Schlüsselwörter
arterielle Hypertonie - essenzielle Hypertonie - sekundäre Hypertonie - renovaskuläre
Hypertonie - renoparenchymatöse Hypertonie - Pseudohypertension - Hyperaldosteronismus
- Schlafapnoe
Key words
arterial hypertension - pseudohypertension - essential hypertension - secondary hypertension
- renal/renovascular hypertension - hyperaldosteronism - sleep apnea
-
Hintergrund und Bedeutung: Die arterielle Hypertonie hat aufgrund
ihrer Häufigkeit und der zum Teil schwerwiegenden Folgeschäden eine
große sozioökonomische Bedeutung. Eine korrekte Diagnosestellung und
frühzeitige Behandlung sind deshalb sehr wichtig.
-
Allgemeine Basisdiagnostik: Dazu gehören neben einer korrekt
durchgeführten Blutdruckmessung, einer ausführlichen Anamnese und der
körperlichen Untersuchung auch Laborkontrollen und apparative
Untersuchungen. Insbesondere sollte auch nach möglichen Endorganschäden
gesucht werden.
-
Korrekte Blutdruckmessung: Goldstandard ist die
Langzeit-Blutdruckmessung. Generell sollte eine Hypertonie erst
nach mehrmaliger Einzelmessung in Ruhe diagnostiziert werden.
Bei Messung mit einer Oberarmmanschette muss auf die richtige
Größe geachtet werden.
-
Lebensstilanamnese: Insbesondere sollte hier nach den
typischen Risikofaktoren gefragt werden. Dazu gehört neben
Bewegungsmangel, Übergewicht und ungesunder Ernährung auch der
Alkoholkonsum.
-
Diagnostische Suche nach spezifischen Ursachen der Hypertonie:
-
Medikamente: Die Frage nach Medikamenten gehört bei der
Abklärung der arteriellen Hypertonie zur Basisdiagnostik.
Zahlreiche Substanzen können einen Bluthochdruck verursachen
oder verstärken.
-
Schlafapnoe: Diese ist häufig und wird u. a. durch
nächtliche Atemaussetzer und Tagesschläfrigkeit symptomatisch.
Zur Abklärung eines Verdachts sollte eine ausführliche Anamnese
sowie eine Polygrafie und ggf. eine Polysomnografie durchgeführt
werden.
-
Endokrine Störungen: Zahlreiche endokrine Störungen können
einen Bluthochdruck auslösen. Bei therapierefraktärer Hypertonie
sollte insbesondere an einen Hyperaldosteronismus, einen
Hyperkortisolismus und ein Phäochromozytom gedacht werden.
-
Renoparenchymatöse und renovaskuläre Ursachen: Hinweise
auf renoparenchymatöse Ursachen liefert meist schon die
Basisdiagnostik (GFR, Proteinurie), bei Verdacht auf
Nierenarterienstenose sollte eine dopplersonografische
Untersuchung erfolgen.
-
Sonstige Ursachen: Weitere seltene Ursachen sind eine
Aortenisthmusstenose, übermäßiger Lakritzgenuss und
Genmutationen.
-
Therapierefraktäre Hypertonie: Bei therapierefraktärer Hypertonie
sollte immer auch an eine fehlende Therapieadhärenz als Ursache gedacht
werden. Differenzialdiagnostisch sind sekundäre Formen, Pseudo- und
Praxishypertonie sowie blutdrucksteigernde Medikamentennebenwirkungen
auszuschließen.
Hintergrund
Bluthochdruck stellt eine der häufigsten Ursachen für einen Arztbesuch dar. Je nach
Population weisen bis zu 30 % der Bevölkerung erhöhte Blutdruckwerte auf. Das Risiko
für kardiovaskuläre Ereignisse steigt mit den systolischen und diastolischen
Blutdruckwerten, wobei zusätzliche Faktoren das Risiko weiter erhöhen [1]. Die Kategorien der Blutdruckwerte sind in [Tab. 1] dargestellt.
Tab. 1 Definitionen und Klassifikation der Blutdruckwerte
(mmHg).
A Praxismessung
|
Kategorie
|
systolisch
|
diastolisch
|
optimal
|
< 120
|
< 80
|
normal
|
120–129
|
80–84
|
hoch normal
|
130–139
|
85–89
|
Grad 1 Hypertonie (leicht)
|
140–159
|
90–99
|
Grad 2 Hypertonie (mittelschwer)
|
160–179
|
100–109
|
Grad 3 Hypertonie (schwer)
|
≥ 180
|
≥ 110
|
isolierte systolische Hypertonie
|
≥ 140
|
< 90
|
B Normwert unter standardisierter Belastung
(Ergometrie)
|
bei 100 Watt systolisch 180 bis max. 200 mmHg
|
C Normwerte Blutdruck-Selbstmessung
|
135/85 mmHg entspricht der Grenze von 140/90 mmHg in der
Praxis
|
D Ambulante Blutdruck-Langzeitmessung (ABDM): Normwerte und
Definitionen
|
|
Mittelwerte
|
Standardabweichung
|
Tagesmittelwert
|
< 135/85 mmHg
|
< 12/10 mmHg
|
Nachtmittelwert
|
< 120/75 mmHg
|
< 14/10 mmHg
|
24-h-Mittelwert
|
< 130/80 mmHg
|
|
E Nachtabsenkung im Vergleich zum Tagesmittelwert
|
Dipper
|
10–20 %
|
|
Non-dipper
|
< 10 %
|
|
Inverted dipper
|
< 0 %
|
|
Extreme dipper
|
> 20 %
|
|
Allgemeine Basisdiagnostik
Allgemeine Basisdiagnostik
Zur Basisdiagnostik bei Verdacht auf arterielle Hypertonie zählen wiederholte
Blutdruckmessungen mit korrekter Manschette ([Tab. 2]),
eine Herzfrequenzbestimmung sowie Anamneseerhebung und die klinische Untersuchung.
