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DOI: 10.1055/s-0032-1318999
Proktologie – Stuhlinkontinenz: Stellen Geburtstraumen einen Risikofaktor dar?
Publication History
Publication Date:
14 November 2012 (online)
Geburtshilfliche Traumen sollen die Wahrscheinlichkeit für eine Stuhlinkontinenz (FI) erhöhen. In Widerspruch dazu tritt diese aber meistens erst in einem höheren Lebensalter auf. A. E. Bharucha et al. verglichen mit Hilfe der MRT anatomische Befunde von Inkontinenzpatienten und Kontrollpersonen.
Am J Gastroenterol 2012; 107: 902–911
In einer früheren Untersuchung hatten die Autoren bei 79% der Patientinnen mit einer FI eine Verletzung des internen und / oder äußeren Schließmuskels und in 16% der Fälle eine Beteiligung des M. pu–borectalis gefunden. Jetzt verglichen sie in einer Fall-Kontroll-Studie die Anatomie von insgesamt 68 FI-Patientinnen und 68 Kontrollpersonen. Ihr Durchschnittsalter betrug 57 Jahre. 29% der Patientinnen hatten eine leichte, 44% eine mäßig ausgeprägte und 6% eine schwere Stuhlinkontinenz (FICA-Skala). 58 Betroffene und 54 gesunde Frauen hatten mindestens ein Kind geboren. Ein erfahrener Radiologe befundete in Unkenntnis der Gruppenzugehörigkeit und Vorgeschichte die Beckenbodenanatomie und Motilität in der MRT während einer willkürlichen Kontraktion (beim Niesen) und der Defäkation.
25–30% der Patientinnen und 10% der Kontrollpersonen wiesen Verletzungen des inneren (p = 0,001) und äußeren (p = 0,003) Schließmuskels auf. Pathologische Befunde des M.puborectalis kamen ebenfalls, aber nicht signifikant öfter vor. 40% der Patientinnen wiesen Motilitätsstörung auf (Verminderung der anorektalen Winkelverkleinerung, geringere anorektale Motilität, reduzierter anorektaler Deszensus). In der multivariablen Analyse waren die Verletzung des inneren Schließmuskels (OR 8,8; 95%-KI 2,3–34) und ein reduzierter perinealer Deszensus während der Defäkation (OR 1,7; 95%-KI 1,2–2,4) Risikofaktoren für eine FI. Eine Läsion des äußeren Schließmuskels und des M. puborectalis hatten keinen unabhängigen Vorhersagewert.
Verschiedene geburtshilfliche Traumen als mögliche Ursachen für die Befunde wurden auf ihre Bedeutung als Risikofaktoren untersucht (z. B. Zangengeburt, Dammschnitt, verlängerte Wehentätigkeit). Nur eine Episiotomie (Grad III, IV) erhöhte die Wahrscheinlichkeit für eine Stuhlinkontinenz (OR 3,9; 95%-KI 1,4–11). Andere geburtsassoziierte Traumata waren nicht relevant. Eine Sphinkteratrophie als Risikofaktor für eine FI kam vor allem bei starken Raucherinnen vor. Muskelläsionen waren nicht mit dem Nikotinkonsum assoziiert.
Verletzungen des inneren Schließmuskels, ein reduzierter perinealer Deszensus und höhergradige Episiotomien waren Risikofaktoren für eine Stuhlinkontinenz im höheren Lebensalter. Insgesamt waren die Veränderungen seltener als von den Autoren erwartet.
Dr. med. Susanne Krome, Melle