Subscribe to RSS
DOI: 10.1055/s-0032-1309605
Buchbesprechung
Publication History
Publication Date:
10 April 2013 (online)
Der „Oczenski“ ist ein Klassiker, der nunmehr in der 9. Auflage bzw. seit 19 Jahren vorliegt. Das Werk hat ein Bibelformat und einen Bibeleinband. Ersteres ist wohl unvermeidlich, letzteres könnte (sollte) man ändern: ein Kitteltaschenbuch ist das ohnehin nicht mehr, sondern eine Referenz.
Die 832 Seiten umfassen ca. 10 Seiten Anatomie, 140 Seiten Physiologie, 20 Seiten Pathophysiologie, 200 Seiten Beatmungstechnik, 30 Seiten Weaning, 30 Seiten Nebenwirkungen der maschinellen Beatmung, 20 Seiten Monitoring, 10 Seiten Atemgaskonditionierung, 10 Seiten Atemtherapie, 100 Seiten Beatmungsstrategien, 70 Seiten spezielle Verfahren beim ARDS, 40 Seiten Neonatologie und Pädiatrie, 80 Seiten Technologie der Beatmungsgeräte und 10 Seiten hyperbare Oxygenierung. Diese Aufzählung zeigt deutlich die Gewichtung des Beatmungsthemas: es handelt sich um ein Werk aus anästhesiologischer Sicht.
Diese Sicht ist, wie bereits in den bisherigen Auflagen, glänzend dargestellt, in einer gelungenen Balance von Ausführlichkeit und Knappheit. Die Tabellen, grafischen Darstellungen und Algorithmen sind klar, eingängig und – so man möchte – gut als Lernhilfen geeignet. So kann das Werk sowohl als Nachschlagewerk als auch als Lerngrundlage benutzt werden. Der Text ist auf den neuesten Stand gebracht und gegenüber der Vorauflage weiter verbessert worden.
Als Pneumologe hätte man sich in einem Beatmungsbuch allerdings auch zusätzliche Schwerpunkt-Kapitel gewünscht, so über akute NIV, Heimbeatmung und natürlich ein ausführlicheres zum Thema Weaning. Aber dazu gibt es ja bereits eine Reihe von wichtigen Referenzen. Im Kapitel „Nebenwirkungen“ vermissen Intensivmediziner und Infektiologen schmerzlich ein ausführliches Kapitel zur VAP und VAT sowie zur Prävention dieser Komplikationen. Auch dies stand jedoch verständlicherweise nicht im Fokus dieses Werks.
Auch den Titel des Werks mag man in Frage stellen: „Atmen – Atemhilfen“? Die überaus komplexen Verfahren, die der Autor hier überaus erfahren und kompetent darstellt, als „Atemhilfen“ zu bezeichnen, scheint ein wenig zu viel des Understatements.
Insgesamt handelt es sich jedoch um ein wichtiges Standardwerk, weiterhin uneingeschränkt zu empfehlen für jeden, der vornehmlich die invasive Beatmung und ihre Möglichkeiten verstehen und anwenden will, unabhängig von seinem Kenntnisstand immer hilfreich.
Prof. Dr. med. Santiago Ewig, Bochum
#