Darüber hinaus kommen Laboruntersuchungen und apparative Untersuchungen zum Einsatz
(siehe [Tab. 3] und [4]). Die
diagnostische Abklärung sollte dabei umso intensiver sein, je jünger der Patient und
je höher der Blutdruck ist bzw. je schneller sich die Hypertonie entwickelt hat.
Tab. 2 Empfohlene Größe der Blutdruckmanschette in Abhängig
vom Armumfang [13].
Armumfang
|
Manschettengröße
|
22 bis 26 cm
|
12 × 22 cm
|
27 bis 34 cm
|
16 × 30 cm
|
35 bis 44 cm
|
16 × 36 cm
|
45 bis 52 cm
|
16 × 42 cm
|
Tab. 3 Basishypertonieabklärung: Anamnese und
Labor.
Anamnese
|
|
Nierenerkankung (auch familiär)
|
Zystennieren
|
Medikamente/Drogen
|
-
nicht steroidale Antiphlogistika, einschließlich
Aspirin
-
COX2-Inhibitoren
-
Kortikosteroide
-
Sympathomimetika (Diätetika)
-
orale Kontrazeptiva
-
Zyklosporin
-
Erythropoetin (hohe Dosierungen)
-
Alkohol
-
Kokain
-
exzessive Lakritzmengen
-
Stimulanzien, z. B. Amphetamine oder Methylphenidat
|
Hinweis für Phäochromozytom
|
Blutdruckkrisen mit Palpitation, Schwitzen, Kopfschmerzen
|
Hinweis für Hyperaldosteronismus
|
Muskelschwäche, (Tetanie?)
|
kardiovaskuläre Risikofaktoren
|
Diabetes, Nikotin, BMI, Ernährung, Kochsalz, Bewegung, etc.
|
(Fremd-)Anamnese bzgl. Schlafapnoe
|
Tagesschläfrigkeit, „Schnarcht Ihr Partner“, „Hat Ihr Partner
Atemaussetzer?“
|
zerebrale Symptomatik
|
Kopfschmerz, Schwindel, Sehstörung, TIA, andere Defizite
|
Herzsymptomatik
|
Angina, Palpitationen, Dyspnoe, Ödeme
|
Nierensymptomatik
|
Ödeme, Durst, Polyurie, Nykturie, Hämaturie
|
periphere Gefäße
|
Claudicatio, kalte Extremitäten
|
bisherige Therapie
|
Medikation und Nebenwirkungen
|
weitere Anamnese
|
Familien- und soziale Anamnese (familiäre Hypertonie/genetische
Disposition)
|
Laborparameter
|
|
Metabolismus
|
|
Niere
|
-
Kreatinin i. S.
-
eGFR (MDRD, CKD-Epi oder Cockroft Gault)
-
Urinstatus (Proteinurie, Mikrohämaturie,
Mikroalbuminurie)
|
Blutbild
|
Hämoglobin
|
Elektrolyte
|
Kalium i. S.
|
Tab. 4 Apparative Diagnostik zur Detektion von
Endorganschäden.
EKG
|
Sokolow-Lyon-Index? Cornell-Voltage-QRS-Produkt?
Endstreckenveränderungen?
|
Echokardiografie
|
Septumdicke? Massenindex? Funktion? Vitium?
|
Abdomensonografie
|
Aortenaneurysma? Schrumpfnieren?
|
Knöchel-Arm-Index
|
pAVK?
|
Karotisdoppler
|
Intima-Media? Plaques?
|
Funduskopie
|
Retinopathie?
|
quantitative Proteinurie/(Mikro-)Albuminurie
|
Nephropathie?
|
Blutdruckmessung
Konkretes Vorgehen. Der Blutdruck weist eine spontane Variation zwischen
Tag und Nacht, aber auch zwischen Monaten und Jahreszeiten auf. Somit sollte die
Diagnose einer arteriellen Hypertonie auf mehreren Blutdruckmessungen beruhen
[2]; in der Regel wird sie durch mindestens 2
Blutdruckmessungen bei einer Visite bzw. durch mindestens 2 bis 3 Arztbesuche
gestellt. Bei stark erhöhten Blutdruckwerten und schon bestehenden hypertensiven
Organschäden ist evtl. 1 Arztbesuch ausreichend. Initial sollte immer ein
Seitenvergleich durch Messung an beiden Armen erfolgen.
