Pneumologie 2012; 66(10): 573
DOI: 10.1055/s-0032-1329457
Pneumo-Fokus
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

COPD – Effekt der Reha auf Angst und Depression unterschätzt

Contributor(s):
Friederike Klein
Harrison SL et al.
Respir Med 2012;
106: 838-844
Further Information

Publication History

Publication Date:
10 October 2012 (online)

 

    COPD-Patienten leiden häufig unter Depressionen und Angststörungen. Beides geht mit einem erhöhten Risiko für physische und funktionelle Beeinträchtigungen und schlechtere Lebensqualität einher. S. L. Harrison et al. haben nun untersucht, wie sehr die pneumologische Rehabilitation die Leistungs- und Funktionsfähigkeit sowie das Allgemeinbefinden verbessert.
    Respir Med 2012; 106: 838–844

    Die britischen Forscher studierten die Daten von 518 COPD-Patienten (medianes Alter 69,2 Jahre) hinsichtlich der Wirksamkeit einer pneumologischen Rehabilitation (PR) auf Depression und Angstsymptome in Abhängigkeit vom Schweregrad. Dazu wurden die Patienten auf der Basis der Hospital Anxiety and Depression Scale (HADS) vor der PR in 3 Gruppen eingeteilt: keine (HADS 0–7), wahrscheinliche (HADS-Werte 8–10) und vorhandene Symptome (HADS-Werte 11–21). Angstsymptome waren bei 24,3 % wahrscheinlich und bei 27,2 % der Patienten vorhanden, depressive Symptome bei 21,7 bzw. 17,4 %. Ein Ansprechen auf die PR als Maß der Effektivität wurde definiert als eine Veränderung von 48 und mehr Metern beim Incremental-Shuttle-Walking-Test (ISWD). Im Fokus der Forscher stand zudem der Einfluss Symptome auf die Abbruchrate. Als vollständig abgeschlossene Rehabilitation wurde nur gewertet, wenn die Patienten die gesamte Maßnahme inklusive der Abschlussuntersuchung absolviert hatten.

    Zoom Image
    Sowohl Angst als auch Depressivität ist ein häufiges komorbides Phänomen bei COPD.(Bild: Thomas Möller /Thieme Verlagsgruppe)

    Während sich die HADS-Werte in der Gruppe mit einem initialen HADS-Wert von 0–7 bei der Abschlussuntersuchung gegenüber dem Ausgangswert nicht verringert hatten, zeigte sich sowohl bei wahrscheinlichen als auch bei vorhandenen Symptomen von Depression und Angst eine deutliche Reduktion der Werte (jeweils p < 0,001). Diese Symptomwertreduktion war in der Gruppe mit höheren initialen HADS-Werten größer als in der Gruppe mit initial mittleren Werten (p < 0,001). Die Annahme, dass erhöhte Angst- und Depressionssymptomwerte mit einem häufigeren Abbruch der Rehabilitation einhergehen, bestätigten sich in der untersuchten Kohorte nicht. Auch unterschieden sich Patienten, die auf die PR angesprochen hatten, in ihren Angst- und Depressionswerten nicht von solchen, die das Ansprechkriterium der Studie für die PR nicht erfüllt hatten.

    Fazit

    Die PR reduziert Symptome von Depression und Angst umso stärker, je ausgeprägter diese vor Beginn der Rehabilitation waren. Diese schweregradabhängige Effektivität führt laut Autorenteam dazu, dass die Auswirkungen der PR auf relevante Depressions- und Angstsymptome bisher möglicherweise unterschätzt wurde.

    Mehr zum Thema

    Zöckler N et al. Krankheitsbezogene Ängste und Depressivität bei COPD-Patienten. Pneumologie 2012; 66: 290-296.


    #


    Zoom Image
    Sowohl Angst als auch Depressivität ist ein häufiges komorbides Phänomen bei COPD.(Bild: Thomas Möller /Thieme Verlagsgruppe)