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DOI: 10.1055/s-0032-1320095
Rotatorenmanschettenruptur – Sind Nichtraucher besser dran?
Publication History
Publication Date:
21 June 2012 (online)
Bisher wurde noch keine Studie veröffentlicht, die den Einfluss des Rauchens auf die Größe der RM-Ruptur beschreibt. Diese Studie soll es zeigen.
The impact of preoperative smoking habit on rotator cuff tear: cigarette smoking infl uences rotator cuff tear sizes. J Shoulder Elbow Surg 2011; 21: 56–60konsum
Einleitung
Eine der häufigsten orthopädischen Erkrankungen ist die Rotatorenmanschettenruptur mit einer Häufigkeit von 20-30% bei Patienten zwischen 60 und 80 Jahren. Die Genese ist multifaktoriell, wobei sowohl mechanische Einflussfaktoren als auch das Alter und die körperliche Belastung einen negativen Einfluss auf die Rotatorenmanschettenintegrität besitzen. Der Nikotinabusus ist ein bekannter Risikofaktor für Herz-Kreislauferkrankungen, welcher zudem negative Auswirkungen auf das Muskel- und Skelettsystem sowie auf die Wund- und Knochenheilung hat.
Nikotin wirkt peripher als Vasokonstriktor, was zu einem verringerten Sauerstofftransport in das Gewebe führt. Der erhöhte Kohlendioxidgehalt führt zu einer Verminderung des O2-Partialdruckes, der für den zellulären Stoffwechsel notwendig ist. Durch vorausgegangene Studien konnte bereits eine zeit- und dosisabhängige Beziehung zwischen dem Rauchverhalten und dem Risiko einer Rotatorenmanschettenruptur aufgezeigt werden. Mallon et al. (2004) fanden heraus, dass Raucher nach Rotatorenmanschettenrekonstruktion schlechtere postoperative Ergebnisse zeigten als Nichtraucher.
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Studiendesign
In die Studie eingeschlossen wurden 408 Patienten mit arthroskopischer Rotatorenmanschettenrekonstruktion bei full-tickness Ruptur. Das Ausmaß der Sehnenruptur wurde nach der Southern California Orthopedic Institute (SCOI) Klassifikation für Rotatorenmanschettenrupturen in die Typen I-IV eingeteilt. Des Weiteren wurden die 408 Patienten in 3 Gruppen unterteilt: Raucher mit einem Zigaretten60konsum von 10 Zigaretten/Tag, Raucher mit mehr als 40 Paketen/Jahr und Nichtraucher. Das mittlere Alter betrug 59 Jahre. Zunächst wurde die Verteilung der Häufigkeit der Raucher bei den unterschiedlichen Rotatorenmanschettenrupturtypen I-IV untersucht. Im Anschluss erfolgte eine Kovarianzanalyse der Patienten in Abhängigkeit von der Dosis, d.h. der Anzahl der konsumierten Zigaretten/Tag und der geschätzten Gesamtzahl der Zigaretten im Leben, bezogen auf die Rupturtypen (ANCOVA-Methode) unter Berücksichtigung der Kovarianten Alter und Geschlecht.
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Ergebnisse
131 Patienten (32,1 %) wurden als Raucher identifiziert, die verbleibenden 277 Patienten waren Nichtraucher (67,9 %). Die Unterteilung der Rotatorenmanschettenrupturen ergab eine kleine Rotatorenmanschettenruptur (Typ I) in 23,3 %, eine mittlere Ruptur (Typ II) in 52,5 %, eine große Ruptur (Typ III) in 18,1% und einen massiven Sehnendefekt (Typ IV) in 6,1 % der Fälle. Die Anzahl der Raucher in der jeweiligen Gruppe nahm zu, je größer die Ruptur war. Bei kleinen Rupturen lag die Anzahl der Raucher bei 23 %, bei mittleren und großen bei 34 % bzw. 37 % und bei den Typ IV Rupturen bei 40 %. Im Gegensatz hierzu lag bei der Gruppe der Nichtraucher in 78 % der Fälle eine kleine bzw. mittlere Ruptur vor, nur 17 % bzw. 5 % zeigten eine große oder massive Rotatorenmanschettenruptur. Das Auftreten von mindestens Typ-II-Rupturen war signifikant häufiger, bezogen auf die Gesamtzahl des Zigarettenkonsumes (p = 0,032). Signifikant häufiger zeigte sich bei Rauchern eine Typ-II-Ruptur im Vergleich zur Typ I-Ruptur (p = 0.033).
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Kommentar
Die Studie zeigt eine negative Korrelation zwischen dem Nikotinkonsum, der Rotatorenmanschettenintegrität und der Rupturgröße. Bezogen auf die Anzahl der konsumierten Zigaretten pro Tag und der geschätzten Gesamtanzahl im Leben zeigte sich ein dosisabhängiger Anstieg der Größe der Rotatorenmanschettenruptur.
Der Insertionsbereich der Supra- und Infraspinatussehne am Tuberculum majus ist eine hypovaskularisierte Zone von ca. 15 mm, eine Vaskonstriktion in der hypovaskulären Zone durch Nikotinabusus kann einen negativen Auswirkungen auf den Metabolismus und die Heilung der Sehnen haben. Ausgehend von der Annahme, ein wichtiger Faktor für das Einheilverhalten der rekonstruierten Rotatorenmanschette sei ein intakter Metabolismus durch eine ausreichende Blut-, bzw. Gefäßversorgung, ist der negative Effekt des Nikotinabusus auf den Metabolismus der Sehne die naheliegende Konsequenz. Es sind jedoch weiterführende Studien erforderlich, um Einfluss des Nikotinkonsums auf den Metabolismus von Knochen und Sehnengewebe und deren Heilung genauer prognostizieren zu können. Unklar ist bisher, in welchem Ausmaß der Nikotinkonsum einen signifikant negativen Einfluss auf die Sehnenheilung hat.
Dr. med. Melena Struck
Orthopädische Klinik der Medizinischen Hochschule Hannover
Diakoniekrankenhaus Annastift
E-Mail: Melena.Struck@ddh-gruppe.de
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