Die Blutdruckmessung kann in der Praxis, im Krankenhaus oder zu Hause sowie
manuell oder automatisch erfolgen. Bei Messung am Oberarm muss darauf geachtet
werden, dass die Manschette die korrekte Größe hat ([Tab. 2]), alternativ kann auch am Handgelenk gemessen werden, wobei
bei der Handgelenksmessung mehr Fehler (z. B. Messung nicht in Höhe des Herzens)
auftreten können. Die Messung sollte in Ruhe, d. h. optimalerweise nach
5-minütiger Ruhephase in einem ruhigen Raum erfolgen. Es ist darauf zu achten,
dass sich die Blutdruckmanschette auf Herzhöhe befindet. Bei einer
reproduzierbaren Blutdruckdifferenz zwischen beiden Armen von > 10–15 %
sollte – neben einer Ursachenklärung – immer am Arm mit den höheren Werten
gemessen werden. Ein exakter Seitenvergleich ist nur mit der simultanen Messung
(an beiden Armen gleichzeitig) möglich.
Bei Herzrhythmusstörungen sollte eine Mittelwertbildung erfolgen. Bei der
auskultatorischen Blutdruckmessung erfolgt die Bestimmung über Auftreten und
Verschwinden der Korotkoff-Geräusche, während automatische Blutdruckmessgeräte
fast alle oszillometrisch arbeiten. Beide Methoden sind gut etabliert, es wird
die Verwendung von validierten Geräten mit regelmäßiger Kalibrierung und
Training empfohlen. Bei älteren Patienten und Diabetikern erscheint es sinnvoll,
den Blutdruck zusätzlich zu der Messung im Sitzen im Stehen nach 1 und 5 Minuten
zu messen (Hypotonie?). Die häusliche Blutdruckmessung ist in ihrer Wertigkeit
wichtiger als die in der Praxis oder im Krankenhaus erfolgte Blutdruckmessung,
da eine bessere Korrelation zu kardiovaskulären Ereignissen und Endorganschäden
besteht und zusätzlich Effekte eines Weißkittelhypertonus nicht auftreten.
Langzeitblutdruckmessung. Goldstandard der Blutdruckmessung ist die
ambulante Langzeitmessung über 24 Stunden (ABDM). Durch die relativ hohe
Messdichte von ca. 70 Messungen über 24 Stunden (tagsüber alle 15 Minuten und
nachts alle 30 Minuten) steigt die Sicherheit bei der Bewertung des wahren
Blutdruckniveaus im Vergleich zu Einzelmessungen drastisch an. Mit der ABDM
können u. a. erfasst werden:
-
die durchschnittliche Blutdruckhöhe am Tag und in der Nacht
-
Blutdruckschwankungen und die Blutdruckvariabilität (z. B.
Standardabweichung)
-
Fehlen oder Verminderung der normalen Blutdrucksenkung in der Nacht oder
außergewöhnliche Blutdruckanstiege in der Nacht oder in den
Morgenstunden [3].
Eine verminderte Nachtabsenkung des Blutdrucks bzw. ein Anstieg während des
Schlafes ist häufig bei sekundären Hochdruckformen ([Tab. 5]) oder schweren hypertensiven Organschäden zu finden.
Tab. 5 Sekundäre Ursachen einer arteriellen
Hypertonie.
Schlafapnoe
|
renovaskulär (atherosklerotische/fibromuskuläre
Nierenarterienstenose)
|
renoparenchymatös
|
endokrin
-
Phäochromozytom bzw. multiple endokrine
Neoplasia-(MEN-)Syndrome
-
Cushing-Syndrom und Hyperkortisolismus
-
Hyper- und Hypothyreose
-
Hyperparathyreoidismus und Hyperkalzämie
-
Akromegalie
|
Medikamente/Drogen (siehe [Tab. 3])
|
Aortenisthmusstenose, monogenetisch, weitere seltene
Ursachen
|
Die alleinige Praxismessung führt in ca. 30 % zu einer falschen Charakterisierung
der Patienten bzw. der Blutdrucksituation (Praxishypertonie bzw.
Praxisnormotonie oder maskierte Hypertonie) [4]. Im
Vergleich zur Praxismessung in Ruhe hat die Messung des Belastungsblutdrucks
während der Ergometrie den Vorteil der Erfassung des Blutdruckverhaltens unter
standardisierter, reproduzierbarer körperlicher Belastung sowie der Minimierung
psychischer Einflüsse.
Pseudohypertonie. Traditionell beschreibt die Pseudohypertonie falsch
erhöht gemessene Blutdruckwerte. Sie tritt besonders bei verkalkten Gefäßen auf
(Mediasklerose), die bei diabetischen und niereninsuffizienten Patienten häufig
sind. Aufgrund der fehlenden Kompressibilität des steifen Gefäßes wird der
Blutdruck höher gemessen als er eigentlich (d. h. intraarteriell) ist. Hierzu
hat es in den letzten 2 Jahrzehnten wenig belastbare neue Forschungsdaten
gegeben, sodass bei inzwischen niedrigeren Zielblutdruckwerten die Bedeutung der
Pseudohypertonie und auch die Verwendung des Begriffs der Pseudohypertonie
kritisch hinterfragt wird [5].
