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DOI: 10.1055/s-0032-1304168
Ausbruch zurzeit unter Kontrolle – MERS in Südkorea
Publikationsverlauf
Publikationsdatum:
17. August 2015 (online)
Vor knapp 3 Jahren identifizierten Wissenschaftler bei Patienten mit schweren respiratorischen Erkrankungen ein neues Coronavirus, welches sie aufgrund der geografischen Begrenzung der bekannten Fälle auf den Nahen Osten „Middle East respiratory syndrome coronavirus“ (MERS-CoV) nannten.
Die meisten Infektionen in Saudi-Arabien
Mit 1057 der bisher weltweit etwa 1380 gemeldeten Patienten infizierten sich die weitaus meisten Menschen in Saudi-Arabien. Die übrigen Erkrankungen lassen sich alle auf Infektionen zurückführen, bei denen sich der Indexpatient in weiteren Staaten der arabischen Halbinsel beziehungsweise in den angrenzenden Ländern Iran oder Libanon aufgehalten hat. Zwar gab es bereits Anfang des Jahres 2014 eine weltweite Welle von Fällen, in denen Reisende die Krankheit in andere Länder und Kontinente exportierten. Da MERS-Infektionen aber in der Regel nur schwer von Mensch zu Mensch übertragbar sind, hatten diese importierten Fälle höchstens kleine Ausbrüche in den Zielländern zur Folge.
Das änderte sich, als im Mai dieses Jahres erstmals ein Südkoreaner erkrankte, der kurz zuvor von einer Reise auf die arabische Halbinsel in seine Heimat zurückgekehrt war. Dieser Importfall war der Start einer Infektionskette innerhalb Südkoreas, die mindestens 186 Menschen treffen sollte, 36 von ihnen verstarben an den Folgen der Erkrankung. Dabei traten Infektionen bis hin zur fünften Generation auf. Das Infektionsgeschehen war jedoch auf enge Verwandte und Krankenhäuser (d. h. medizinisches Personal, Bettnachbarn, Besucher im Krankenzimmer) limitiert. Mittlerweile scheint aber auch dieser Ausbruch unter Kontrolle gebracht worden zu sein, so wurden seit Anfang Juli keine Neuinfektionen mehr registriert.
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Bisher wenige Erkenntnisse zum neuen Virus
Die wissenschaftlichen Erkenntnisse zu diesem neuen Virus sind immer noch lückenhaft. So ist beispielsweise der Übertragungsweg noch nicht endgültig geklärt, man geht jedoch davon aus, dass es sich bei dem primären Wirtsorganismus um Fledermäuse handelt und die Übertragung durch Kamele, insbesondere durch junge Dromedare erfolgt. Auch Kamelmilch und andere Kamelprodukte stehen im Verdacht, Infektionen hervorrufen zu können. Eine Übertragung von Mensch zu Mensch wird immer noch als wenig effizient eingestuft, vermutlich bedarf es hierfür eines längeren Kontakts innerhalb kleiner Räume. Auch warum gerade Saudi-Arabien so stark betroffen ist, die anderen Länder der arabischen Halbinsel, in denen ebenfalls Erreger in den Kamelen nachgewiesen wurden und in denen es auch immer wieder sporadische Fälle gab, jedoch nicht, bleibt bisher ein Rätsel. Möglicherweise entdeckt man in Saudi-Arabien MERS-Infektionen aufgrund eines besseren medizinischen Kontrollsystems eher, während in den anderen Staaten viele Fälle nicht diagnostiziert werden. Möglicherweise gibt es aber auch klimatische, tiergeografische oder kulturelle Einflüsse, die die Bevölkerung in Saudi-Arabien besonders anfällig machen.
Dr. Raymund Lösch und Dipl. Biol. Unn Klare, Bad Doberan
Quellen: promed, WHO
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