Aktuelle Dermatologie 2013; 39(01/02): 6
DOI: 10.1055/s-0032-1309576
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© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

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Korrespondenzadresse

Dr. med. Tobias Plaza
Facharzt für Dermatologie und Venerologie, Allergologe
Haut und Allergie Zentrum Brunnehof
Oberlandstrasse 100
CH-8610 Uster

Publication History

Publication Date:
27 February 2013 (online)

 

    60 Monate Gesamtüberleben bei Hirnmetastasen eines Melanoms – in der Schwangerschaft diagnostiziert
    Kurzkommentar zu Seite 19

    O’Briens aktinisches Granulom der Unterlippe nach Herpes-simplex-Infektion
    Kurzkommentar zu Seite 31

    60 Monate Gesamtüberleben bei Hirnmetastasen eines Melanoms – in der Schwangerschaft diagnostiziert

    Kurzkommentar zu Seite 19

    Das maligne Melanom ist eine gefürchtete Diagnose, die uns immer wieder vor therapeutische Herausforderungen stellt. Die ohnehin schon schwierige Therapie wird durch die glücklicherweise eher seltene Diagnosestellung in der Schwangerschaft noch massiv erschwert, weil oft ein verzögerter Therapiebeginn aufgrund der Schwangerschaftserhaltung erfolgt.

    So auch im geschilderten Fall einer 23-jährigen Patientin, bei der erst 5 Monate nach Primärexzision eines 3,8 mm dicken ulzerierten Melanoms in 2 cm Sicherheitsabstand und Entbindung eines gesunden Mädchens im kompletten Staging die Diagnose von Hirnfiliae gestellt wurde.

    Besonders an dem Fall ist das lange Überleben der Patientin von bisher über 5 Jahren nach dieser Diagnosestellung. Die Autoren stellen die Hypothese auf, dass dieser positive Krankheitsverlauf auf der Kombinationstherapie aus gezielter Bestrahlung mittels Gamma-Knife-Therapie und der Chemotherapie mit Temozolomid basiert. Temozolomid wirkt nicht nur zytotoxisch, sondern auch als Strahlensensitizer, somit gibt es einen guten Synergie-Effekt durch die Kombination der beiden Therapien. Die Datenlage ist gut und die Kombinationstherapie vielversprechend, wie auch der geschilderte Fall zeigt.

    Gerade weil die Therapie des metastasierten malignen Melanoms wegen des schlechten Ansprechens auf die zur Verfügung stehenden Therapieoptionen oft deprimierend ist, lassen Einzelfälle wie die geschilderte Patientin doch immer wieder hoffen und rechtfertigen die herausfordernden individuellen, auf die Situation des Patienten abgestimmten Heilversuche durch den behandelnden Dermato-Onkologen. Nur wenn es in unseren Fachzeitungen die Publikation von solchen Fallberichten gibt, können wir daraus lernen und unsere Patienten individuell auch außerhalb groß angelegter Studiendatenlagen beraten und therapieren.

    O’Briens aktinisches Granulom der Unterlippe nach Herpes-simplex-Infektion

    Kurzkommentar zu Seite 31

    Das O’Briens aktinische Granulom bzw. das anuläre elastozytische Riesenzellgranulom ist eine sehr seltene dermatologische Erkrankung. Ich selbst kenne sie nur aus Lehrbüchern und habe in 12 Jahren Dermatologie persönlich keinen einzigen Fall gesehen. Daher finde ich es wichtig und lehrreich, im Rahmen von Fallberichten mit besonderen Verläufen an solch seltene Krankheitsbilder erinnert zu werden, um diese nicht zu vergessen. Die Autoren schildern sehr eindrücklich den Fall eines Patienten, bei dem es im unmittelbaren Anschluss an eine Herpes-simplex-Infektion innerhalb von 6 Monaten zu einem O’Briens aktinischen Granulom der Unterlippe kam. Bisher wurden nur Fälle publiziert, in denen O’Briens aktinische Granulome erst zeitverzögert nach Herpes-simplex-Infektionen auftraten. Die Autoren zeigen verständlich die Pathomechanismen auf, die als Ursache des Auftretens des seltenen benignen Tumors in sonnenexponierten Regionen vermutet wird.

    In der Literatur sind Komorbiditäten zu Erkrankungen wie Diabetes mellitus, hämatologische Erkrankungen oder Malignome beschrieben, dies konnten die Autoren allesamt ausschließen. Besonders spannend an dem geschilderten Fall ist das sehr gute Ansprechen des O’Briens aktinischen Granuloms auf eine topische Therapie mit Calcineurin-Inhibitoren.

    Zusammenfassend eine wichtige Publikation, die uns die seltene Diagnose des O’Briens aktinischen Granuloms wieder ins Gedächtnis ruft und uns eine vergleichsweise einfache, aber doch vielversprechende Therapieoption aufzeigt.


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    Korrespondenzadresse

    Dr. med. Tobias Plaza
    Facharzt für Dermatologie und Venerologie, Allergologe
    Haut und Allergie Zentrum Brunnehof
    Oberlandstrasse 100
    CH-8610 Uster