Eine korrekte Blutdruckmessung (z. B. initial beidseitige Messung, Nutzung
korrekter Manschetten, etc.) ist wichtig. Die Diagnose einer arteriellen
Hypertonie kann in der Regel erst nach mehrmaliger Messung, optimalerweise
unter häuslichen Bedingungen erfolgen. Die Langzeit-Blutdruckmessung ist der
Goldstandard zur Erfassung einer manifesten Hypertonie und zur
Charakterisierung des Tag-Nacht-Rhythmus.
Labor
Zu jeder Basisabklärung gehört eine Untersuchung von Laborparametern (siehe [Tab. 3]). Die Analyse von Retentionswerten und
Elektrolyten kann Hinweise auf eine sekundäre Hypertonie liefern. Die alleinige
Bestimmung des Serumkreatinins genügt nicht, hier sollte aufgrund des
kreatininblinden Bereichs eine Bestimmung der glomerulären Filtrationsrate
mittels Formel (MDRD, CKD-Epi oder Cockroft Gault) erfolgen. Die Untersuchung
von metabolischen Parametern dient der Erkennung von zusätzlichen
kardiovaskulären Risikofaktoren.
Die Bestimmung von Laborparametern, wie Kreatinin und Elektrolyten, gehört
zur Basisdiagnostik.
Diagnostik von Sekundärschäden
Eine Abklärung auf Endorganschäden (siehe [Tab. 4])
wird empfohlen, da bereits ein subklinischer Endorganschaden einen weiteren
kardiovaskulären Risikofaktor darstellt. In retrospektiven Studien war die
effiziente Behandlung einer Mikroalbuminurie oder linksventrikulären
Hypertrophie mit einer Prognoseverbesserung vergesellschaftet. Bei sehr hohen
Blutdruckwerten ist die Untersuchung des Augenhintergrunds sinnvoll. Bez.
zerebraler Folgeschäden sollte eine Karotis-Doppler-Untersuchung durchgeführt
werden und bei klinischem Verdacht kann je nach zerebraler Symptomatik eine
kraniale Bildgebung mittels CT oder MRT oder auch eine kognitive Testung
sinnvoll sein.
Die Detektion von Endorganschäden, insbesondere an Herz, Nieren, Augen und
Gehirn, gehört zur Basisdiagnostik.
Lebensstilanamnese
Eine Abfrage des Lebensstils gehört zur Routinediagnostik bei arterieller
Hypertonie. Bei der Anamnese sollten insbesondere Essgewohnheiten (vor allem
Fett- und Salzzufuhr), Gewicht, Sport, Alkoholkonsum und Nikotinabusus abgefragt
werden.
Bewegungsmangel. Bewegungsmangel ist mit einem Risiko für arterielle
Hypertonie und Übergewicht verbunden. Dynamisches Ausdauertraining reduziert
Blutdruck, Gewicht und Bauchumfang bei Steigerung der Insulinsensitivität und
des HDL-Cholesterins. Patienten mit sitzender Tätigkeit sollte deshalb ein
tägliches Training mit moderater Intensität über ca. 30–45 min empfohlen
werden.
Übergewicht. Das Gewicht ist mit dem Blutdruck assoziiert. Übermäßiges
Körperfett prädisponiert zu arterieller Hypertonie. Neben dem aktuellen Gewicht
(und dem Body-Mass-Index) sollte auch eine Gewichtsveränderung seit dem frühen
Erwachsenenalter abgefragt werden.
Salzkonsum und weitere Essgewohnheiten. Essenzielle arterielle Hypertonie
wird überwiegend in Gesellschaften mit hoher Natriumaufnahme (> 100 mmol/d,
d. h. > 5,84 g/d) beobachtet [7]. Eine exzessive
Natriumchloridzufuhr kann Ursache für eine therapierefraktäre arterielle
Hypertonie sein. Eine niedrige Kaliumzufuhr verstärkt die ungünstige Wirkung
einer hohen Natriumaufnahme. Prinzipiell muss in Deutschland bei den meisten
Patienten von einer zu hohen täglichen Salzzufuhr ausgegangen werden. Ebenso
wird ein hoher Konsum von gezuckerten Getränken unabhängig von einer
Gewichtszunahme mit einer arteriellen Hypertonie in Verbindung gebracht,
möglicherweise bedingt durch Sympathikusaktivierung, Reduktion der
Na+-Ausscheidung und Erhöhung der Harnsäure mit Reduktion von
endothelialem Stickstoffmonoxid und/oder Aktivierung des
Renin-Angiotensin-Systems. Kaffee führt akut zu einem Blutdruckanstieg, die
Datenlage bezüglich einer Assoziation von regelmäßigem Kaffeekonsum und
arterieller Hypertonie ist aber uneinheitlich.
Alkoholkonsum. Zwischen Alkoholkonsum und Prävalenz einer arteriellen
Hypertonie besteht eine lineare Beziehung [8]. Bei der
diagnostischen Abklärung der arteriellen Hypertonie ist zu beachten, dass ein
akuter Entzug bei Patienten mit hohem Alkoholkonsum zu arterieller Hypertonie
führen kann. So können etwa hohe Blutdruckwerte am Wochenbeginn auf
Alkoholentzug nach exzessivem Konsum am Wochenende beruhen.
