Flugmedizin · Tropenmedizin · Reisemedizin - FTR 2012; 19(02): 57
DOI: 10.1055/s-0032-1311740
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Ursache für Anfälle bei Kindern unklar – "Nodding disease" in Uganda

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Publikationsdatum:
18. April 2012 (online)

 

    Bereits seit dem Jahr 2009 leiden zahlreiche Kinder im Norden Ugandas an einer seltenen und bisher noch unerklärten Nervenkrankheit – der "nodding disease" (Nick-Krankheit). Erste Fälle hatte es schon im Jahr 2003 gegeben. Etwa 1800 Kinder sollen bisher in den Distrikten Gulu, Pader und Kitgum an den Folgen verstorben sein. Die Zahl der darüber hinaus Infizierten schwankt je nach Quelle zwischen 1000 insgesamt und 1800 Neuinfektionen jedes Vierteljahr.

    Die Krankheit manifestiert sich zunächst in Form epileptischer Anfälle, die verstärkt auftreten, wenn das Kind etwas zu Essen vorgesetzt bekommt: Es beginnt unkontrolliert zu nicken und ist nicht in der Lage, die Hand mit dem Essen zum Mund zu führen. Oft treten auch Abwesenheitszustände mit Bewusstseinsverlust und Erinnerungslücken oder Sturzanfälle auf.

    Insbesondere die Anfälle machen das Leben für die betroffenen Familien zur Qual: Viele Kinder starben schon, weil sie durch den Anblick von Essen einen Anfall erlitten und ins Feuer oder ins Wasser fielen. Die Mütter, die oft wegen vermeintlicher Hexerei mit den erkrankten Kindern von ihren Männern verstoßen werden, können nicht arbeiten, da sie ihre Kinder nicht unbeaufsichtigt lassen können. Die Kinder können keine Schule besuchen. Um lebensnotwendige Erledigungen und Einkäufe machen zu können, müssen Mütter ihre Kinder gelegentlich an Bäume oder ähnliches fesseln.

    Bisher wurde kein Patient geheilt und es gibt noch keine Therapie, die Erfolg verspricht. Die Gabe von einem Antiepileptikum kann zwar die Anfälle einiger Patienten schwächen. Jedoch ist die mentale und physische Entwicklung der Kinder weiterhin gestört. Sie können erblinden und an den Folgen der Erkrankung sterben.

    Auch die Ursache liegt noch völlig im Dunkeln. Eine Verbindung zum Auftreten der Onchozerkose ist bisher umstritten. Weitere unbestätigte Theorien nennen Nahrungsgewohnheiten, Toxine oder Kriegsfolgen als Ursache.

    Das Krankheitsbild ist schon seit langem bekannt: Bereits seit den 1960er Jahren gibt es Berichte von einer Krankheit mit diesen Symptomen aus Tansania. Ähnliche Fälle meldet der südsudanesische Bezirk Mundri seit den 1980ern Jahren. Dort kam es im Jahr 2003 zu einem größeren Ausbruch mit etwa 300 erkrankten Kindern. Etwa zur gleichen Zeit gab es in Uganda die ersten Berichte über erkrankte Kinder.

    Dr. Raymund Lösch und Dipl. Biol. Unn Klare, Bad Doberan

    Quelle: promed


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