Z Orthop Unfall 2012; 150(02): 135
DOI: 10.1055/s-0032-1311703
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Hüftfrakturen – OP-Erfahrung senkt die Infektionsrate

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Publication Date:
12 April 2012 (online)

 
 

Im Rahmen der vorliegenden Single-Center-Studie wurden 6905 prospektive Patientendaten nach operativer Versorgung einer hüftgelenksnahen Fraktur analysiert, um Risikofaktoren für die Entwicklung von tiefen postoperativen Wundinfektionen (Infektion unterhalb der Fascia lata) zu identifizieren. Insgesamt trat bei 50 Patienten (0,7%) eine tiefe Infektion auf.
Factors affecting the incidence of deep wound infection after hip fracture surgery. J Bone Joint Surg Br February 2012 94:237–240

Einleitung

Es wurden drei Hauptrisikofaktoren für die tiefe Wundinfektion wurden ermittelt

  1. Wurde die Operation durch einen erfahrenen Chirurgen vorgenommen, so lag die Infektionsrate um die Hälfte im Vergleich zu einem Anfänger niedriger (p = 0,01).

  2. Eine verlängerte Dauer der Anästhesiezeit (76 min ± 25,6 vs 65 ± 29,2; p = 0,01) war signifikant mit einer erhöhten Infektionswahrscheinlichkeit verbunden, wobei die Länge der Schnitt-Nahtzeit keinen Einfluss auf die Infektionsrate hatte.

  3. Schließlich war die Methode der Frakturversorgung ein signifikantes Kriterium. Intrakapsuläre Frakturen die mit einer Hemiarthroplastik behandelt wurden, hatten eine sieben Mal höhere Rate tiefer Infektionen im Vergleich zur Osteosynthese (p = 0,001). Extrakapsuläre Frakturen, welche durch ein extramedulläres Verfahren stabilisiert wurden, hatten wiederum eine höhere Infektionsrate (0,78 %), verglichen mit intramedullären Osteosyntheseverfahren (0 %; p = 0,02). Keinen signifikanten Einfluss auf die Infektionsrate hatten patientenspezifische Faktoren.

Zusammenfassend wird empfohlen, dass alle hüftgelenksnahen Frakturen von einem erfahrenen Team (Chirurg und Anästhesist) gemanagt werden sollten, wobei nach Möglichkeit auch das Stabilisierungsverfahren entsprechend oben genannten Kriterien ausgewählt werden sollte.


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Kommentar

Diese Studie konnten fast 7000 Patienten mit hüpftgelenksnahen Frakturen in einem Zeitraum von 24 Jahren erfassen und konsequent jeweils mit mehr als 1-Jahres- Follow-up nachuntersuchen. Dabei wurde erstmals mit statistischer Signifikanz nachgewiesen, dass die operative Erfahrung die Infektionsrate bei Hüftfrakturen drastisch senkt, was bei meist multimorbiden Patienten vielleicht nicht überrascht aber sensibilisiert, dass solche Eingriffe etwa nicht von Assistenten im ersten Jahr durchgeführt werden sollten. Gleiches gilt aber auch für die Anästhesie. So wurde gezeigt, dass nicht die Schnitt-Nahtzeit, sondern eine Anästhesie mit verlängerter Ein- und Ausleitungszeit für tiefe Wundinfektionen mit verantwortlich ist. Was eindrücklich belegt, dass im Traumasaal nicht der jüngste Anästhesist, wie in Deutschland meistens üblich, für die Narkose verantwortlich sein sollte.

Als drittes Kriterium erwies sich das Stabilisierungsverfahren für die Infektionsrate bedeutsam. Als Konsequenz ist darauf zu achten, dass wenn Frakturtyp und Patient es ermöglichen, die Osteosynthese der Arthroplastik vorzuziehen ist und dass durch weichteilschonende, minimalinvasive einzubringende Kraftträger die Infektionsrate gesenkt wird.

Dr. med. Robert Rotter
Universitätsmedizin Rostock, Chirurgische Klinik und Poliklinik, Abteilung Unfall- und Wiederherstellungschirurgie
E-Mail:
robertrotter@yahoo.de

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Für tiefe Wundinfektionen ist nicht nur die Schnitt-Nahtzeit, sondern auch die Anästhesie mit verlängerter Ein- und Ausleitungszeit verantwortlich.(Foto: Paavo Blåfield/Thieme Verlagsgruppe)

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Für tiefe Wundinfektionen ist nicht nur die Schnitt-Nahtzeit, sondern auch die Anästhesie mit verlängerter Ein- und Ausleitungszeit verantwortlich.(Foto: Paavo Blåfield/Thieme Verlagsgruppe)