Abb. 1 Prof. Karl-Walter Jauch (DGCH).
Seit 1. Juli 2012 ist Professor Dr. med. Dr. med. h. c. mult. Karl-Walter Jauch
Präsident der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie (DGCH) und damit auch
Tagungspräsident des 130. Kongresses der DGCH, der vom 30. April bis 3. Mai 2013 in
München stattfinden wird.
Karl-Walter Jauch wurde 1952 in Villingen-Schwenningen geboren und studierte von
1971–78 Humanmedizin an der Albrecht-Ludwig-Universität Freiburg. Dort promovierte
er auch über ein Thema zu aortokoronaren Bypassoperationen. Nach einer Tätigkeit als
Truppenarzt folgte von 1979–1981 eine Tätigkeit als Assistenzarzt an der
Chirurgischen Klinik Villingen unter Leitung von Prof. Dr. E. Pross. Die
chirurgische Ausbildung setzte er dann ab 1981 an der Klinik und Poliklinik für
Chirurgie, Klinikum Großhadern, der LMU München unter Leitung von Prof. Dr. Dr.
h. c. G. Heberer, und seit 1989 von Prof. Dr. Dr. h. c. F. W. Schildberg fort. In
München erfolgte dann auch 1988 die Habilitation sowie 1995 die Ernennung zum
außerplanmäßigen Professor. Von 1996 bis 2002 war Karl-Walter Jauch Direktor der
Klinik und Poliklinik für Chirurgie der Universität Regensburg. Seit 2002 hat er die
Position des Direktors der Klinik und Poliklinik für Chirurgie am Klinikum
Großhadern (jetzt Klinik für Allgemeine, Viszeral-, Transplantations-, Gefäß- und
Thoraxchirurgie), LMU München, inne.
Die akademische Laufbahn von Karl-Walter Jauch ist durch eine Vielzahl an
bemerkenswerten Leistungen gekennzeichnet, in denen auch die Begründung für das
Motto des diesjährigen Kongresses der DGCH („Chirurgie mit Leidenschaft und
Augenmaß“) zu suchen ist:
1. Das wissenschaftliche Engagement
1. Das wissenschaftliche Engagement
Die wissenschaftliche Laufbahn von Karl-Walter Jauch beginnt Anfang der 80er-Jahre
des letzten Jahrhunderts mit umfangreichen Arbeiten zu Kininen, Kininasen und
Kininase (Angiotensin-Converting-Enzym/ACE)-Inhibitoren. Karl-Walter Jauch gilt als
Entdecker der blutzuckersenkenden Wirkung von ACE-Inhibitoren – Beobachtungen, die
diese Substanzklasse bis heute zu einem bevorzugten Medikament bei der Behandlung
des diabetesassoziierten Hypertonus gemacht haben [1], [2]. Folgerichtig wurde er schon
frühzeitig dafür mit Preisen ausgezeichnet (so 1988 der E. K. Frey – E. Werle
Promotion Prize), und erhielt 1991 einen der damals in Deutschland mit 30 000 DM am
höchsten dotierten Wissenschaftspreise (Förderungspreis der Jacques Pfrimmer
Gedächtnisstiftung).
Im Dezember 2000 wurde von Karl-Walter Jauch die beispielgebende Stiftung Human
Tissue and Cell Research (HTCR) in Regensburg als gemeinnützige Stiftung des
öffentlichen Rechts ins Leben gerufen. Die Stiftung zeigte zum ersten Mal einen Weg
auf, wie menschliches Gewebe, welches bei Operationen aus medizinischer Indikation
heraus entfernt wird, zum Zwecke der Wissenschaft ethisch und juristisch korrekt
verwendet werden kann.
Ein weiterer zentraler Meilenstein der wissenschaftlichen Tätigkeit war 2002 die
(ebenfalls prämierte) Entdeckung seiner Regensburger Forschergruppe, dass das
Immunsuppressivum Rapamycin – im Gegensatz zu anderen, eher die Tumorentstehung
fördernden Immunsuppressiva – sowohl die Immunantwort als auch die Tumorbildung
hemmen kann [3].