Eine Lebensstilmodifikation gehört immer zur Basistherapie bei arterieller
Hypertonie. Die wichtigsten Faktoren sind dabei sportliche Betätigung,
Gewichtsnormalisierung, salzarme Kost und weitere diätetische Maßnahmen sowie
Verzicht auf Rauchen und Einschränkung des Alkoholkonsums. Wenngleich eine
Beendigung des Rauchens nicht den Blutdruck senkt, führt sie zu einer deutlichen
Reduktion des kardiovaskulären Risikos und sollte deshalb allen Patienten
empfohlen werden. Ziel einer Lebensstilmodifikation ist neben einer
Blutdruckabsenkung auch eine Reduktion kardiovaskulärer Risikofaktoren.
Eine kaliumreiche Diät mit einem hohen Anteil an Obst, Gemüse und Fisch sowie
Reduktion von Cholesterin, gesättigter Fette und gezuckerter Getränke senken den
Blutdruck und reduzieren das kardiovaskuläre Risiko.
Der Lebensstil beeinflusst den Blutdruck. Risikofaktoren für die Entwicklung
oder das Vorliegen einer arteriellen Hypertonie sind dabei insbesondere
Bewegungsmangel, Übergewicht, ungesunde Ernährung und Alkoholkonsum. Nach
diesen Faktoren sollte deshalb bei der Anamnese immer gefragt werden.
Ursachenspezifische Anamnese und Diagnostik
Ursachenspezifische Anamnese und Diagnostik
Medikamentös induzierte Hypertonie
Verschiedene Medikamente führen als Nebenwirkung zu einer Erhöhung des
arteriellen Blutdrucks. Insbesondere wird dies beobachtet bei der Verwendung
nicht steroidaler Antiphlogistika einschließlich COX2-Inhibitoren. Besonders bei
älteren Patienten konnte gezeigt werden, dass die Verwendung nicht steroidaler
Antiphlogistika zu einer Erhöhung des systolischen Blutdrucks führt. Eine hierzu
durchgeführte Metaanalyse zeigte, dass nicht steroidale Antiphlogistika den
Blutdruck um bis zu 5 mmHg erhöhen. Jedoch steigern nicht alle nicht steroidalen
Antiphlogistika den Blutdruck in gleichem Maße. Klinische Studien legen nahe,
dass z. B. Rofecoxib den systolischen Blutdruck im Vergleich zu Celecoxib
deutlicher erhöht. Die zugrunde liegenden Mechanismen dieser Blutdruckerhöhung
sind nicht in Gänze verstanden. Ein erhöhter vaskulärer Widerstand über eine
erhöhte Endothelin-1-Synthese oder Störungen im Arachidonsäuremechanismus
(Verminderung der vasodilatierenden Prostazyklinproduktion der Gefäßwand) werden
hier ursächlich diskutiert. In diesem Zusammenhang sollte aber erwähnt werden,
dass auch ein Schmerzstimulus selbst erhöhte Blutdruckwerte induzieren kann.
Dass Glukokortikoide zu einer Blutdruckerhöhung führen, ist seit Langem bekannt,
wobei der Effekt bei älteren Patienten im Vergleich zu jüngeren Patienten
häufiger beobachtet wird. Unter einer oralen Glukokortikoidtherapie kann es
binnen 24 Stunden zu einer systolischen Blutdruckerhöhung bis über 10 mmHg
kommen. Insbesondere die Mineralokortikoid-Komponente von Kortikoiden, die zu
einer Expansion von Natrium und Blutvolumen führt, verursacht hier die
Blutdruckerhöhung.
Bei postmenopausalen Frauen kann die Therapie mit Östradiol zu einer
Blutdruckerhöhung führen. Dies betrifft jedoch vor allem jüngere postmenopausale
Frauen.
Weitere Substanzen, die zur Blutdruckerhöhung oder zur Verminderung der
Effektivität antihypertensiver Medikamente führen, sind Amphetamine, orale
Kontrazeptiva, Zyklosporin, Erythropoetin sowie trizyklische Antidepressiva
([Tab. 3]).
Prinzipiell gilt, dass eine differenzierte Anamnese in Bezug auf die vom
Patienten eingenommenen Medikamente und Genussmittel erhoben werden sollte. Auch
auf den Alkoholgenuss, den Genuss von gezuckerten Getränken, den Genuss von
Lakritze und bestimmten Medikamenten, die zur Gewichtsreduktion eingesetzt
werden, sollte fokussiert werden.
Zahlreiche Medikamente können zu einer Blutdruckerhöhung führen. Die
Medikamentenanamnese gehört deshalb zur Basisdiagnostik. Eine besondere
Rolle spielen dabei NSAR und Glukokortikoide, aber auch
Hormonersatztherapie, Kontrazeptiva, Psychopharmaka, Immunsuppressiva und
viele andere Substanzen können eine arterielle Hypertonie auslösen oder
verstärken.
Schlafapnoe
Trotz einiger Schwierigkeiten bei der Beurteilung eines kausalen Zusammenhangs
zwischen obstruktiver Schlafapnoe (OSA) und arterieller Hypertonie (z. B.
aufgrund gemeinsamer Risikofaktoren), gilt die obstruktive Schlafapnoe als eine
häufige Ursache für eine sekundäre Hypertonie. Durch intermittierende Hypoxie
und Schlafunterbrechung kommt es akut zu einer Sympathikusaktivierung mit
Hypertonie und chronisch zu einer Änderung des Gefäßwiderstands, arterieller
Hypertonie und endothelialer Dysfunktion. Die obstruktive Schlafapnoe ist häufig
und findet sich bei etwa jedem 5. Erwachsenen, ein obstruktives
Schlafapnoesyndrom mit Beeinträchtigung des Patienten am Tage tritt bei etwa
einem von 20 Erwachsenen auf [9].
