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DOI: 10.1055/s-0032-1327434
Digitaler Lifestyle
Publication History
Publication Date:
05 September 2012 (online)
Für viele ist der Sommerurlaub nun vorbei. Aber war es auch Urlaub? Ich meine nicht das wechselhafte Wetter, das den Spaziergang am Strand (sofern Sie in deutschen Landen unterwegs waren) ungemütlich gestaltet hat. Nein, ich meine das Telefon oder auch Handy. Hatten Sie es wirklich für die schönste Zeit des Jahres ausgestellt? Sicher nicht, schließlich mussten auch Fotos gemacht werden, um den Lieben daheim zu zeigen, „wie wir hier so sitzen“. Auch die Angst, etwas zu verpassen, ist ein riesiger Motor, das Ding wie ein Fetisch in der Hand zu halten.
Kein anderes Produkt hat die Gesellschaft so verändert wie die „Erfindung“ des Smartphone. Ob im Restaurant, an der Bushaltestelle oder während des Laufens am Strand geht der Blick starr auf dieses kleine schwarze Viereck, als wenn es das Heil verkünden könnte. Es ist ja auch faszinierend, was dieses Büro im Zigarettenetuiformat alles beherbergen kann. Das ganze Leben spielt sich ab auf wenigen Zentimetern. Ein Leben allerdings, das transparent wird wie eine Glaskugel.
Fluch und Segen liegen hier, wie so oft, dicht nebeneinander. Die schnelle Erreichbarkeit im Notfall, die Bereitstellung von Informationen und der unbegrenzte Zugang zu sozialen Netzwerken sind schon phänomenal und Bestandteil unseres gesellschaftlichen Lebens geworden. Der Fluch ist die zunehmende Abhängigkeit, die oft schon Tendenzen zur Sucht zeigt. Die kleine Sucht füllt Pausen beim Arzt, auf dem Bahnsteig oder in der Schlange beim Kaufmann. Ohne Ende herunterzuladende Apps bieten sich als idealer Zeitvertreib an.
Übrigens: Angeblich sollen mehr Menschen ein Handy als eine Zahnbürste besitzen. Das könnte doch ein Anreiz für die Industrie sein, eine Zahnputz-App zu entwickeln: Warum, wann und wie putze ich die Zähne, vielleicht auch noch interaktiv (oder gibt es das schon?). Die Wegbeschreibung zum nächstgelegenen Supermarkt oder Apotheke kann gleich mitgeliefert werden. Noch benötigt man die Bürste, mit dem Handy geht es leider nicht – noch nicht.
Ihre