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DOI: 10.1055/s-0032-1305965
Tibiakopfosteotomie – Können Patienten nach einer HTO wieder Sport treiben?
Publication History
Publication Date:
16 February 2012 (online)
Ziel der Studie war es, die Fähigkeit zur Sportteilnahme vor und nach Tibiakopfosteotomie (HTO) zu evaluieren. Hierbei wurden die präoperativen Erwartungen und die tatsächliche mögliche spätere Sportfähigkeit für Freizeitsport- und Leistungssport beurteilt.
Can patients really participate in sport after high tibial osteotomy ? Knee Surg Sports Traumatol Arthrosc, 2011 Mar 16, ahead of print, PMID: 21409470
Einleitung
Die valgisierende, hohe Tibiakopfosteotomie (HTO) ist ein etabliertes Verfahren zur Therapie der isolierten antero-medialen Gonarthrose. Das Ziel ist eine Dekompression des medialen Kompartiments, um einerseits Schmerzen und damit die Funktion zu verbessern. Andererseits kann so die Progression der medialen Arthrose verlangsamt werden. Besonders bei jungen und aktiven Patienten hat diese Therapie Vorteile gegenüber einer Endoprothese, da die HTO ein gelenkerhaltender Eingriff ist ohne Risiko von Implantatverschleiß und -lockerung.
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Studiendesign
Das funktionelle Outcome von 139 Patienten (88 Closed-wedge und 51 Open-wedge) wurde per anonymisiertem Fragebogen im Durchschnitt 50 Monate postoperativ evaluiert. Das Durchschnittsalter war 59 Jahre. 114 Patienten erhielten eine Plattenosteosynthese, während der andere Teil mit Klingenplatten/Schrauben oder Klammern versorgt wurde. Der Fragebogen enthielt den allgemeinen Gesundheitsscore SF12V2, fünf Zufriedenheitsfragen, den WOMAC score zur Alltags-/Funktionsbeurteilung und den Score nach Weiss et al. zur Beurteilung des sportlichen Aktivitätsniveaus und der Motivation.
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Ergebnisse
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77,7% waren nach HTO mit dem Gesamtergebnis zufrieden bzw. sehr zufrieden.
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20,8% waren postoperativ aktiver,
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45% weniger aktiv als präoperativ.
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Bei 56,1% wurde die Erwartung mit einem Aktivitätsniveau wie präoperativ erfüllt.
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41,8% bewerteten die Erwartungen als nicht erfüllt.
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62% fühlten sich nach HTO im Alltag eingeschränkt,
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während sich 36% im Alltag in keiner Weise eingeschränkt fühlten.
Es fand sich eine enge Korrelation zwischen der Intensität der sportlichen Tätigkeit und Motivation der Patienten. 80% betrieben postoperativ leichte (Radfahren, Schwimmen, etc.) und mittelanstrengende Aktivitäten (Wandern, Gartenarbeiten, etc). 28% aller Patienten betrieben hochanstrengende Tätigkeiten wie z.B. Alpinski, Langlauf, etc.. In der Gruppe an motivierten betrug die Anzahl regelmäßig anstrengenden Sport treibender Patienten 66%.
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Kommentar
Die vorliegende Studie zeigt, dass junge motivierte Patienten nach HTO selbst in hochanstrengende Sportarten wieder zurück kehren können, jedoch häufig nicht den prä-pathologischen Leistungsgrad erreichen können und häufig Schmerzen beim Sport haben. 20% der Patienten konnten postoperativ ihren Aktivitätsgrad verbessern. Allerdings zeigten 45% keine Verbesserung des Aktivitätsniveaus. Entscheidend für das Erreichen einer postoperativen hohen Aktivität scheint die bereits präoperativ bestehende hohe Motivation zu sein. Wurde präoperativ kein Sport betrieben, so ist die Wahrscheinlichkeit einer postoperativen sportlichen Tätigkeit eher gering.
Limitierende Faktoren der vorliegenden Studie sind die Varianz der operativen Technik und der Implantate. Das Studiendesign war zudem retrospektiv und basierte lediglich auf einer Untersuchung durch Fragebögen. Dabei wäre die Verwendung klinischer Scores mit einer höheren Aussagekraft zur tatsächlichen Verbesserung der sportlichen Aktivität wünschenswert gewesen.
Dr. med. Stephanie Floerkemeier
Orthopädische Klinik der Medizinischen Hochschule Hannover
E-Mail: Stephanie.Floerkemeier@ddh-gruppe.de
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