Dialyse aktuell 2012; 16(09): 497
DOI: 10.1055/s-0032-1331652
Journal-Club
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

IgA-Nephropathie – Hohe Level der Mikro-RNA miR-148b bedingen übermäßige IgA1-Glykosylierung

Rezensent(en):
Gunter Wolf
Serino G, Sallustio F, Cox SN et al.
Abnormal miR-418b expression promotes aberrant glycosylation of IgA1 in IgA nephropathy.

J Am Soc Nephrol 2012;
23: 814-824
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
07. Dezember 2012 (online)

 
 

Quelle: Serino G, Sallustio F, Cox SN et al. Abnormal miR-418b expression promotes aberrant glycosylation of IgA1 in IgA nephropathy. J Am Soc Nephrol 2012; 23: 814–824

Thema: Die IgA-Nephropathie ist die häufigste Glomerulonephritis in der westlichen Welt. Frühere Untersuchungen konnten zeigen, dass ihr genetische Ursachen zugrunde liegen. Pathophysiologisch ist die IgA-Nephropathie dadurch charakterisiert, dass eine O-Glykosilierung in der sogenannten Hinge-Region von IgA1 verändert ist. Die molekularen Mechanismen, die zu dieser veränderten Glykosilierung, die damit letztendlich zur verstärkten Ablagerung von IgA1 in der Niere führen, sind nicht völlig klar. Allerdings beobachtete man eine reduzierte Expression des Enzyms β1,3-Galak­tosyltransferase 1 (C1GALT1).

Projekt: In der vorliegenden Studie wurden Mikro-RNAs aus Leukozyten von Patienten mit IgA-Nephropathie charakterisiert und mit einem gesunden Kontrollkollektiv verglichen. Zusätzlich wurden Tierversuche an bestimmten Mäusen, die die Mikro-RNA (miR-148b) nicht besitzen, durchgeführt.

Ergebnisse: Es bestätigte sich, dass Patienten mit IgA-Nephropathie eine signifikant geringere C1GALT1-Expression in den Leukozyten besitzen, die negativ korreliert war mit der miR-148b-Expression. Eine Transfektion von Leukozyten, erhalten von gesunden Probanden mit miR-148b-RNA, führte zu einer Reduktion der endogenen C1GALT1-mRNA-Expression. Auf der anderen Seite zeigte ein Verlust der miR-148b-RNA in Leukozyten von Patienten mit IgA-Nephropathie eine Zunahme der Expression des Enzyms C1GALT1.

Fazit: Diese Daten zeigen überzeugend, dass die Expression von sogenannten miRNAs (und zwar insbesondere die Expression der miR-148b-RNA) zu einer Reduktion des Enzyms β1,3-Galaktosyltransferase führt und damit für die aberrante Glykosilierung von IgA1 bei Patienten mit IgA-Nephropathie verantwortlich ist. Diese Daten könnten potenziell zur Entwicklung neuartiger Therapiestrategien bei Patienten mit IgA-Nephropathie beitragen.

Schlüsselwörter: IgA-Nephropathie – Mikro-RNAs – abnormale Glykosilierung von IgA1 – neue Therapiekonzepte

Kommentar

Die IgA-Nephropathie ist die häufigste Glomerulonephritis in den westlichen Ländern, die bei bis zu einem Drittel der Patienten zur terminalen Niereninsuffizienz führen kann [ 1 ]. Die Pathophysiologie der IgA-Nephropathie ist komplex und es existieren letztendlich keine kausalen Behandlungsstrategien. Man weiß jedoch, dass eine genetische Komponente bei der Entstehung der Erkrankung eine entscheidende Rolle spielt [ 2 ]. Mikro-RNAs sind kurze, hoch konservierte, nicht kodierende RNAs, die eine wichtige Rolle im kompletten Netzwerk der Genregulation, insbesondere bei der Genabschaltung, spielen. Sie weisen allgemein eine Größe von 21–23 Nukleotiden auf. Die Sequenzen für Mikro-RNAs finden sich innerhalb von Exons oder Introns proteinkodierender Gene und sind somit genetisch bestimmt [ 3 ]. In der vorliegenden Studie konnte erstmals gezeigt werden, dass eine bestimmte Mikro-RNA zu einer Suppression des Gens der β1,3-Galaktosyltransferase führt und hiermit für die veränderte Glykosilierung von IgA1, was verstärkt in der Niere von Patienten mit IgA-Nephropathie abgelagert wird, führte. Hiermit ist eine wichtige genetische Komponente der IgA-Nephropathie entschlüsselt. Obwohl sicher weitere Studien abzuwarten bleiben, könnten diese Erkenntnisse zu neuen kausalen Therapiestrategien bei der IgA-Nephropathie führen.


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  • Literatur

  • 1 D’Amico G. The commonest glomerulonephritis in the world: IgA nephropathy. Q J Med 1987; 64: 709-727
  • 2 Li GS, Zhang H, Lv JC et al. Varaints of C1GALT1 gene are associated with the genetic susceptibility to IgA nephropathy. Kidney Int 2007; 71: 448-453
  • 3 Chandrasekaran K, Karolina DS, Sepramaniam S et al. Role of microRNAs in kidney homeostasis and disease. Kidney Int 2012; 81: 617-627

  • Literatur

  • 1 D’Amico G. The commonest glomerulonephritis in the world: IgA nephropathy. Q J Med 1987; 64: 709-727
  • 2 Li GS, Zhang H, Lv JC et al. Varaints of C1GALT1 gene are associated with the genetic susceptibility to IgA nephropathy. Kidney Int 2007; 71: 448-453
  • 3 Chandrasekaran K, Karolina DS, Sepramaniam S et al. Role of microRNAs in kidney homeostasis and disease. Kidney Int 2012; 81: 617-627