2013 kann Karl-Walter Jauch als Autor/Ko-Autor auf 662 gelistete Publikationen mit
einem h-Index von 45 zurückblicken, einem Index-Wert, der dem von Direktoren von
Max-Planck-Instituten entspricht. Diese außerordentlich bedeutenden
wissenschaftlichen Leistungen haben u. a. dazu geführt, dass Karl-Walter Jauch seit
2005 Mitglied des wissenschaftlichen Beirats der BÄK ist und seit 2006 dem
Medizinausschuss des Wissenschaftsrates angehört. Darüber hinaus war er von 1996 bis
1998 Vorsitzender der Ethikkommission der Universitätsklinik Regensburg und von 2003
bis 2006 Vorsitzender der Sektion Chirurgische Forschung der deutschen Gesellschaft
für Chirurgie.
Das wissenschaftliche Interesse von Karl-Walter Jauch erklärt auch das Motto eines
Thementags des Kongresses („Zukunftssicherung durch Innovation“). Nur durch
fundierte wissenschaftliche Arbeit wird es Chirurgen möglich sein, an den
zukünftigen technischen und biomedizinischen Entwicklungen, an der
Versorgungsforschung und an den Registeranalysen in ausreichendem Ausmaße zu
partizipieren. Ziel von Karl-Walter Jauch ist es, die einzelnen chirurgischen
Disziplinen noch mehr zu Studienanträgen und zu deren erfolgreicher Durchführung (im
Rahmen des SDGC bzw. ChirNet) zu stimulieren. Angestrebt wird dabei auch, einen
Wissenschaftskoordinations- und Informationsdienst zu schaffen.
2. Das Engagement in der Transplantationsmedizin
2. Das Engagement in der Transplantationsmedizin
Karl-Walter Jauch war von 1992 bis 1995 als Leitender Oberarzt der Klinik und
Poliklinik für Chirurgie am Klinikum Großhadern, LMU München, für die Arbeitsgruppe
„Interdisziplinäre Lebertransplantation“ verantwortlich und hat ab 1995 in Regenburg
die abdominellen Transplantationsprogramme aufgebaut. Folgerichtig ist Karl-Walter
Jauch seit 2005 Mitglied des Eurotransplant Board und war auch 2001 und 2006
Tagungspräsident der Deutschen Transplantationsgesellschaft (DTG). Aus diesem
besonderen Engagement heraus ist auch das Interesse von Karl-Walter Jauch bei der
Neugestaltung der deutschen Transplantationsmedizin zu verstehen. Dabei wird von ihm
jeglicher Verstoß gegen die medizinisch-ethischen Grundsätze und Regeln des
Transplantationsgesetzes und der Richtlinien der Bundesärztekammer auf das Schärfste
verurteilt. In Übereinstimmung mit dem Wissenschaftsrat empfiehlt er, die
Transplantationsmedizin auf wenige Zentren zu konzentrieren. Zur Transparenz bei der
Organ-Allokation kommt dabei dem 6-Augen-Prinzip und den Vor-Ort-Audits eine
zentrale Bedeutung zu. Unumgänglich ist auch die Schaffung eines zentralen
Transplantationsregisters. Einer staatlichen Kontrolle speziell von ärztlichen
Ad-hoc-Entscheidungen wird in diesem Zusammenhang jedoch eine eindeutige Absage
erteilt.
3. Das Engagement in der Onkologie
3. Das Engagement in der Onkologie
Bereits 1988 wurden von Karl-Walter Jauch in München die Grundlagen für eine
onkologische Arbeitsgruppe mit der Fragestellung der Tumorzelldissemination, der
Rolle der Urokinase Plasminogen Activator (uPA)-receptor-Expression und der
Adhäsionsmoleküle gelegt. Diese äußerst erfolgreichen Arbeiten [4] wurden 1993 mit dem mit 100 000 DM dotierten Lingen Preis der
Helmut-und-Ruth-Lingen-Stiftung Köln gewürdigt.