Eine obstruktive Schlafapnoe erhöht in Abhängigkeit ihres Schweregrads das
Risiko, eine arterielle Hypertonie zu entwickeln [10]. Gleichzeitig kann eine CPAP-Beatmung dieses Risiko reduzieren [10].
Aufgrund der hohen Prävalenz der OSA sollte bei Patienten mit arterieller
Hypertonie unter anderem an eine Schlafapnoe gedacht werden. Insbesondere bei
Patienten mit therapierefraktärer Hypertonie und bei Patienten mit fehlender
Nachtabsenkung in der Langzeit-Blutdruckmessung ist eine Schlafapnoeabklärung
wichtig.
Zur Diagnostik der Schlafapnoe werden Anamnese und Fremdanamnese, ein
standardisierter Fragebogen, die klinische Untersuchung und die ambulante
Polygrafie herangezogen. Zu den Leitsymptomen der obstruktiven Schlafapnoe
zählen lautes und unregelmäßiges Schnarchen mit Atemstillständen in der
Fremdanamnese sowie eine erhöhte Tagesschläfrigkeit mit Einschlafneigung.
Weitere Zeichen können Gereiztheit, eingeschränkte Konzentrationsfähigkeit,
gehäufte Verkehrsunfälle, Erstickungsalbträume und morgendliche Kopfschmerzen
sein. Zur weiteren Abklärung sollten dann standardisierte Fragebögen wie etwa
die Epworth Sleepiness Scale oder der Berlin-Fragebogen eingesetzt werden. Zum
Schlafapnoe-Screening erfolgen ambulant durchgeführte Polygrafien. Zeigt sich
hier ein pathologischer Apnoe-/Hypopnoe-Index (AHI), sollte eine Polysomnografie
im Schlaflabor durchgeführt werden bzw. bei schwerer Schlafapnoe direkt mit der
Therapie begonnen werden. Anhand des AHI kann eine Einteilung der Schlafapnoe in
leicht (AHI 6–14), mittel (AHI 15–29) und schwer (AHI ≥ 30) erfolgen.
Bei Verdacht auf sekundäre Hypertonie sollte eine Schlafapnoe ausgeschlossen
werden. Diese ist bei Erwachsenen häufig (bis ca. 20 %) und kann einen
Bluthochdruck auslösen oder verstärken. Anamnestisch deuten unter anderem
unregelmäßiges Schnarchen, nächtliche Atemstillstände (Fremdanamnese),
Tagesschläfrigkeit, morgendliche Kopfschmerzen und Einschlafneigung auf die
Schlafapnoe hin. Zur diagnostischen Abklärung sollte eine Polygrafie und
ggf. eine Polysomnografie durchgeführt werden.
Endokrine Ursachen
Die Bestimmung endokrinologischer Parameter gehört nicht zur Basisdiagnostik bei
arterieller Hypertonie [2]. Typischerweise werden
endokrine Hochdruckursachen daher spät diagnostiziert, obwohl gerade in solchen
Fällen eine spezifische Therapie zur Normalisierung des Blutdrucks führen kann.
Während eine Vielzahl endokriner Störungen zu einer Blutdruckerhöhung führt
(siehe [Tab. 5]), soll hier nur auf die 3 wichtigsten
Ursachen und deren Basisdiagnostik eingegangen werden [11]. Angesichts der oft aufwendigen und kostenintensiven Diagnostik
muss durch klinische Befunde und einfache Laboruntersuchungen die
„Treffer-Wahrscheinlichkeit“ erhöht werden. Hinweise können sein:
-
Hyperaldosteronismus: therapierefraktäre Hypertonie oder
mittelschwere Hypertonie mit niedrig-normalem oder erniedrigtem
Serumkalium (sofern keine Diuretika eingesetzt werden), positive
Familienanamnese, zufälliger Nachweis einer adrenalen Raumforderung
(„Inzidentalom“)
-
Phäochromozytom: krisenhafte Blutdruckanstiege (Cave: nicht selten
jedoch auch dauerhaft erhöhter Blutdruck!), Kopfschmerz, Schwitzen,
Blässe, Palpitationen
-
Hyperkortisolismus: Blickdiagnose! Cushing-Habitus, insbesondere
Striae rubrae.
Hyperaldosteronismus. Vor allem bei schweren Hypertonieformen, wie sie in
Spezialambulanzen gesehen werden, findet sich bei 4 bis zu 32 % einer
therapieresistenten Hypertonie eine mögliche Aldosteronabhängigkeit. Als
Suchtest eignet sich die morgendliche Bestimmung von Renin und Aldosteron im
Serum nach 10-minütiger Ruhepause. Bei primärem Hyperaldosteronismus ist der
Aldosteron-Renin-Quotient angesichts der Suppression des Renins durch das hohe
Aldosteron stark erhöht. Aldosteronantagonisten und kaliumsparende Diuretika
sollten mehrwöchig vor der Blutabnahme pausiert werden. Auch eine
Kochsalzrestriktion und die Gabe von Schleifendiuretika sollte möglichst
unterbrochen werden. Die weiterführende Diagnostik umfasst einen
Kochsalzbelastungstest sowie Bildgebung und ggf. die seitengetrennte Blutabnahme
aus den Nebennieren.
