Handchirurgie Scan 2012; 01(01): 35
DOI: 10.1055/s-0032-1325715
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Nervenkompressionssyndrome
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Raumforderungen als Ursache bei sekundärem Karpaltunnelsyndrom

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Publication Date:
08 November 2012 (online)

Bei den meisten Patienten mit Karpaltunnelsyndrom lässt sich keine Ursache für die Verengung unterhalb des Retinaculum flexorum diagnostizieren. Beim sekundären Karpaltunnelsyndrom jedoch findet sich eine zugrunde liegende Ursache, die ggf. ebenfalls behandelt werden muss. Eine taiwanesische Arbeitsgruppe hat nun untersucht, wie häufig sekundäre Karpaltunnelsyndrome durch Raumforderungen im Karpaltunnel verursacht werden.

Bei etwa 3 % der Patienten mit Karpaltunnelsyndrom (KTS) liegt eine Raumforderung im Karpaltunnel vor, die das KTS (mit)verursacht. Das hat die Auswertung von C.-H. Chen und Kollegen ergeben, die dazu retrospektiv die Akten von insgesamt 779 Patienten analysierten, die zwischen 1999 und 2008 in einer taiwanesischen Universitätsklinik wegen eines KTS operiert worden waren. Bei allen Patienten war eine offene Spaltung des Retinaculum flexorum vorgenommen worden, und bei 23 von ihnen wurde eine ursächlich zugrunde liegende Raumforderung gefunden. Sie wurde exzidiert und anschließend histopathologisch aufgearbeitet.

Die 23 Patienten mit sekundärem KTS waren 12 Männer und 11 Frauen im mittleren Alter von 52,9 Jahren (Bereich 26–94 Jahre). Die häufigste Ursache waren Gichttophi (10 Männer), gefolgt von einer unspezifischen (2 Männer, 4 Frauen) bzw. mykobakteriellen Tendosynovitis (1 Frau) und Tumoren (6 Patientinnen, darunter 3 Zysten, 2 Lipome und 1 Sehnenscheidenfibrom).

Die präoperativ bestehende neurologische Symptomatik mit Parästhesien, Taubheitsgefühl und nächtlichen Schmerzen im Versorgungsbereich des N. medianus bildete sich postoperativ bei allen Patienten zurück, ebenso kehrten die verminderte Nervenleitgeschwindigkeit und verlängerte motorische Latenzzeit in den Normbereich zurück.

Bei den Patienten mit nachgewiesenen Gichttophi erfolgte eine Behandlung mit Allopurinol, wenn eine Hyperurikämie vorlag; darunter kam es nur bei 1 Patienten nach 1 Jahr zu einem Rezidiv der Symptome. Die Patientin mit der Mykobakterien-Tendosynovitis erhielt eine antituberkulöse Therapie über 9 Monate. Sonstige spezifische Therapien waren bei keinem der Patienten erforderlich.