Von 1991 an leitete Karl-Walter Jauch die Projektgruppe „gastrointestinale Tumoren“
des Tumorzentrums München (TZM). Nach seinem Ruf nach Regensburg wurde er dort
Vorstand des örtlichen Tumorzentrums und forcierte besonders die Dokumentation der
Qualitätssicherung. Von 2009 bis 2012 war er dann – nach vorangegangener
Stellvertretertätigkeit – geschäftsführender Vorstand des TZM und hat in dieser
Funktion auch das TZM-Jahrbuch 2012 herausgegeben, welches den Jahreskongress 2012
des TZM dokumentiert [5]. Sein besonderes Interesse an
intestinalen Tumoren ist in seiner Tätigkeit als Vorsitzender der Chirurgischen
Arbeitsgemeinschaft Endoskopie und Sonografie (2000–2003) und als Vorsitzender der
Deutschen Gesellschaft für Koloproktologie (2005–2006) dokumentiert. In diese Zeit
fällt auch die erstmalige Zertifizierung von Tumorzentren nach drei abgestuften
Kriterien, wie sie die DGAV inzwischen generell propagiert.
Durch die demografische Entwicklung wird die Bedeutung der onkologischen Chirurgie in
Zukunft deutlich zunehmen. Die Chirurgie im hohen Lebensalter ist deswegen für
Karl-Walter Jauch von besonderem Interesse und wird auch eines der Schwerpunktthemen
des kommenden Kongresses sein. Hier gilt es, neue Standards für Indikationsstellung,
spezielle Techniken, aber auch ethische Fragen intensiv zu diskutieren.
4. Das Engagement in der perioperativen Medizin
4. Das Engagement in der perioperativen Medizin
Die perioperative Medizin war und ist ein spezielles Anliegen von Karl-Walter Jauch
und erstreckt sich auf die Bereiche Akut- und Notfallmedizin, Intensivmedizin und
perioperative Ernährung. Ein besonderer Schwerpunkt ist dabei die Weiterentwicklung
der notfallmedizinischen Versorgung sowie die Etablierung von neuen Konzepten
hinsichtlich der Qualifikation und des Qualitätsmanagements im Rettungsdienst.
Karl-Walter Jauch ist Herausgeber zum Teil umfangreicher Standardwerke zu diesen
Themen [6], [7], [8], und war in diesem Zusammenhang auch
2006 Tagungspräsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und
Notfallmedizin (DIVI). Deswegen werden die Besonderheiten der perioperativen
Therapie speziell unter dem Aspekt des demografischen Wandels Teil eines Thementages
des Kongresses sein.
5. Das Engagement in der Ausbildung des chirurgischen Nachwuchses
5. Das Engagement in der Ausbildung des chirurgischen Nachwuchses
Karl-Walter Jauch hat einen wesentlichen Beitrag zur Reformierung der chirurgischen
Basisweiterbildung geleistet. Das Ergebnis dieser Innovationen in der medizinischen
Lehre ist in einem von ihm herausgegebenen Standardwerk dokumentiert [9].
Der Gewinn chirurgischen Nachwuchses und die damit verbundenen Anforderungen an
Lehre, Fort- und Weiterbildung werden somit Schwerpunkthemen des kommenden
Kongresses sein. Eine bedeutende Rolle fällt dabei der Arbeitsgruppe Lehre der DGCH
zu. Für Karl-Walter Jauch steht die Weiterbildung unter dem Konzept „Einheit der
Chirurgie“ im Mittelpunkt zukünftiger berufspolitischer Bemühungen.