Phäochromozytom. Als Suchtest wird in der Regel die Bestimmung freier
Katecholamine (Adrenalin, Noradrenalin) oder Metanephrine (Metanephrin und
Normetanephrin) im 24-h-Sammelurin eingesetzt. Zwischen den Blutdruckkrisen kann
die Katecholaminausscheidung normal sein, sodass bei hochgradigem Verdacht eine
Mehrfachsammlung erfolgen sollte – möglichst im Anschluss an eine hypertensive
Krise. Sensitiver ist die Bestimmung der Plasma-Metanephrine nach einer
20-minütigen Ruhephase im Liegen; diese Analysemöglichkeit ist zunehmend breiter
verfügbar.
Hyperkortisolismus. Als nahezu diagnostisch gleichwertig gelten die
Bestimmung des Kortisoltagesprofils im Speichel, die Messung von freiem Kortisol
im 24-h-Sammelurin sowie der Low-Dose-(1 mg-)Dexamethason-Hemmtest. Mindestens 2
dieser Tests sollten positiv ausfallen. Die weiterführende Diagnostik beinhaltet
vor allem ACTH-Bestimmungen (Differenzierung adrenaler vs. hypophysärer Morbus
Cushing).
Bei Verdacht auf sekundäre Hypertonie sollte eine endokrinologische Ursache
ausgeschlossen werden. Differenzialdiagnostisch müssen vor allem
Hyperaldosteronismus, Hyperkortisolismus und Phäochromozytom in Erwägung
gezogen werden.
Renale Ursachen
Renoparenchymatöse Hypertonie. Renoparenchymatöse Ursachen sind für ca.
5–10 % der arteriellen Hypertoniefälle verantwortlich. Neben klinischen
Hinweisen (Anamnese, Ödeme, Nykturie u. a.) lenkt in der Regel die
Basisdiagnostik, d. h. eine reduzierte eGFR und/oder Auffälligkeiten im
Urin-Stix, den Verdacht rasch auf eine renale Genese des Hochdrucks. Als
sensitivster Marker gilt die Bestimmung der Mikroalbuminurie, die naturgemäß
sowohl Ausdruck einer zugrunde liegenden renalen Erkrankung als auch einer
hypertensiven Folgeerkrankung sein kann. Bei fortgeschrittener renaler
Beteiligung im Rahmen einer zunächst primären Hypertonie, die nicht adäquat
therapiert ist, kann es sogar zur nephrotischen Proteinurie (d. h. > 3,5 g/d)
kommen. In solchen Fällen kann oftmals nur eine Nierenbiopsie die „Henne und
Ei-Frage“ klären, d. h. die Differenzierung zwischen renaler Ursache der
Hypertonie vs. hypertensiver Nephropathie.
Renovaskuläre Hypertonie. Schwieriger gestaltet sich die Situation bei
renovaskulärer Hypertonie, d. h. ein- oder beidseitiger Nierenarterienstenose.
Klinisch fallen evtl. krisenhafte Blutdruckanstiege auf (evtl. mit sog.
„flash“-Lungenödem) und in Einzelfällen kann sich ein Strömungsgeräusch im
Oberbauch finden. Nicht selten sind Nierenarterienstenosen jedoch komplett
asymptomatisch. Ein laborchemisches Verdachtsmoment kann eine nicht erklärte
(d. h. nicht diuretikainduzierte oder anders bedingte) Hypokaliämie bieten, da
es durch die Aktivierung des Renin-Angiotensin-Aldosteron-Systems zur Kaliurie
kommt. In unserer Praxis hat sich vor allem die beidseitige dopplersonografische
Bestimmung des renalen Widerstandsindexes als Suchmethode bewährt ([Abb. 1]). Sowohl ein einseitiger Widerstandsindex
unter 0,45 als auch eine Seitendifferenz über 10 % sind suggestiv für eine
Nierenarterienstenose [12]. Bei hochgradigem Verdacht
(und therapeutischen Konsequenzen) sollte danach unmittelbar eine Angiografie
erfolgen.
Abb. 1 Widerstandsindex. Der intrarenal gemessene Widerstandsindex,
gemessen als Differenz „systolisches Maximum (a) minus diastolisches
Minimum (b)“ im Verhältnis zum systolischen Maximum (a)
[Formel: WI = (a–b)/a] kann insbesondere im Seitenvergleich (signifikante
Reduktion?) ein Hinweis für eine vorliegende Nierenarterienstenose
bieten.
Bei Verdacht auf sekundäre Hypertonie sollte eine renale bzw. renovaskuläre
Ursache ausgeschlossen werden. Hinweise auf eine renoparenchymatöse Ursache
kann schon die Basisdiagnostik, insbesondere die Bestimmung der GFR und der
Urin-Stix geben. Bei Verdacht auf Nierenarterienstenose sollte zunächst eine
Doppler-Sonografie durchgeführt werden.
