Z Orthop Unfall 2012; 150(05): 460
DOI: 10.1055/s-0032-1329635
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Verletzungen im Powerlifting – Schluss mit den Vorurteilen

Contributor(s):
Matthias Lerch
Siewe J et al.
Injuries and overuse syndromes in powerlifting.

Int J Sports Med 2011;
32: 703-711
Further Information

Publication History

Publication Date:
17 October 2012 (online)

 
 

Diese Studie zeigt auf, dass das Powerlifting zu den sichersten Sportarten überhaupt zählt und klärt so manchen Sportmediziner über die Prävention und Therapie auf.
Injuries and overuse syndromes in powerlifting. Int J Sports Med 2011; 32: 703–711

Einleitung

Kraftdreikampf (Powerlifting) ist eine kompetitive Disziplin des Gewichthebens. Sie erfreut sich weltweit wachsender Beliebtheit und die Trainingsmethoden werden quasi durchgängig in allen Sportdisziplinen angewandt. Ziel ist in drei Versuchen das maximale Gewicht im Kreuzheben (Deadlift), der Kniebeuge (Squat) und dem Bankdrücken (Benchpress) zu bewegen. Dabei müssen strenge Regeln beachtet werden. Weltrekorde in der offenen Klasse im Superschwergewicht der Männer sind 455 kg (Kilogramm) Kniebeuge, 345 kg Bankdrücken, 380 kg Kreuzheben. Um diese Leistungen zu erzielen müssen immense Trainingsvolumina absolviert werden, die bei den Athleten zu Beschwerden führen können. Diese Sportart ist den meisten Sportärzten weitestgehend unbekannt ist und sie sind häufig mit den chronischen und akuten Beschwerden in Verbindung mit dem Leistungsanspruch überfordert. Ziel dieser Studie war es die Problembereiche, sowie die Verletzungsmuster zu identifizieren und Ratschläge zu Therapie und Prävention zu geben.


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Studiendesign

In einer epidemiologischen Studie wurden 245 (219 männlich, 26 weiblich) kompetitive und Elite-Powerlifter per Fragebogen interviewt. Neben generellen Fragen (Geschlecht, Alter, Gewicht) wurden die maximalen Gewichte, Trainingsgewohnheiten, Hilfsmittel und Aufwärmroutine erfragt. Die Athleten sollten im Weiteren Aussagen über Beschwerden, Verletzungen, Operationen und Medikamente in ihrer gesamten Kariere treffen.


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Ergebnisse

Die Probanden wurden aus 97 Vereinen ausgewählt. 92 % der Athleten hatten zumindest einen nationalen und internationalen Titel gewonnen. 43,3 % der Athleten beklagten Beschwerden während des Trainings. Die Verletzungsrate betrug 0,3/Jahr (1 Verletzung in 1000 Stunden Training). Weder extrinsische noch intrinsische Faktoren schienen diese Zahl zu beeinflussen. Die Benutzung eines Gewichthebergürtels war assoziiert mit Verletzungen der Lendenwirbelsäule. Insbesondere Frauen und Athleten > 40 Jahre waren vermehrt an der oberen Extremität verletzt. Hilfsmittel schienen insgesamt mit Beschwerden der unterstützen Region assoziiert zu sein. Der größte Anteil der Athleten ist durch die beklagten Beschwerden nicht in der Trainingsroutine beeinflusst.


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Kommentar

In der vorgestellten Studie ist es gelungen ein relativ genaues Bild über Verletzung und Überlastungssyndrome im Powerlifting zu geben. Es werden diverse Vorurteile ausgeräumt. So konnte gezeigt werden, dass dieser Sport zu den sichersten Sportarten überhaupt zählt und dass Traumata, wie sie gerne in Falldarstellungen und in der Laienpresse dargestellt werden eine untergeordnete Rolle spielen. Die Autoren setzen sich in der Diskussion hervorragend mit der Literatur auseinander und stellen quasi jedes ihrer Ergebnisse auch in einen therapeutischen Kontext. Die Nachteile des Studiendesigns werden klar dargestellt. Insbesondere der retrospektive Charakter der Studie kann zu Verzerrungen der Ergebnisse führen. Außerdem wurden kumulative Verletzungen über die gesamte Karriere angegeben. Nicht genannt wurde ein möglicher „selection bias“, der sich aus dem hohen Niveau der Athleten ergibt. In der Studie wurden Sportler nicht erfasst, die auf dem Weg zum Hochleistungsathlet den Sport verletzungsbedingt gänzlich beenden mussten. Die Dopingproblematik wird leider in der Arbeit nicht erwähnt. Insbesondere vor dem Hintergrund, dass Powerliftingtechniken in zum Teil hohen Volumina aus der Trainingsroutine vieler Sportarten nicht mehr wegzudenken ist (z. B. Kniebeuge für Volleyballer und Basketballer, Bankdrücken für Kugelstoßer), ist diese Arbeit für jeden Sportarzt sehr lesenswert.

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Das Kreuzheben ist nur eine Disziplin des Powerlifting, das sich immer mehr Beliebtheit erfreut.(Foto: Photodisc)

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Das Kreuzheben ist nur eine Disziplin des Powerlifting, das sich immer mehr Beliebtheit erfreut.(Foto: Photodisc)