Der Klinikarzt 2012; 41(09): 440
DOI: 10.1055/s-0032-1328847
Forum der Industrie
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Interview mit Prof. Tom Schaberg, Rotenburg – Moxifloxacin – effektive und sichere Therapieoption bei akuten Exazerbationen der COPD

Further Information

Publication History

Publication Date:
27 September 2012 (online)

 
 

    Die Behandlung akuter Exazerbationen bei Patienten mit COPD ist oft eine medizinische Herausforderung. Wie die MAESTRAL-Studie belegt, sind mit Moxifloxacin bei bestätigter bakterieller Infektion besonders gute und anhaltende Heilungserfolge zu erwirken. Die Hintergründe der Studie und die Bedeutung der Studienergebnisse erläutert Prof. Tom Schaberg vom Zentrum für Pneumologie am Diakoniekrankenhaus Rotenburg als Leiter der deutschen Studiengruppe.

    Zoom Image
    Prof. Tom Schaber

    ? Herr Professor Schaberg, was ist für Sie das zentrale Resultat der MAESTRAL-Studie?

    Prof. Tom Schaberg: Das wohl wichtigste Ergebnis ist die eigentlich selbstverständliche Feststellung, dass COPD-Patienten mit akuter Exazerbation dann von einem Antibiotikum profitieren, wenn ein bakterieller Infekt zu Grunde liegt. Ist dies der Fall, dann ist durch eine Behandlung mit Moxifloxacin ein guter und anhaltender Therapieerfolg zu erzielen. Für Moxifloxacin spricht bei den akuten COPD-Exazerbationen vor allem das breite Wirkspektrum der Substanz. Denn häufig kann in solchen Fällen kein konkreter Erreger nachgewiesen werden, etwa weil die Logistik der Sputumaufbereitung schwierig ist, weil der verursachende Erreger beim Transport abstirbt oder weil aus anderen Gründen der Nachweis nicht geführt wurde. Mit einem breit wirksamen Antibiotikum wie Moxifloxacin ist offenbar auch in solchen Situationen mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Therapieerfolg zu erzielen, vorausgesetzt ein bakterieller Infekt kann aufgrund der Symptome des Patienten inklusive einer Sputumpurulenz angenommen werden. Dies ist ein bedeutsamer Befund, da es sich bei den Studienteilnehmern eindeutig um Risikopatienten gehandelt hat, also um ältere Patienten und solche mit schlechter Lungenfunktion und um COPD-Patienten mit bereits mehreren akuten Exazerbationen in der Anamnese.

    ? Wie sichert man die bakterielle Ursache der Exazerbation, wenn kein Erregernachweis erfolgt oder möglich ist?

    Schaberg: Wichtig ist die Sputum-Visite, also das genaue Betrachten des Sputums. Bei bakteriellem Infekt ist das Sputum gelb-grün gefärbt, nicht mehr durchscheinend und nicht mit klarem Mukus durchsetzt, sondern purulent.

    ? Wie ist die signifikante Überlegenheit von Moxifloxacin bei bakteriell bedingter Infektion zu erklären?

    Schaberg: Moxifloxacin zeichnet sich durch ein breites antibakterielles Wirkspektrum aus und erfasst die üblichen bei den COPD-Exazerbationen infrage kommenden Erreger. Die Überlegenheit gegenüber Amoxicillin/Clavulansäure dürfte wesentlich auf der besseren antibakteriellen Wirksamkeit von Moxifloxacin gegenüber Haemophilus influenzae sowie anderen Gram-negativen Erregern beruhen und den durch den Wirkstoff erzielten hohen Eradikationsraten.

    ? Wieso wurde der Endpunkt "klinisches Versagen" nach 8 Wochen gewählt?

    Schaberg: Es wird bei der Behandlung akuter Exazerbationen der COPD nicht nur eine kurzfristige klinische Heilung angestrebt. Diese soll vielmehr möglichst lange anhalten und im Idealfall sollte mit der Therapie gleichzeitig der nächsten AECOPD schon vorgebeugt werden. Es ist deshalb wichtig, nicht nur zu prüfen, welche Strategie bei Therapieende am effektivsten ist, sondern die Heilungsraten darüber hinaus zu analysieren. Es gibt aus früheren Studien Hinweise darauf, dass Moxifloxacin eine gute Wirksamkeit über die Behandlungszeit hinaus vermittelt und dies hat sich in der aktuellen MAESTRAL-Studie bei Patienten mit nachgewiesener bakterieller Infektion bestätigt. Dies ist bedeutsam, da wir wissen, dass die Sterblichkeit der COPD-Patienten eng mit der Exazerbationshäufigkeit korreliert. So haben Patienten mit mehrfachen Exazerbationen pro Jahr eine deutlich schlechtere Überlebenswahrscheinlichkeit in den kommenden 5 Jahren als Patienten, die nur selten exazerbieren.

    ? Wie bewerten Sie generell Moxifloxacin in seiner Wirksamkeit und Sicherheit bei der Behandlung von AECOPD?

    Schaberg: Es gibt umfassende Erfahrungen zur klinischen Wirksamkeit und Sicherheit von Moxifloxacin bei der Therapie akuter Exazerbationen bei Patienten mit COPD. Der Wirkstoff deckt das übliche Erregerspektrum respiratorischer Infektionen gut ab und das gilt für die AECOPD gleichermaßen wie für die ambulant erworbene Pneumonie. Moxifloxacin weist dabei eine exzellente Wirksamkeit gegen Haemophilus influenzae als einem der wichtigsten Erreger solcher Infektionen auf. Es zeichnet sich ferner durch ein gutes Sicherheitsprofil mit nur geringer potenzieller Toxizität aus und auch die hepatische Toxizität ist nach derzeitiger Kenntnislage keinesfalls höher als bei anderen Antibiotika. Die Sicherheit und gute Verträglichkeit von Moxifloxacin bei der Behandlung bakteriell bedingter respiratorischer Infektionen sind aus meiner Sicht in Studien gut dokumentiert und der Wirkstoff hat sich zudem in diesen Indikationen in Klinik und Praxis gut bewährt. Diese gute Wirksamkeit und Verträglichkeit wurden nunmehr nicht zuletzt auch in der MAESTRAL-Studie bestätigt.

    Herr Professor Schaberg, haben Sie vielen Dank für das Interview.
    Das Interview führte Christine Vetter, Köln

    Quelle: Wilson R et al. Late-breaking abstract: Moxifloxacin (MXF) vs amoxicillin/clavulanic acid (AMC) in acute exacerbations of COPD (AECOPD): Results of a large clinical trial with a novel endpoint, Oral Presentation 195, Symposium "New decade, new approaches to respiratory tract infections” beim Jahreskongress der "European Respiratory Society" (ERS) 2011 in Amsterdam.

    Der Beitrag entstand mit freundlicher Unterstützung von Bayer Vital GmbH, Leverkusen


    #

    * Im Bereich der Atemwege sind Avalox 400 mg Filmtabletten in Deutschland zugelassen für folgende bakterielle Infektionen im Erwachsenen-alter: Moxifloxacin sollte nur angewendet werden, wenn andere Antibiotika, die für die initiale Behandlung dieser Infektionen üblicherweise empfohlen werden, für ungeeignet erachtet werden oder wenn diese versagt haben:
    - Akute, bakterielle Sinusitis (entsprechend diagnostiziert)
    -Akute Exazerbation der chronischen Bronchitis (entsprechend diagnostiziert)
    -Ambulant erworbene Pneumonie, ausge-nommen schwere Formen




     
    Zoom Image
    Prof. Tom Schaber