In den USA ist es Ende September zu einem Ausbruch von Pilzinfektionen gekommen, der durch ein verunreinigtes Arzneimittel des Pharmakonzerns New England Compounding Center (NECC) hervorgerufen wurde. Bis Ende November erkrankten 510 Menschen in 19 Bundesstaaten, 36 von ihnen verstarben an den Folgen der Infektion. Bei fast allen Betroffenen führte die Pilzinfektion zu einer Meningitis oder zu anderen Erkrankungen am zentralen Nervensystem. Lediglich 14 Patienten litten unter einer peripheren Arthritis.
Die meisten Erkrankungen wurden durch die Pilzart Exserohilum rostratum hervorgerufen. In einzelnen Fällen konnten jedoch auch die Pilze Aspergillus fumigatus und Cladosporium sp. als Krankheitsursache identifiziert werden. Alle Betroffenen bekamen vorher ein Medikament verabreicht, das den Wirkstoff Methylprednisolon enthält – ein Steroid mit vielfältigen Einsatzgebieten. Bei den pilzverseuchten Chargen handelte es sich um Spritzen, die hauptsächlich gegen Rücken- und Nackenschmerzen eingesetzt wurden. In einigen Fällen wurde hiermit jedoch auch eine Arthritis behandelt: Das sind die Fälle, bei denen die Patienten keine Meningitis sondern eine Pilzinfektion in den Gelenken entwickelten.
Anfang November zeichnete sich nun ein neues Problem ab: Immer mehr Menschen suchten nach zunächst erfolgreicher Behandlung erneut medizinische Hilfe auf, da nun nahe der Einspritzstelle des kontaminierten Medikaments am Rücken oder im Nacken ein starker Schmerz auftrat. MRT-Scans zeigten in diesen Fällen, dass sich hier – trotz der Gabe von antimykotischen Medikamenten – durch E. rostratum verursachte Epiduralabszesse gebildet hatten. Bei einigen Patienten ließen sich diese durch neurochirurgische Eingriffe entfernen. In anderen Fällen lagen die Abzesse für eine operative Entfernung zu nah an den Nerven. Hier blieb nichts anderes übrig, als eine weitere Kombination antimykotischer Substanzen zu verabreichen und das Beste zu hoffen. Wie weit dieses Problem tatsächlich verbreitet ist, ließ sich bei Redaktionsschluss noch nicht abschätzen. Zu diesem Zeitpunkt war lediglich bekannt, dass in einzelnen Krankenhäusern bis zu einem Drittel der betroffenen Patienten solche Epiduralabszesse entwickelten.
Ende September hatte die Herstellerfirma NECC zunächst 3 Chargen des Medikaments zurückgerufen. Mittlerweile hatten jedoch bereits fast 14 000 Menschen in 23 Bundesstaaten mindestens eine der Spritzen erhalten. Anfang Oktober wurde der Rückruf dann auf alle Produkte ausgeweitet, die von dem NECC-Standort in Framingham (Massachusetts) vertrieben worden waren. Bei den folgenden Untersuchungen konnte in den zuerst betroffenen Chargen E. rostratum nachgewiesen werden. Außerdem wurden auch die Pilzarten Rhodotorula laryngis und Rhizopus stolonifer in den Proben identifiziert. Diese beiden Arten sind jedoch nicht als humanpathogen bekannt.
Die Schwärzepilzart Exserohilum rostratum gedeiht am besten unter warmen, feuchten Bedingungen. Sie ist im Boden und auf Pflanzen, insbesondere Gräsern, weit verbreitet. Sie verursacht nur selten humane Erkrankungen. Meist handelt es sich dann um subkutane Läsionen.
Quelle: Centers for Disease Control and Prevention (CDC)
Auch die später zurückgerufenen Produkte erwiesen sich als kontaminiert: Hier konnten zahlreiche Bakterien der Gattung Bacillus sowie nahe verwandte Arten nachgewiesen werden. Die Untersuchungen nach vorhandenen Pilzsporen waren bei Redaktionsschluss noch nicht abgeschlossen. Die bisher identifizierten Bakterien verursachen jedoch nur relativ selten humane Erkrankungen und auch im Zusammenhang mit der Gabe von NECC-Produkten wurde bisher noch kein Fall dokumentiert.
Dr. Raymund Lösch und Dipl. Biol. Unn Klare,
Bad Doberan
Quellen: promed, CDC