Rofo 2012; 184(11): 982
DOI: 10.1055/s-0032-1318959
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Chronisch-obstruktive Lungenerkrankung – „Bronchial Wall Attenuation Value“ versus Standard-CT-Parameter

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Publication Date:
26 October 2012 (online)

Die chronisch-obstruktive Lungenerkrankung (COPD) ist durch eine nicht vollständig reversible chronische Limitierung des Atemstroms gekennzeichnet. M. Lederlin et al. haben untersucht, ob der „Bronchial Wall Attenuation Value“ geeignet ist, zwischen Rauchern mit und ohne COPD sowie gesunden Personen zu differenzieren. Zum Vergleich wurden Standard-Bronchial-CT-Parameter herangezogen.

AJR Am J Roentgenol 2012; 198: 800–808

90 Personen unterzogen sich einer CT sowie einer Lungenfunktionsprüfung. Die Studienkohorte ließ sich in 3 Gruppen unterteilen: Raucher mit COPD (n = 30), Raucher ohne COPD (n = 30) und Nichtraucher ohne Lungenerkrankung (Kontrollgruppe, n = 30). Der „Bronchial Wall Attenuation Value“, die Wandfläche sowie die Lumenfläche wurden jeweils über 4 Segmentbronchien gemittelt. Zudem erfolgte eine Bestimmung der

  • Dicke der Bronchialwand,

  • des Wandflächen-Lumenflächen-Verhältnisses,

  • des Wandflächen-Gesamtflächen-Verhältnisses sowie

  • des Ausmaßes der Emphyseme.

Die Autoren erstellten für jeden Parameter eine ROC-Kurve (ROC: Receiver Operating Characteristic) und verglichen die Flächen unterhalb der Kurven.

Die 90 Studienteilnehmer (81 Männer, 9 Frauen) waren im Durchschnitt 56 Jahre alt (Spanne: 21–80 Jahre). Die Übereinstimmung zwischen den Beobachtern sowie über den Zeitverlauf war sehr gut (Korrelationskoeffizienten: jeweils 0,95 und 0,97; Intraklassenkorrelationskoeffizienten: jeweils 0,95 und 0,95). Mithilfe aller Bronchial-CT-Parameter (mit Ausnahme der Bronchialwandfläche) war es möglich, Kontrollpersonen von Rauchern oder COPD-Patienten zu unterscheiden. Eine Differenzierung zwischen Rauchern und COPD-Patienten mithilfe von Standard-Bronchial-Parametern gelang hingegen nicht. Lediglich der „Wall Attenuation Value“ war in der Lage, zwischen allen Gruppen zu differenzieren (–293 ± 71 HU bei COPD-Patienten, –387 ± 70 HU bei Rauchern und –457 ± 69 HU bei den Kontrollen). Die Fläche unterhalb der ROC-Kurve des „Wall Attenuation Value“ zur Unterscheidung zwischen Rauchern und COPD-Patienten war größer als die aller anderen Bronchial-CT-Parameter. Es bestand eine Korrelation zwischen dem „Wall Attenuation Value“ und den Ergebnissen der Lungenfunktionsprüfung, er wurde zudem von dem Wandflächen-Lumenflächen-Verhältnis beeinflusst. Der „Wall Attenuation Value“, das Ausmaß der Emphyseme sowie die Standard-Bronchial-Parameter beeinflussten wiederum unabhängig voneinander die obstruktiven Indizes.

Fazit

Der „Bronchial Wall Attenuation Value“ ist laut den Autoren ein einfacher, reproduzierbarer und nicht invasiver CT-Index, der in der Lage ist, zwischen gesunden Personen, Rauchern und COPD-Patienten zu differenzieren. Standard-Bronchial-CT-Parameter können lediglich gesunde Personen von Rauchern mit und ohne COPD unterscheiden, nicht aber Raucher von COPD-Patienten.

Dr. Frank Lichert, Weilburg