In der wissenschaftlichen Literatur, gefolgt von den Medien, ist die nicht invasive
Pränataldiagnostik (NIPD) derzeit ein großes Thema. Seit mehr als 2 Dekaden wird daran
geforscht, aus mütterlichem Blut fetale genetische Merkmale zu identifizieren. Während
dies in den letzten Jahren in Einzelfällen, beispielsweise bei der Bestimmung des
fetalen Rhesusfaktors gelungen ist, war dies für die fetale Trisomiediagnostik nicht
möglich. Erst die Abkehr vom Prinzip der Isolierung fetaler Zellen hin zum Sammeln
und Konzentrieren fetaler DNA hat diesbezüglich den Durchbruch gebracht.
Die in Kürze zur Verfügung stehende nicht invasive Diagnostik für Trisomie 21, noch
unzuverlässiger für Trisomie 18 und 13, wird die Arbeit der PränatalmedizinerInnen
verändern. Die Detektionsraten für die genannten Trisomien werden mit 98% bis über
99% angegeben. Dennoch wird der Test nicht als diagnostischer Test, sondern als sekundärer
Screening-Test gesehen. Die jetzigen vorliegenden Daten, die solch hohe Erkennungsraten
zeigen, sind in Risikokollektiven erstellt. Ob diese Erkennungsraten auch im Low-Risk-Kollektiv
zu erreichen sind, müssen erst weitere Studien zeigen. Ein breiter Einsatz als primäres
Screening-Instrument wird in Österreich zumindest in naher Zukunft der 4-stellige
Europreis verhindern. Das jetzige Szenario sieht eher vor, bei auffälligem primärem
Screening durch Ultraschall und evtl. Biochemie ihn als Zwischenstufe zwischen dem
auffälligem primären Screening-Test und der Chorionbiopsie oder Amniozentese einzusetzen.
Die Herausforderung für die Pränatalmediziner und Genetiker wird sein, der Schwangeren
bzw. dem Paar die Aussagekraft der NIPD ausreichend nahe zu bringen. Argumentiert
wird, dass mit der Anwendung des Testes damit die Zahl der Punktionen und damit auch
die Zahl der gesunden eingriffsbedingten fetalen Verluste reduziert werden kann. Dies
ist allerdings nur dann möglich, wenn die Schwangere das Restrisiko eines allfälligen
falsch negativen Testergebnisses trägt. Das klinische Problem und das forensische
Risiko ist damit skizziert.
Eine Reihe von österreichischen PränatalexpertInnen hat dieses Thema gemeinsam diskutiert.
Frau Prof. Pertl hat eine diesbezügliche Stellungnahme zusammengefasst, welche auf
der Homepage abrufbar ist. Gerade zum Redaktionsschluß hat die in Deutschland und
Österreich kooperierende Firma aufgrund legistischer Bedenken die im Juli geplante
Einführung des Testes zurückgestellt. Wie es diesbzüglich weitergeht, kann derzeit
nicht abgeschätzt werden. Jedenfalls wird mit der NIPD dem Ultraschall ein weiteres
Diagnostikum zur Seite gestellt, welches unser sonografisches Tun ergänzt, keinesfalls
aber ersetzt.