Dialyse aktuell 2012; 16(03): 191
DOI: 10.1055/s-0032-1311715
Forum der Industrie
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Dipeptidylpeptidase-IV-Hemmer – Für alle Stadien der Niereninsuffizienz

Further Information

Publication History

Publication Date:
12 April 2012 (online)

 
 

Inhibitoren der Dipeptidylpeptidase IV (DDP IV) sind moderne Antidiabetika mit günstigem Nebenwirkungspotenzial. Der erste zugelassene Vertreter dieser Substanzklasse kann nun in allen Stadien der Niereninsuffizienz eingesetzt werden.

Sitagliptin ist für Nierenkranke geeignet

Für die sichere Therapie des Diabetes mellitus Typ 2 eignen sich laut Dr. Axel Versen, Friedrichshafen, nur wenige Antidiabetika. Glitazone beispielsweise könnten aufgrund von Kontraindikationen und Komplikationen nur noch in begründeten Einzelfällen verordnet werden. Die meisten Sulfonylharnstoffe würden das Risiko von Hypoglykämien bergen. Versen wies darauf hin, dass der DDP-IV-Hemmer Sitagliptin (Xelevia®) für alle Stadien der Niereninsuffizienz zugelassen sei. Die Dosierung bei einer Kreatininclearance von 30–50 ml/min liegt bei einmal 50 mg täglich. Bei Werten von 15–30 ml/min (schwere Insuffizienz) oder bei weniger als 15 ml/min (terminale Niereninsuffizienz) werden 25 mg verabreicht.

Niereninsuffiziente Diabetiker weisen nach einer Studie ein doppelt so hohes Hypoglykämierisiko auf als Diabetiker ohne Niereninsuffizienz [ 1 ]. Verantwortlich dafür sind nach Versen unter anderem die eingeschränkte renale Glukoneogenese (physiologisch 25 % der gesamten Glukoneogenese) und die verlängerte Halbwertszeit von insulinotropen Substanzen.


#

Hypoglykämien und kardiovaskuläre Ereignisse reduziert

PD Martin Füchtenbusch, München, stellte 2 Studien vor, in denen Sitagliptin mit Glipizid verglichen wurde. An der ersten Studie nahmen 426 Patienten mit mäßiger/schwerer Niereninsuffizienz teil, an der zweiten waren 129 Patienten mit terminaler Niereninsuffizienz beteiligt [ 2 ]. Nach 54 Wochen war der HbA1c-Wert in der ersten Studie unter Sitagliptin um 0,75 % und unter Glipizid um 0,64 % zurückgegangen. In der zweiten Studie zeigte sich eine Reduktion um 0,72 bzw. 0,87 %.

Diesem vergleichbaren Effekt stand eine signifikant geringere Hypoglykämierate unter Sitagliptin bei mäßiger/schwerer Niereninsuffizienz (6,2 vs. 17,0 %) gegenüber. Bei terminaler Niereninsuffizienz zeigten Hypoglykämien insgesamt zwar keine signifikanten Unterschiede (6,3 vs. 10,8 %). Schwere Hypoglykämien wurden aber unter Sitagliptin nicht beobachtet, hingegen bei 7,7 % der mit Glipizid behandelten Patienten.

Füchtenbusch betonte, dass das kardiovaskuläre Mortalitätsrisiko eines Diabetikers vergleichbar mit dem eines Patienten nach vorangegangenem Myokardinfarkt sei [ 3 ]. In einer Metaanalyse zeigte sich eine Reduktion des Risikos für schwere kardiovaskuläre Ereignisse unter Gliptinen um knapp 1 Drittel [ 4 ].

Dr. Andreas Fischer, München

Quelle: PK "Neues aus der Diabetologie: Therapieoptionen bei Niereninsuffizienz", München, veranstaltet von der Berlin-Chemie AG, Berlin


#
#
  • Literatur

  • 1 Moen MF et al. Clin Am J Soc Nephrol 2009; 4: 1121-1127
  • 2 Arjona Ferreira JC. 4th annual meeting of the EASD Diabetes and Cardiovascular Study Group, München. 2011 poster
  • 3 Schramm TK et al. Circulation 2008; 117: 1945-1954
  • 4 Monami M et al. Curr Med Res Opin 2011; 27 (Suppl. 03) 57-64

  • Literatur

  • 1 Moen MF et al. Clin Am J Soc Nephrol 2009; 4: 1121-1127
  • 2 Arjona Ferreira JC. 4th annual meeting of the EASD Diabetes and Cardiovascular Study Group, München. 2011 poster
  • 3 Schramm TK et al. Circulation 2008; 117: 1945-1954
  • 4 Monami M et al. Curr Med Res Opin 2011; 27 (Suppl. 03) 57-64