Die Compliance der Lunge ist ein wichtiger Indikator für die Dehnbarkeit der Atmungsorgans.
Die Aussagekraft der statischen Lungencompliance bei durch Asbest verursachte Erkrankungen,
insbesondere bei Patienten mit parietalen Pleuraplaques, haben J. Schneider et al.
nun beschrieben.
Lung 2012; 190: 441–449
An der Studie beteiligten sich 154 Patienten, die in Bad Reichenhall wegen einer anerkannten
astbestbedingten Berufskrankheit an einer Rehabilitation teilnahmen. Neben verschiedenen
Lungenfunktionsmessungen und der statischen Compliance führten die Autoren eine hochauflösende
Computertomografie (HRCT) durch, um die klinischen mit den bildgebenden Befunden zu
korrelieren. Laut HRCT wiesen 63 Patienten parietale Pleuraplaques auf, 10 eine viszerale
Pleurafibrose, 39 hatten neben parietalen Pleuraplaques auch eine parenchymale pulmonale
Asbestose und 42 eine parenchymale pulmonale Asbestose mit viszeraler Pleurafibrose.
Patienten mit Asbestose plus viszeraler Pleurafibrose waren im Mittel älter, kleiner
und wogen weniger als die Patienten der übrigen Gruppen. Bezüglich der Asbestexposition
und des Rauchstatus waren alle Gruppen vergleichbar.
In der vorliegenden Studie wurde die statische Lungencompliance bei asbestinduzierten
Erkrankungen untersucht.(Bild: PhotoDisc.)
Unterschiede bei der viszeralen Pleurafibrose
Im Vergleich zu Patienten mit parietalen Pleuraplaques wiesen diejenigen mit Asbestose
und viszeraler Pleurafibrose eine deutlich schlechtere statische Lungencompliance,
Diffusions- und Vitalkapazität auf. Die viszerale Pleuraverdickung war auch assoziiert
mit einer verminderten Einsekundenkapazität (FEV1), einem verringerten maximalen expiratorischen Fluss (MEF 50) und einer reduzierten
bei forcierter Exspiration gemessenen Vitalkapazität (FEV1/FVC).
Die multiple Regressionsanalyse zeigte, dass das Vorhandensein einer viszeralen Pleurafibrose
der wichtigste Faktor für eine reduzierte statische Lungencompliance war (p = 0,017).
Als Referenz zogen die Untersucher 5 verschiedene Formeln unterschiedlicher Autoren
heran. Die so ermittelten Referenzwerte der statischen Lungencompliance differierten
allerdings erheblich. Im Vergleich zu den medianen Referenzwerten lag die Sensitivität
für das Feststellen einer reduzierten Lungencompliance in dieser Kohorte zwischen
9,7 und 45,5%. Andere Faktoren der Atemwegsfunktion zeigten überhaupt keine deutlichen
Unterschiede.
Nach Angaben der Autoren reicht die Messung der statischen Lungencompliance nicht
aus, um bei Patienten mit parietalen Pleuraplaques frühzeitig eine eingeschränkte
Lungenfunktion nachzuweisen.