Pneumologie 2012; 66(11): 636
DOI: 10.1055/s-0032-1330900
Pneumo-Fokus
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Idiopathische Lungenfibrose – Dreifachtherapie ist mit erhöhter Sterberate assoziiert

Contributor(s):
Friederike Klein
Idiopathic Pulmonary Fibrosis Cinical Research Network.
N Engl J Med 2012;
366: 1968-1977
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Publication History

Publication Date:
06 November 2012 (online)

 

Bei milder idiopathischer Lungenfibrose (IPF) wird häufig eine Immunsuppression mit Prednison und Azathioprin kombiniert mit N-Acetylcystein (NAC) eingesetzt. Das "Idiopathic Pulmonary Fibrosis Cinical Research Network" hat nun in der PANTHER-IPF-Studie die Sicherheit und Wirksamkeit dieses Therapieregimes untersucht.
N Engl J Med 2012; 366: 1968–1977

Tatsächlich hatte eine Studie bisher nur belegt, dass die Dreifachkombination die Lungenfunktion besser erhält als die Zweifachkombination von Glukokortikoid und Immunsuppressivum. Es gab bisher aber keine placebokontrollierte Studie, die Sicherheit und Wirksamkeit dieser beiden Wirkstoffe belegt hätte. In der jetzt vorliegenden randomisiert-kontrollierten Doppelblindstudie erhielten Patienten mit IPF und einer bisher nur geringen oder mäßigen Einschränkung der Lungenfunktion in 3 Gruppen entweder die Dreifachkombination mit Prednison, Azathioprin und NAC oder nur NAC oder Placebo. Die forcierte Vitalkapazität (FVC) sollte dabei eingangs noch mindestens 50 % betragen, die CO-Diffusionskapazität noch mindestens 30 % des Sollwerts. Als primären Endpunkt hatte das Netzwerk die longitudinale Veränderung der FVC während eines 60-wöchigen Behandlungszeitraums vorgesehen.

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Forschungsschwerpunkt IPF: Zum "Idiopathic Pulmonary Fibrosis Cinical Research Network" (www.ipfnet.org) haben sich 26 medizinische Zentren in den USA zusammengeschlossen.(Bild: Kirchner J. Thoraxdiagnostik. Thieme 2010.)

Vorzeitiger Studienabbruch

Die Autoren der Studie hatten vorab festgelegt, eine Interimsanalyse durchzuführen, wenn etwa 50 % der vorgesehenen Daten ermittelt worden waren. In diese Auswertung flossen Daten von 77 Patienten des Kombinationstherapie- und 78 des Placebo-Arms ein. Dabei zeigte sich, dass die Patienten unter der Kombinationstherapie eine gegenüber Placebo deutlich erhöhte Todes- (8 vs. 1, p = 0,01) und Hospitalisierungsrate (23 vs. 7, p < 0,001) hatten.

Akute Exazerbationen waren im Kombinationsarm häufiger als im Placeboarm (5 vs. 0, p = 0,03) und ebenso häufiger wie schwere unerwünschte Ereignisse (24 vs. 8, p = 0,001). Gleichzeitig zeichnete sich kein Hinweis auf einen physiologischen oder klinischen Vorteil zugunsten der Kombinationstherapie ab. Daraufhin empfahl das unabhängige Gremium für das Daten- und Sicherheitsmonitoring, den Kombinationsarm nach einer medianen Beobachtungszeit von 32 Wochen zu stoppen. Die Daten des NAC-Behandlungsarms liegen noch nicht vor.

Fazit

Die Studie deckt die Risiken der bislang häufig eingesetzten Dreifachkombination Prednison, Azathioprin und NAC auf, ohne dass Anzeichen einer für die Patienten relevanten Wirksamkeit zu beobachten waren. Damit besteht nach Angaben der Autoren eine starke Evidenz dafür, diese Kombination nicht mehr einzusetzen.


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Forschungsschwerpunkt IPF: Zum "Idiopathic Pulmonary Fibrosis Cinical Research Network" (www.ipfnet.org) haben sich 26 medizinische Zentren in den USA zusammengeschlossen.(Bild: Kirchner J. Thoraxdiagnostik. Thieme 2010.)