Pädiatrie up2date 2012; 07(03): 267-281
DOI: 10.1055/s-0032-1310051
Intensivmedizin/Neonatologie
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Palliativmedizin in der Pädiatrie

Annette Sander
,
Dirk Reinhardt
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Publication Date:
28 August 2012 (online)

Einleitung

Der Begriff „Palliation“ leitet sich vom lateinischen „pallium“ (= der Mantel) bzw. „palliare“ (= mit einem Mantel umhüllen) ab und ergänzt inhaltlich die 3 Säulen der medizinischen Behandlung: die Heilung, die Prävention und die Rehabilitation. Somit geht es bei Palliation um die Linderung und Versorgung von Symptomen und Erkrankungen, bei denen eine Heilung nicht bzw. nicht mehr möglich ist.

In der Betreuung schwerkranker und sterbender Patienten hat sich die Palliativmedizin als medizinische Subspezialität in den letzten Jahren zunehmend etabliert. Dabei versteht sie sich als Konzept einer multiprofessionellen Versorgung mit ganzheitlichem, an der Linderung von Leiden orientiertem Ansatz und reicht weit über die reine Sterbebegleitung hinaus. Im angelsächsischen Bereich hat sich im Sinn dieses multiprofessionellen Ansatzes anstelle des Begriffs „Palliativmedizin“ die Bezeichnung „Palliativversorgung“ (Palliative Care) durchgesetzt, der im Folgenden synonym verwendet wird.

Innerhalb der Palliativmedizin hat sich die pädiatrische Palliativversorgung inzwischen als eigenständiger Bereich entwickelt, mit dem Ziel, den speziellen Bedürfnissen schwerkranker und sterbender Kinder und Jugendlicher und ihrer Familien mit pädiatrischer und palliativmedizinischer Kompetenz in besonderer Weise gerecht zu werden. Innerhalb der Pädiatrie werden die spezialisierten Angebote der pädiatrischen Palliativmedizin insbesondere im Bereich der häuslichen Versorgung, aber auch im Sinn konsiliarmedizinischer Mitbetreuung im stationären Bereich noch relativ wenig wahrgenommen. Die Assoziation des Begriffs „Palliativversorgung“ mit der Behandlung krebskranker Patienten in der Sterbephase ist auch unter Pädiatern weit verbreitet. Dabei ist das Spektrum der lebensverkürzenden Erkrankungen in der Pädiatrie weitaus größer. So können gerade auch z. B. Kinder mit angeborenen neuropädiatrischen oder Stoffwechselerkrankungen sowie angeborenen Fehlbildungen mit verkürzter Lebenserwartung von diesem Ansatz profitieren. Die Palliativmedizin sollte daher gleichwertiger Bestandteil in der Behandlung schwerkranker Kinder und Jugendlicher werden. Es ist Aufgabe des Kinderarztes, die Berührungsängste mit dem Palliativbegriff bei Eltern, Patienten und Angehörigen durch Aufklärung über die Inhalte und Ziele der Palliativversorgung – nämlich Symptomkontrolle und ganzheitliche Behandlung zur Erhaltung und Steigerung der Lebensqualität – zu verringern.