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DOI: 10.1055/s-0032-1322472
ERA-EDTA-Kongress 2012 – Die vergessene Krankheit CKD
Publication History
Publication Date:
19 July 2012 (online)
- Starke Gesundheitsgefährdung
- CKD: Vernachlässigung und Missverständnisse
- Forschungsarbeit ist wichtig
Über 250 000 Patienten mit chronischer Nierenerkrankung (CKD) erhalten in Europa eine Dialyse. 60 000 stehen auf der Warteliste für ein Nierentransplantat. Durch den Mangel an Spenderorganen können jedoch lediglich 18 000 Transplantationen jährlich vorgenommen werden. Für die Gesundheitssysteme ist die Transplantation attraktiv, weil sich die Kosten für den Eingriff und die Nachsorge innerhalb von einigen Jahren gegenüber einer chronischen Dialyse amortisieren. Ein Dialysepatient kostet das Gesundheitswesen circa 40 000 Euro pro Jahr, wohingegen sich die jährlichen Kosten für die Nachsorge nach der Transplantation auf 3000–4000 Euro belaufen.
Starke Gesundheitsgefährdung
Prof. Raymond Vanholder, Ghent (Belgien), nannte die CKD eine "vergessene Erkrankung", weil sie oft nicht als starke Gesundheitsgefahr angesehen wird. Bei einem Verlust der Nierenfunktion von mehr als der Hälfte verursacht die CKD jedoch einen dramatischen Anstieg der allgemeinen und kardiovaskulären Mortalität. Bei einem Kreatininwert von über 1,4 mg/dl liegt die Mortalitätsrate bereits um 40 % höher als bei Nierengesunden. Und die Überlebenschancen beim Beginn einer Dialyse sind gegenwärtig ähnlich schlecht wie bei Patienten mit einem Kolonkarzinom. Wenigstens 70 Millionen Europäer sind von der CKD betroffen.
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CKD: Vernachlässigung und Missverständnisse
Obwohl die CKD epidemiologisch und ökonomisch so wichtig wie Diabetes ist, wird sie vernachlässigt, so Vanholder weiter. Dies mag daran liegen, dass es im Anfangsstadium nur wenige Alarmzeichen gibt. Verschärft wird das Problem dadurch, dass ein Mangel an Bewusstsein in der Bevölkerung und auch bei den Ärzten für die Gefährdung durch eine CKD vorherrscht. Ein weiteres häufiges Missverständnis besteht darin, dass CKD- mit Dialysepatienten gleichgesetzt werden. Letztere repräsentieren jedoch nur 1–2 % der Personen mit chronischer Nierenerkrankung.
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Forschungsarbeit ist wichtig
Ein anderes Problem sind vererbte Nierenleiden, die bei bis zu 20 % der Patienten mit einer Nierenerkrankung im Endstadium vorkommen. Die bedeutendste dürfte die autosomal-dominant vererbte polyzystische Nierenerkrankung mit über 750 000 Fällen in Europa sein, betonte Prof. Oliver Devuyst, Zürich (Schweiz). Eine neu gegründete Arbeitsgruppe der ERA-EDTA ("European Renal Association – European Dialysis and Transplant Association") soll die Erforschung dieser Krankheiten fördern.
Die ERA-EDTA unterstützt ebenfalls eine neue Studie, die den besten Zeitpunkt für den Dialysebeginn ermitteln und die Frage klären will, ob die geschätzte glomeruläre Filtrationsrate (eGFR) als einziger Parameter zur Entscheidung für die Dialyse herangezogen werden sollte. Laut Dr. Kitty Jager, Amsterdam (Niederlande), werden 3500 Patienten einbezogen, die über 65 Jahre alt sind.
Dr. Ralph Hausmann, Frankfurt am Main
Quelle: Hauptpressekonferenz 49th ERA-EDTA Congress, Paris (Frankreich)
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