Interview mit Herrn Dr. med. Stefan Lohwasser, dem neuen Geschäftsführer der Deutschen
Röntgengesellschaft – Gesellschaft für Medizinische Radiologie e.V.
„Mir machen der Austausch und die Gespräche mit vielen verschiedenen Menschen am meisten
Spaß“, sagt Dr. med. Stefan Lohwasser mit Blick auf seine neue Aufgabe bei der Deutschen
Röntgengesellschaft.
Lohwasser, Jahrgang 1968, ist gebürtiger Oberfranke und tritt die Nachfolge von Bernhard
Lewerich an.
? Herr Dr. Lohwasser, Sie sind seit Februar neuer Geschäftsführer der Deutschen Röntgengesellschaft
und damit „ein Oberfranke in Berlin“. Haben Sie sich schon eingelebt?
Lohwasser: Ja, das habe ich. Aber Berlin ist natürlich nicht neu für mich. Auch in meinen früheren
Tätigkeiten bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft und beim Wissenschaftsrat war
ich häufig in Berlin. Es haben in Berlin viele Sitzungen, Gespräche und Besprechungen
stattgefunden, insofern, ist mir die Stadt vertraut und das Einleben fällt mir deshalb
relativ einfach.
? Sie sind selbst Mediziner. In welchem Fachgebiet und wie lange sind Sie als praktizierender
Arzt tätig gewesen?
Lohwasser: Ich habe in Erlangen Medizin studiert und war danach mehrere Jahre am Universitätsklinikum
Regensburg in der Abteilung für Hämatologie und Onkologie beschäftigt. Nach dieser
Krankenversorgungszeit bin ich in die Grundlagenforschung gegangen und war mehrere
Jahre in Vancouver, Kanada, tätig. Danach bin ich ins Wissenschaftsmanagement gewechselt.
Zuerst war ich bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft und dann zum Schluss in der
Politikberatung, Wissenschafts- und Gesundheitspolitik beim Wissenschaftsrat in Köln.
? Als einen Schwerpunkt, haben Sie sich Fortbildung und Nachwuchsförderung auf die
Fahnen geschrieben. Wie sehen Ihre konkreten Vorstellungen diesbezüglich aus?
Lohwasser: Die Deutsche Röntgengesellschaft hat ja schon viele vorbildliche Strukturen in diesem
Bereich aufgebaut. Als eine der ersten Fachgesellschaften hat sie 1998 eine Akademie
für Fortbildung gegründet – war also sehr früh in diesem Bereich tätig. In den vergangenen
Monaten haben wir diesen Fortbildungsbereich auch ins Internet gehoben und haben die
Akademie jetzt online, wo etwa in 2-wöchigen Abständen Fortbildungsveranstaltungen
angehört und angesehen werden können.
Im Bereich der Nachwuchsförderung sind wir im Forschungsbereich mit einer Plattform
tätig, die wir „Forscher für die Zukunft“ nennen. Dadurch versuchen wir junge Forscher
aus der Radiologie zusammenzubringen, zu vernetzten, sie letztendlich durch Workshops
fit für die Forschung zu machen und auch nach diesen Workshops den Kontakt aufrechtzuerhalten.
Natürlich auch in der Hoffnung, dass daraus neue Forschungsprojekte entstehen.
Auch im Bereich der Studierenden sind wir mit einer Plattform, die „Hellste Köpfe“
heißt, aktiv. Wir versuchen Studierende anzusprechen und sie mit einem Paten- und
Stipendienprogramm zum Röntgenkongress zu bringen. Hier beschäftigen wir uns auch
zum ersten Mal mit sozialem Web und versuchen auch in diesen Bereich hineinzugehen.
Die soeben genannten Maßnahmen bestehen bereits, aber manche sind noch relativ neu.
Jetzt ist natürlich die Frage, welche Maßnahmen erfolgreich sind, welche weiterentwickelt
und welche zusätzlich angegangen werden müssen.
? Bis vor Kurzem waren Sie bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft beschäftigt. Haben
Sie deshalb die Förderung der Radiologie im Wissenschaftsbetrieb in Ihren Fokus gerückt?
Was ist für Sie dabei der wichtigste Punkt?
Lohwasser: Meine eigene Sichtweise ist natürlich auch geprägt durch meinen eigenen Werdegang
in der Krankenversorgung, aber auch in der aktiven Forschung, im Forschungsmanagement
und auch in der Politikberatung. Für jede medizinische Fachdisziplin ist es von zentraler
Bedeutung, dass sie sich auch akademisch im Forschungsbereich weiterentwickelt, weil
nur so, kann sie im Konzert oder auch im Wettbewerb der verschiedenen Disziplinen
auf lange Sicht überleben. Deshalb ist die Forschung ein wichtiger Bestandteil der
Weiterentwicklung eines Faches, und das ist natürlich die vornehmste Aufgabe einer
wissenschaftlichen medizinischen Fachgesellschaft.
? Welche weiteren Aufgaben stehen aus Ihrer Sicht bei der Deutschen Röntgengesellschaft
als Fachgesellschaft im Mittelpunkt?
Lohwasser: Da würde ich hauptsächlich 2 Punkte benennen. Derzeit wird sehr intensiv in der Medizintechnik
über Kosten-Nutzen-Analysen und über Qualitätsmaßnahmen diskutiert. Die Diskussion
ist diesbezüglich sehr geprägt von den Erfahrungen, die im Pharmabereich gemacht wurden.
Diese Regularien und gesetzlichen Regeln sind aus meiner Sicht aber nicht 1 zu 1 auf
den medizinischen-technischen Bereich übertragbar. Hier ist es wichtig, dass die Radiologie
ein Angebot macht und aufzeigt, welche Wege in diesem Bereich gegangen werden können.
Dabei ist auch von zentraler Bedeutung, dass die Studienfähigkeit der Radiologie verbessert
wird. Deshalb versuchen wir über unsere bereits erwähnte Plattform „Forscher für die
Zukunft“ - die wir thematisch sehr stark auf translationale Forschung ausgerichtet
haben - klinische Studien innerhalb der Radiologie anzuregen.
Der andere Bereich, der für mich sehr wichtig ist, ist die Verbesserung der Zusammenarbeit
mit den anderen Bild- und Strahlenfächern. Wir kooperieren unter anderem schon mit
der Deutschen Gesellschaft für Nuklearmedizin und der Deutschen Gesellschaft für Radioonkologie
in einer Image Campagne, die wir „Medizin mit Durchblick“ nennen. Aber ich denke,
dass die inhaltliche Kooperation in diesem Bereich noch verbessert werden kann und
es auch sehr wichtig ist, zwischen diesen Fachgesellschaften Vertrauen zu schaffen.
? Als Geschäftsführer der Deutschen Röntgengesellschaft wird Sie ein buntes Portfolio
an Aufgaben erwarten. Worauf freuen Sie sich persönlich am meisten?
Lohwasser: Wie schon in meinen Vortätigkeiten, machen mir der Austausch und die Gespräche mit
vielen verschiedenen Menschen am meisten Spaß. Ich habe jetzt schon das Gefühl, von
der Deutschen Röntgengesellschaft gut aufgenommen worden zu sein. Und ich freue mich
natürlich auf weitere Begegnungen, angefangen von Studierenden, über Nachwuchsforscher,
junge Ärztinnen und Ärzte in der Weiterbildung, bis hin zu den arrivierten Radiologen.
Das sind die Dinge, auf die ich mich am meisten freue.
Das Interview führte Dr. Claudia Gampe-Braig, Stuttgart.