Laryngorhinootologie 2012; 91(06): 350-351
DOI: 10.1055/s-0032-1315656
Referiert und diskutiert
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Schilddrüsen-Chirurgie – Postoperative Emesis zeigt keinen Zusammenhang mit zervikalen Hämatomen

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Publication Date:
24 May 2012 (online)

Das zervikale Hämatom ist trotz verbesserter Operationstechniken aufgrund seiner respiratorischen Folgeprobleme immer noch eine gefürchtete Komplikation nach totaler Thyreoidektomie. Bononi et al.untersuchten, ob zervikale Hämatome, wie vereinzelt berichtet, durch postoperatives Erbrechen verursacht werden können. Ferner wird in der Arbeit diskutiert, ob im Hinblick auf postoperative Komplikationen eine ambulante Thyreoidektomie empfohlen werden kann.
Head Neck 2010; 32: 1173–1177

Auch wenn die Thyreoidektomie heute als sehr sichere Operation gilt, können ernsthafte Komplikationen wie beidseitige Rekurrensparese, schwerer Hypoparathyreoidismus und intra- und postoperative Blutungen auftreten. Ebenfalls als Komplikation bekannt ist das zervikale Hämatom, das zu Atemproblemen, Nackenschmerzen und Dysphagie führen kann und in etwa 1 % der Fälle eine Reoperation erforderlich macht.

Im Rahmen der Studie wurden prospektiv 562 Thyreoidektomie-Patienten in 2 Gruppen zu je 281 eingeteilt. Die Patienten der Gruppe A erhielten das Antiemetikum Ondansetron zur Vermeidung von postoperativem Erbrechen. In Gruppe B erhielten 46 Patienten mit niedrigem Risiko ebenfalls Ondansetron (Subgruppe B1) und 235 Patienten mit hohem Emesis-Risiko zusätzlich Dexamethason (Subgruppe B2).

Alle Eingriffe waren totale Resektionen mit Neck-Dissection und wurden zur Erfüllung wichtiger Standards vom gleichen Chirurgen vorgenommen. Im Schnitt wurden alle Patienten 3 bis 4 Tage nach Operation entlassen. Auch Operationsdauer sowie prä- oder perioperative Medikation unterschieden sich nicht zwischen den Gruppen.

Postoperatives Erbrechen trat in Gruppe B mit einer Inzidenz von 6,4 % signifikant seltener auf als in Gruppe A mit 11,4 % (p = 0,04). In der Subgruppe B2 lag die Inzidenz bei 7,6 %, während in Subgruppe B1 bei keinem Patienten postoperatives Erbrechen auftrat.

Zervikale Hämatome entwickelten sich insgesamt bei 3 Patienten (0,53 %), davon 2 (0,71 %) in Gruppe A und 1 in Subgruppe B2 (0,36 %). Bei den 2 Patienten der Gruppe A traten die Hämatome innerhalb von 24 h auf. Der Patient aus Subgruppe B2 entwickelte das zervikale Hämatom erst nach 4 Tagen. Alle Hämatom-Patienten zeigten sichtbare Schwellungen, litten unter Atemproblemen und benötigten einen korrektiven chirurgischen Eingriff.

Fazit

Ein direkter Zusammenhang zwischen postoperativer Emesis und postoperativen Blutungen oder Hämatomen konnte nicht nachgewiesen werden. Nach Überzeugung der Autoren sind eine sorgfältige Blutstillung und eine antiemetische Strategie dennoch oberstes Prinzip zur Vermeidung postoperativer Blutungen und zervikaler Hämatome. Eine ambulante Thyreoidektomie halten die Autoren für potenziell gefährlich, da Komplikationen auch noch nach mehr als 24 h postoperativ auftreten können.

Maria Weiß, Berlin