Diabetestherapie bei Niereninsuffizienz – Gliptine sind effektive Medikamente

Gliptine sind wirksame Medikamente zur Therapie des Diabetes mellitus Typ 2. Von besonderer Bedeutung ist deren Einsatz bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion.

Wirksam und sicher

Bei schwerer und terminaler Niereninsuffizienz sind neben Insulin nur sehr wenige orale Antidiabetika zur Behandlung zugelassen. Prof. Matthias Blüher, Leipzig, stellte auf einer Pressekonferenz Daten einer Studie vor, in die Diabetiker mit Niereninsuffizienz aufgenommen wurden. 294 Patienten wiesen eine moderate und 221 eine schwere Organinsuffizienz auf [ 1 ]. Die Teilnehmer erhielten nach einer Stabilisierungsphase ihre bisherige Therapie und nahmen randomisiert zusätzlich einmal täglich 50 mg Vildagliptin (Galvus®) oder Placebo ein.

Nach 24 Wochen war das HbA_1c in der Verumgruppe um 0,74 % (moderate Niereninsuffizienz) und um 0,88 % (schwere Niereninsuffizienz) zurückgegangen. Unter Placebo wurde eine Reduktion des HbA_1c um 0,21 bzw. um 0,32 % beobachtet. Blüher wies auf die bei Niereninsuffizienz typische Zeitverzögerung des Effektes von mehreren Wochen hin. Der Nüchternblutzucker nahm unter Vildagliptin bei moderater Niereninsuffizienz um 1,03 und bei schwerer Insuffizienz um 1,21 mmol/l ab (Placebo: – 0,50 bzw. – 0,70 mmol/l). Blüher betonte, dass Nebenwirkungen durch Vildagliptin inklusive schwerer Hypoglykämien sich auf Placeboniveau beschränkten.

Vorteile von Vildagliptin

Vildagliptin ist von der Europäischen Komission auch zur Monotherapie für Patienten zugelassen, bei denen Metformin nicht eingesetzt werden kann. In einer Studie zeigte eine Monotherapie mit Vildagliptin über 24 Wochen gegenüber Placebo eine Senkung des HbA_1c um 0,73 % sowie eine Abnahme des Blutzuckers um 1,3 mmol/l [ 2 ]. Blüher betonte, dass sich Vildagliptin in der Monotherapie vergleichbar wirksam wie Rosiglitazon gezeigt hätte, jedoch ohne dessen Nebenwirkung der Gewichtszunahme [ 3 ].

Dr. Michael Dietlein, Augsburg, wies auf die Vorteile von Vildagliptin gegenüber anderen Gliptinen hin: Eine Dosisanpassung wäre bei älteren Patienten über 65 Jahren nicht erforderlich. Vildaglitpin würde auch nicht über das Cytochrom-P450-System abgebaut, gerade bei Polypharmazie im höheren Alter sei dies eine wichtige Eigenschaft. Bei Niereninsuffizienz mit einer glomerulären Filtrationsrate von mindestens 50 ml/min ist gemäß Fachinformation keine Dosisanpassung notwendig. Für eine mittelschwere, schwere oder terminale Niereninsuffizienz wird einheitlich eine Dosis von 50 mg pro Tag empfohlen.

Dr. Andreas Fischer, München

Quelle: Pressekonferenz "Monotherapie mit Vildagliptin: neue Option bei Patienten mit Niereninsuffizienz oder Metformin-Kontraindikationen", München, veranstaltet von der Novartis Pharma GmbH, Nürnberg

• Literatur

• 1 Lukashevich V et al. Diabetes Obes Metab 2011; 13: 947-954
• 2 Pi-Sunyer FX et al. Diabetes Res Clin Pract 2007; 76: 132-138
• 3 Rosenstock J et al. Diabetes Care 2007; 30: 217-223