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DOI: 10.1055/s-0032-1309464
Buchbesprechung
Publication History
Publication Date:
05 September 2012 (online)
Wo kann der Pneumologe, wo der Internist oder Allgemeinmediziner nachlesen, was „Rationale Differenzialdiagnostik“ bei Kindern mit kranken Bronchien oder Lungen heißt? Im Nicolai/Griese, einem Buch, das schon jetzt als Standardreferenz im deutschen Sprachraum gelten darf.
Höchstes Kompliment. Denn den Autoren ist es gelungen, auf 368 Seiten die kinderpneumologische Diagnostik in einzigartiger Knappheit, Präzision und Anschaulichkeit darzustellen.
In acht Kapiteln wird der Stoff dargelegt. Es beginnt mit der „Indikationsstellung in der kinderpneumologischen Diagnostik, Tipps für U1–U7. Typische Symptomkonstellationen und Fragestellungen und ihr jeweiliger typischer Untersuchungsgang werden dargelegt. Die Tabellen sind instruktiv, klar gegliedert, augenfreundlich gestaltet, dem fotografisch begabten Gedächtnis entgegenkommend. Das zweite Kapitel „Bronchoskopie“ enthält auf etwa hundert Seiten nicht weniger als einen kurzen Atlas der kinderpneumologischen Bronchoskopie, mit reichlich hochwertigem Bildmaterial und didaktisch einprägsamen Schemazeichnungen. Auf weiteren hundert Seiten folgt ein Atlas und Lehrbuch der Lungenfunktion in allen ihren Facetten, beginnend mit Spirometrie über Bodyplethysmografie bis hin zur Spiroergometrie und weiteren speziellen Untersuchungstechniken wie etwa der Lungenfunktionsmessung des Säuglings. Auch gestandene Pneumologen werden erstaunt sein, wie gut die Messprinzipien erklärt und schematisch dargestellt sind – und vielleicht noch etwas Neues lernen. Reichlich Beispiele lassen die Lungenfunktionsmessungen verstehen und erlernen. Was kann da noch kommen?
Noch sehr viel! In Kapitel vier die „Beurteilung der Inflammation“, ein komplexer Stoff, der gerade in seiner Knappheit ausgezeichnet vermittelt wird. Kapitel fünf befasst sich mit der „Zilienfunktionsdiagnostik“, Kapitel sechs mit der „Diagnostik der Mukoviszidose“, Kapitel sieben mit „Genetische(n) Untersuchungen bei seltenen Lungenerkrankungen“, kinderpneumologischem „Urkram“ sozusagen, und jeder, der einmal wissen wollte, wie das eigentlich wirklich geht, findet es hier endlich in gebotener Kürze dargestellt. Zum Abschluss folgt noch das wieder ausführlichere achte Kapitel, dass von den „Diagnostische(n) Schnittstellen zu anderen Fächern“ handelt. Hier werden die Beziehungen zur Allergologie, Gastroenterologie, Infektiologie, Immunologie, Kardiologie, Schlafmedizin und Neurologie dargestellt, sämtlich didaktisch gelungen und mit exzellentem Bildmaterial.
Damit nicht genug, liegt dem Buch eine CD bei, die Untersuchungsabläufe und Befunde in bewegten Bildern vorführt. Dargestellt sind bewegte bronchoskopische Befunde, die auch für erfahrene Untersucher von Interesse sein dürften, die bronchoalveoläre Lavage in Durchführung und Aufarbeitung der gewonnenen Materialien und eine „Real-time“-Lungenfunktionsuntersuchung im Bodyplethysmografen. Ein Normalbefund einer Spiroergometrie schließt die Darstellungen ab.
Es gibt nicht viele Lehrbücher bzw. Monografien, die nicht nur instruktiv sind, sondern die zu lesen, die zu schauen eine regelrechte Freude bereitet. Hier ist eines, das allen pneumologisch Interessierten nachdrücklich empfohlen wird.
Kann man auch etwas Kritisches sagen? Wohl kaum. Höchstens, dass es ein vergleichbares Buch aus der Erwachsenenpneumologie zur Zeit nicht gibt. Angekündigt ist bereits ein Komplementärband zur Therapie. Man darf sich darauf freuen.
Prof. Dr. Santiago Ewig, Bochum
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