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DOI: 10.1055/s-0032-1322778
Internationale Studienergebnisse
Verantwortlicher Herausgeber dieser Rubrik:
Publikationsverlauf
Publikationsdatum:
20. Juli 2012 (online)
- Hirnforschung – Misshandlungen in Kindheit verändern Gehirn
- Achtsamkeitstraining für Senioren – Alltagstätigkeiten bewusst ausführen
- Kinder und Jugendliche mit Apoplex – Familiensystem therapeutisch unterstützen
Hirnforschung – Misshandlungen in Kindheit verändern Gehirn
Extrem stressreiche Erfahrungen in der Kindheit wie ein sexueller Missbrauch können die Entwicklung des Hippocampus negativ beeinflussen. Die Gehirnstruktur zählt zum limbischen System und beteiligt sich an den Gedächtnisleistungen eines Menschen. Zu diesem Ergebnis kamen der Psychologe Martin Teicher und seine Kollegen an der Harvard Medical School in Boston, USA.
Die Forscher untersuchten 193 Teilnehmer, die zwischen 18 und 25 Jahren alt waren und verschiedene kulturelle Hintergründe aufwiesen. Alle Probanden gehörten der Mittelschicht an. Die Mehrheit studierte an einer Hochschule oder besaß bereits einen Hochschulabschluss. 54 Prozent von ihnen hatten in der Kindheit eine oder mehrere Formen von Misshandlung erlebt, darunter sexueller Missbrauch sowie körperliche und psychische Gewalt. In welchem Ausmaß dies geschah, versuchten die Forscher mithilfe der Adverse Childhood Experience und dem Childhood Trauma Questionnaire zu rekonstruieren. Außerdem setzten sie das Structured Clinical Interview ein, um mögliche psychische Erkrankungen festzustellen. Die anschließende Kernspintomografie zeigte, dass die Misshandlungsopfer einen deutlich geringeren Umfang des Hippocampus aufwiesen als andere Probanden. Dies betraf besonders das sogenannte Subiculum - eine Struktur des Hippocampus, die sich an Leistungen des Arbeitsgedächtnisses beteiligt. Von den betroffenen Teilnehmern litten 53 Prozent zusätzlich an einer Depression und 23 Prozent an einer Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS).
Aus Sicht der Forscher könnten die zerebralen Veränderungen einen Risikofaktor dafür darstellen, dass bei erneuter Trauma-Konfrontation eine Posttraumatische Belastungsstörung entsteht.
akb
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Achtsamkeitstraining für Senioren – Alltagstätigkeiten bewusst ausführen
Achtsamkeit bedeutet, sich ganz auf gegenwärtige Erfahrungen einzulassen und sich dabei intensiv zu engagieren. Ergotherapeuten setzen Achtsamkeitstraining zunehmend auch bei älteren Menschen ein, um die Gesundheit und das Wohlbefinden ihrer Klienten positiv zu beeinflussen.
Die beiden Ergotherapeutinnen Dr. Marion Martin und Sinikka Doswell untersuchten an der University of Brighton, England, wie gesunde ältere Menschen das Interventionsangebot „Achtsamkeitstraining“ erleben. Sie gewannen vier Senioren dafür, während und nach einem achtwöchigen Training an drei Fokusgruppen mitzuwirken. Außerdem führten sie ein Jahr später Interviews durch, an denen aus gesundheitlichen Gründen nur noch zwei der Klienten teilnehmen konnten. Aus Sicht der befragten Senioren helfen Achtsamkeitstechniken dabei, mit altersbedingten Veränderungen und Verlusten umzugehen. Sie können ältere Menschen darin unterstützen, ihre verfügbare Zeit bewusster einzusetzen und sich auf das Hier und Jetzt zu besinnen. Nach dem Kurs fühlten sich die Teilnehmer zudem selbstbewusster und lebensfroher. Dabei bevorzugten sie Meditationstechniken, die sie direkt in Alltagsaktivitäten integrieren konnten. Ein Jahr später setzten die beiden interviewten Senioren die erlernten Techniken allerdings nicht mehr um. Sie fühlten sich vielmehr von negativen Lebensereignissen überrollt und nicht mehr in der Lage, ihre täglichen Aktivitäten achtsam auszuführen.
Die Forscher schlussfolgern, dass ältere Menschen von einem Achtsamkeitstraining profitieren können. Aufgrund der bevorzugten Alltagsorientierung erscheinen ihnen Ergotherapeuten besonders geeignet, um dieses Training durchzuführen. Allerdings scheinen ältere Menschen kontinuierliche Angebote zu benötigen, damit sie die Inhalte langfristig in ihren Alltag integrieren können. Weitere Forschungsprojekte sollten größere Teilnehmerzahlen einbeziehen und Möglichkeiten aufzeigen, um die Senioren dauerhaft zu unterstützen.
fk
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Kinder und Jugendliche mit Apoplex – Familiensystem therapeutisch unterstützen
Angehörige von Kindern und Jugendlichen mit einem Apoplex benötigen therapeutische Angebote, um die Krankheitsfolgen und damit verbundene familiäre Belastungen zu bewältigen. Auf diesen Bedarf machen die Psychologin Dr. Monika Daseking und ihre Kollegen aufmerksam, die am Zentrum für Klinische Psychologie und Rehabilitation der Universität Bremen arbeiten.
Sie befragten die Eltern von 93 betroffenen Kindern und Jugendlichen mithilfe des Familien-Belastungs-Fragebogens (FaBel). Außerdem setzten sie den Elternfragebogen der Child Behavior Checklist und die Wechsler-Skalen ein, um emotionale Auffälligkeiten und die allgemeine Intelligenz der Kinder und Jugendlichen zu ermitteln. Sorgen um die Zukunft machen sich vor allem Eltern, deren Kinder bereits während der Geburt einen Schlaganfall erlitten haben, besondere Verhaltensauffälligkeiten zeigen oder geringere Intelligenzwerte erreichen. Stark belastet fühlen sich auch Familien mit betroffenen Grundschulkindern, was die Forscher auf die ungewisse schulische Perspektive zurückführen. Neben dem erhöhten finanziellen Aufwand müssen die befragten Eltern oft weite Anfahrtsstrecken in Kauf nehmen, damit ihre Kinder an Therapieangeboten teilnehmen können.
Die Forscher berufen sich auf das Sozialgesetzbuch und sehen es als eine gesellschaftliche Pflicht an, zugängliche Unterstützungsangebote für betroffene Familien sicherzustellen.
dawo
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