Seltene Ursachen
Aortenisthmusstenose. Die Aortenisthmusstenose beruht auf einer
postnatalen Schrumpfung von Gewebe des Ductus botalli, das die Aorta umgibt. Sie
führt zu einer Hypertonie der oberen Extremitäten mit einer signifikanten
Seitendifferenz und zur Hypotonie der unteren Extremitäten mit abgeschwächtem
Leistenpuls. Daraus resultieren Symptome wie Kopfschmerzen, kalte Füße mit
abgeschwächtem Puls sowie ein Systolikum über dem Aortenareal. Im Röntgenbild
des Thorax sind die charakteristischen Rippenusuren nachweisbar. Neben der
Diagnostik mittels Echokardiografie kann eine weitere Bildgebung mittels
Computertomografie und Magnetresonanztomografie erfolgen. Dabei erlaubt die
Magnetresonanztomografie auch eine Fluss- und Gradientenbestimmung. Bei Diagnose
einer Aortenisthmusstenose sollte auf assoziierte Anomalien geachtet werden wie
etwa eine bikuspide Aortenklappe.
Lakritze. Die in Lakritze (Süßholz) enthaltene Glycyrrhizinsäure greift
über eine Hemmung der Steroid-5β-Reduktase und der
11β-Hydroxysteroid-Dehydrogenase 2 in den Steroidstoffwechsel ein und kann so
bei exzessivem Genuss zu einer Hypertonie führen. Lakritzhaltige Genussmittel
sind insbesondere in den Niederlanden beliebt.
Monogenetische Hypertonieformen. Monogenetische Hypertonieformen führen
häufig über eine Aktivierung von Mineralokortikoidrezeptoren und durch
überaktive epitheliale Natriumkanäle der Niere zu einer Blutdrucksteigerung. Zu
den monogenetischen Hypertonieformen zählt etwa das Liddle-Syndrom
(„gain-of-function“-Mutation des epithelialen Natriumkanals mit erhöhter renaler
Natriumrückresorption).
Weitere seltene Ursachen für eine sekundäre Hypertonie sind die
Aortenisthmusstenose, ein Lakritzabusus und genetische Faktoren.
Therapierefraktäre Hypertonie
Therapierefraktäre Hypertonie
Die Definition einer resistenten oder therapierefraktären Hypertonie meint in der
Regel die fehlende Einstellung des systolischen oder diastolischen Blutdrucks auf
den Zielwert, wenn mindestens 3 Antihypertensiva verschrieben wurden, wobei eines
davon ein Diuretikum sein sollte [2].
Verwendet man diese Klassifikation, so lag in einer großen Hypertoniestudie
(ALLHAT-Studie) die Inzidenz der resistenten Hypertonie bei 15 %. Insgesamt kommen
verschiedene Ursachen infrage [6]. Eine ganz entscheidende
Ursache der insuffizienten Hypertonietherapie ist die ungenügende Adhärenz zur
medikamentösen Therapie. Hier konnte gezeigt werden, dass 1 Jahr nach Beginn einer
antihypertensiven Monotherapie nur noch ca. ⅔ der Patienten ihr Medikament
regelmäßig einnahmen. Ursächlich sind hier sicher Nebenwirkungen zu nennen, wobei
die Adhärenz bei AT1-Rezeptorblockern am höchsten lag. Als weitere
Ursachen sind eine unzureichende Lebensstilmodifikation mit starkem Alkoholkonsum
und Gewichtszunahmen zu nennen. Wie oben dargelegt, muss die parallele Einnahme
anderer Medikamente, die zu einer Erschwerung der Blutdruckeinstellung führen
können, berücksichtigt werden.
Der erste Schritt in der Evaluation der therapierefraktären Hypertonie ist eine
ambulante Langzeitmessung (ABDM) zum Ausschluss einer Pseudoresistenz
(Praxishypertonie) sowie die sorgfältige Anamnese des Patienten und der Ausschluss
sekundärer Ursachen. In Bezug auf die Adhärenz ist die Umstellung der Medikation auf
fixe Kombinationspräparate hilfreich, da diese die Adhärenz der Patienten häufig
erhöhen. Eine zweite Möglichkeit beinhaltet die kurze stationäre Aufnahme des
Patienten, um die Blutdruckeinstellung unter kontrollierten Bedingungen
durchzuführen. Ferner sollte an das Vorliegen eines Schlafapnoesyndroms gedacht
werden und ein Schlafapnoe-Screening zur Evaluation durchgeführt werden.
Bei therapierefraktärer Hypertonie sollte als mögliche Ursache immer auch eine
fehlende Adhärenz erwogen werden. Die ABDM kann eine Pseudoresistenz
aufdecken.
Fazit
Da erhöhte Blutdruckwerte häufig aufzufinden und mit einem kardiovaskulären Risiko
vergesellschaftet sind, sollte zunächst immer eine Basisdiagnostik hinsichtlich
bereits vorliegender Endorganschäden mit apparativer Diagnostik, aber auch eine
Abklärung eventueller möglicher Ursachen mit Anamnese und Labordiagnostik erfolgen.
Bei Verdacht auf eine sekundäre Hypertonie sind vor allem renale, renovaskuläre bzw.
endokrinologische Ursachen sowie eine Schlafapnoe auszuschließen.