6. Das Engagement bei der Einführung neuer Krankenhausstrukturen
6. Das Engagement bei der Einführung neuer Krankenhausstrukturen
Karl-Walter Jauch war von 1998 bis 2000 stellvertretender Ärztlicher Direktor und
Baubeauftragter der Uniklinik Regensburg und schließlich von 2000 bis 2002
Ärztlicher Direktor der Uniklinik Regensburg. In dieser Funktion hat er entscheidend
dazu beigetragen, dass das nicht nur sprichwörtlich auf der grünen Wiese aufgebaute
Regensburger Universitätsklinikum heute einen unumstrittenen Platz als Zentrum der
Höchstversorgung nicht nur für die Region Oberpfalz, sondern auch für Niederbayern
und darüber hinaus einnimmt. Meilensteine seiner gestalterischen Tätigkeit für den
Bereich Forschung und Lehre waren 2000 die Etablierung des Bereichs experimentelle
Chirurgie (Bereichsleiter: Prof. E. Geisler) und die Mit-Initiierung des Neubaus für
die theoretischen Institute für Immunologie, für Epidemiologie und Präventivmedizin
sowie für Humangenetik. Unter seiner Ägide erfolgte im März 2002 der
Spatenstich.
Nach seinem Wechsel nach München setzten sich diese Aktivitäten fort. Seit 2008 ist
Karl-Walter Jauch stellvertretender Ärztlicher Direktor des Klinikums der LMU und ab
Sommer 2013 gewählter Ärztlicher Direktor. Karl-Walter Jauch prägte ganz wesentlich
die aktuellen Neubauvorhaben des Klinikums (das kurz vor Vollendung stehende neue
Operationszentrum und die sich noch im Stadium der Planung befindlichen Projekte des
Mutter-Kind-Zentrums am Campus Großhadern und der Portalklinik am Campus
Innenstadt).
Folgerichtig wird die Gestaltung des chirurgischen Arbeitsplatzes ein zentrales Thema
des kommenden Kongresses sein. Strukturelle Entwicklungen und Managementaufgaben
stehen hierbei im Mittelpunkt und sollen intensiv diskutiert werden. Aus seinen
gestalterischen Erfolgen leitet sich auch der Anspruch von Karl-Walter Jauch ab, die
medizinische und strukturpolitische Beratungs- und Einflussarbeit der DGCH in
Zukunft weiter erfolgreich fortzusetzen. Schwerpunkt der Aktivitäten wird dabei das
Problem der „Bonuszahlungen“ bzw. der leistungsbezogenen Entlohnung sein, welche zu
fehlgeleiteten OP-Indikationen und zu einer Gefährdung der Patientensicherheit
führen kann.
7. Das Engagement in der Publizistik
7. Das Engagement in der Publizistik
Karl-Walter Jauch war und ist nicht nur als Autor bzw. Ko-Autor von
wissenschaftlichen Monografien tätig. Seit 2007 ist Karl-Walter Jauch auch
Mitherausgeber der Zeitschrift „Allgemein- und Viszeralchirurgie up2date“. Seit 2008
ist er nach langjähriger Tätigkeit als Mitherausgeber der Zeitschrift
„Viszeralchirurgie“ auch als Mitherausgeber im „Zentralblatt für Chirurgie –
Zeitschrift für Allgemeine, Viszeral-, Gefäß- und Thoraxchirurgie“ aktiv. Diese
Zeitschrift entstand damals aus einer Fusion der Zeitschrift „Viszeralchirurgie“ und
des „alten“ Zentralblatts für Chirurgie. In dieser Funktion hat Karl-Walter Jauch
das Erscheinungsbild und die publizistische Leitlinie dieser Zeitschrift ganz
wesentlich geprägt. Neue publizistische Konzepte sind unter seiner Ägide entstanden.
Das Bedürfnis, einen breiten Kreis an Chirurgen an den eigenen Zielen und
Überlegungen teilhaben zu lassen, hat seither zu zahlreichen Veröffentlichungen über
die verschiedensten chirurgischen Themen im „Zentralblatt für Chirurgie –
Zeitschrift für Allgemeine, Viszeral-, Gefäß- und Thoraxchirurgie“ geführt [10], [11], [12], [13], [14], [15], [16], [17], [18], [19], [20], [21], [22], [23], [24], [25], [26], [27], [28], [29], [30].