, so die Autoren.

Matthias Manych, Berlin


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